Befehl von oben
aber gottverdammt, ich habe gelernt, daß jemand versuchen muß, den Job zu tun. Ich werde ihn nicht mehr alleine tun, George, und ich hab' nicht die Absicht, all die vakanten Posten mit Dünnbrettbohrern zu besetzen, die wissen, wie man ›das System‹ melkt, okay? Ich will Leute mit Ideen da drin, keine Politiker mit Anliegen.«
Winston setzte seine Tasse ab. Er war überrascht, daß seine Hand nicht zitterte. Was Ryan da vorschlug, war in Länge und Breite weit mehr als der Job, den er hatte ablehnen wollen. Und es würde mehr sein, als es prima vista schien. Er würde sich von Freunden trennen müssen – na ja, nicht wirklich, aber es würde bedeuten, daß er keine ministeriellen Entscheidungen treffen würde, die auf irgendwelchen Wahlkampfbeiträgen basierten, welche Wall Street dem Präsidenten für Nettigkeiten zukommen ließ, die Treasury den Häusern dort gewährte. So hatte man das Spiel immer gespielt, und wenn er auch nie einer der Spieler gewesen war, hatte er doch häufig genug mit denen gesprochen, die das System in derselben alten Weise ausgespielt hatten, weil das immer so gewesen war.
»Scheiße«, sagte er leise. »Sie meinen es wohl ernst, nicht wahr?«
Als Gründer der Columbus Group hatte er eine so elementare Pflicht übernommen, daß kaum einer darüber nachdachte, außer denen, die sie wirklich angingen – und auch nicht genug von denen. Buchstäblich Millionen von Menschen vertrauten ihm direkt oder indirekt ihr Geld an, und das bot ihm die theoretische Möglichkeit, ein Dieb im kosmischen Ausmaß zu sein. Doch das konnte man nicht. Zum einen, weil es illegal war und man das Risiko einging, so auf Dauer auf Staatskosten einquartiert zu werden, mit niedrigem Standard und noch primitiveren Nachbarn. Das war aber nicht, weshalb man es nicht tat. Der Grund war, daß das Leute waren da draußen, und sie vertrauten darauf, daß man ehrlich und clever war, und so ging man mit ihrem Geld genauso um wie mit eigenem, vielleicht sogar noch umsichtiger, denn sie konnten nicht so spekulieren wie die Reichen. Entweder man war ein Mann von Ehre oder nicht, und Ehre, hatte mal ein Drehbuchschreiber gesagt, ist das Geschenk eines Menschen an sich selbst. Kein schlechter Aphorismus, sagte sich Winston. Natürlich war es auch profitabel. Man verrichtete ordentlich die Arbeit, dann war es wahrscheinlich, daß die Leute einen belohnten, doch die wirkliche Befriedigung war, daß man das Spiel korrekt spielte. Das Geld war im Grunde nur das Ergebnis von etwas Wichtigerem, denn Geld vergeht, Ehre aber nicht.
»Steuerpolitik?« fragte Winston.
»Wir müssen erst den Kongreß wiederherstellen, nicht wahr?« teilte Ryan mit. »Aber, ja.«
Winston holte tief Luft. »Es ist eine sehr große Aufgabe, Ryan.«
»Wem sagen Sie das?« fragte der Präsident … Dann grinste er.
»Das wird mir keine Freunde machen.«
»Es macht Sie zum Chef des Secret Service. Da wird man Sie gut beschützen, nicht wahr, Andrea?«
Agent Price war es nicht gewohnt, in solche Gespräche einbezogen zu werden, fürchtete aber, sie würde sich daran gewöhnen müssen. »Äh, ja, Mr. President.«
»Es ist alles so verdammt ineffizient«, stellte Winston fest.
»Also bringen Sie's in Ordnung«, teilte ihm Ryan mit.
»Dabei könnte Blut fließen.«
»Kaufen Sie einen Wischlappen. Ich will, daß Ihr Ministerium gesäubert wird, auf Vordermann gebracht und so geführt, als wollten Sie, daß es eines Tages Profit abwirft. Wie Sie das machen, ist Ihr Problem. In bezug auf das Verteidigungsministerium möchte ich dasselbe. Das größte Problem dort ist administrativer Art. Ich brauche jemanden, der ein Unternehmen führen und Profit machen kann, um dort die Bürokratie auszumerzen. Das ist das größte Problem von allen, bei allen Behörden.«
»Sie kennen Tony Bretano?«
»Den bei TRW? Hat die Satellitenabteilung geleitet?« Ryan erinnerte sich an den Namen als ehemaligen Kandidaten für einen höheren Posten im Pentagon, den er rundweg abgelehnt hatte. Viele wiesen solche Angebote zurück. Er mußte dieses Paradigma durchbrechen.
»Lockheed-Martin wird ihn in ein paar Wochen wegstehlen, zumindest höre ich das aus meinen Quellen. Deshalb haben die Aktien von Lockheed einen leichten Anstoß bekommen. Wir raten diesbezüglich zum Kauf. Innerhalb von zwei Jahren hat er TRW zu fünfzigprozentiger Gewinnsteigerung verhelfen. Nicht schlecht für einen Ingenieur, der von Management angeblich nichts versteht. Ich spiele ab und zu Golf mit
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