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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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solche Leute waren nicht die Bedrohung. Solange die Agenten ihre Arbeit ordentlich machten, war die zufällige Bedrohung keine tödliche. Solche Leute verrieten sich fast immer, und das Team wußte, worauf da zu achten war. Nein, diejenigen, von denen die nachrichtendienstliche Abteilung keine Ahnung hatte, stellten die echte Bedrohung dar.
    Sie waren zwar durch massive Zurschaustellung von Macht etwas abzuschrecken, doch ein so massives Aufgebot war zu teuer, zu bedrückend und zu offensichtlich, um nicht von der Öffentlichkeit bemerkt und kritisiert zu werden. Und selbst dann – sie erinnerte sich ans andere Ereignis, Monate nach dem nur knapp verhinderten Tod von SURGEON, SHADOW und dem noch ungeborenen SHORTSTOP. Eine ganze Einsatzgruppe, dachte sie. Es war jetzt eine Lehrstudie auf der Secret Service Academy in Beltsville. Man hatte das Haus der Ryans benutzt, um das Ereignis nachgestellt zu filmen. Chuck Avery – ein guter, erfahrener Einsatzleiter – und seine ganze Gruppe hatte man abgeräumt. Als Frischling hatte sie sich die Analysebänder angeschaut, und selbst da war's ihr kalt über den Rücken gelaufen: wie leicht doch das Team einen kleinen Fehler gemacht hatte, der durch unglückliche Umstände und schlechtes Timing derart ausgewachsen war …
    »Ja, ich weiß.« Sie drehte sich um und sah Don Russel, der etwas frische Luft schnappte und aus einem Plastikbecher Kaffee trank. Drinnen war ein anderer Agent auf Posten.
    »Haben Sie Avery gekannt?«
    »Auf der Academy war er zwei Jahrgänge vor mir. Er war clever, umsichtig und ein sehr guter Schütze. Er hat damals einen der Bösen erledigt, im Finstern und aus dreißig Meter Entfernung, zwei Kugeln in die Brust.« Er schüttelte den Kopf. »In dem Geschäft macht man keine kleinen Fehler, Marci.«
    Das war der Zeitpunkt, da einen der zweite Schauder überkam, der, bei dem man nach der Waffe greifen wollte, nur um sicherzugehen, daß sie da wäre; sich sagen zu können, daß man bereit war, den Job zu tun.
    Dann blinzelte man, und die Vorstellung verging wieder.
    »Sie ist ein wunderschönes kleines Mädchen, Don.«
    »Ich habe selten ein häßliches gesehen«, stimmte Russel zu. Es war die Zeit, da man hätte sagen wollen: Nur keine Sorge, wir geben gut auf sie acht. Doch sie sagten es nicht. Sie dachten es nicht einmal. Statt dessen sahen sie sich um, warfen einen Blick auf die Straße, auf die Bäume und auf den 7-Eleven gegenüber und fragten sich, was sie vergessen hatten und wieviel Geld sie wohl für Überwachungskameras ausgeben dürften.
    George Winston war es gewohnt, abgeholt zu werden. Es war der Gipfel der Vergünstigungen. Man stieg meist aus dem Flugzeug, und es war jemand da, der einen empfing und zum Wagen führte, dessen Chauffeur den kürzesten Weg kannte, wo man hinwollte. Kein Theater mit Hertz-Mietwagen, kein Rumhantieren mit nutzlosen kleinen Stadtplänen, um sich dann doch zu verirren. Es kostete eine Menge Geld, aber das war's wert, denn Zeit war das Wichtigste, was man besaß, und nach der Geburt stand einem nur soundsoviel zur Verfügung, und keiner wußte genau, wieviel er noch auf dem Konto hatte. Der Zug fuhr auf Bahnsteig 6 in Union Station ein. Er hatte ein wenig gelesen und zwischen Trenton und Baltimore auch ein bißchen genickt. Schade, daß die Eisenbahn mit dem Personentransport nichts verdienen konnte, aber man brauchte eben keine Luft zu kaufen, um zu fliegen, während man für Bodentransport Wegerecht erwerben und Trassen unterhalten mußte. Zu schade. Er nahm seinen Mantel und seine Aktentasche, ging zur Tür und gab dem Erste-Klasse-Schaffner beim Aussteigen ein Trinkgeld.
    »Mr. Winston?« fragte ein Mann.
    »Richtig.« Der Mann zeigte seinen Dienstausweis und identifizierte sich damit als Bundesagent. Er hatte einen Partner, wie Winston bemerkte, der dreißig Meter weiter weg stand, Mantel nicht zugeknöpft.
    »Folgen Sie mir bitte, Sir.« Und damit waren sie nur drei Leute mehr, die zu einem wichtigen Treffen unterwegs waren.
    Es gab viele dieser Dossiers, jedes davon so umfangreich, daß sie durchgesehen und Unwichtiges entfernt werden mußte, damit die Aktenschränke nicht überquollen, und es war dennoch bequemer, es auf Papier zu tun als mittels Computer, da es schwerfiel, Computer zu bekommen, die in seiner Muttersprache einwandfrei funktionierten. Die Daten zu überprüfen würde nicht schwierig sein. Zum einen gab es gewiß noch viel Pressematerial, das bestätigte, was er schon wußte, oder

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