Befehl von oben
auch nicht.
Zum anderen konnte er vieles auf sehr simple Weise überprüfen, indem er einfach ein paar Orte mit dem Auto abfahren oder die Straßen beobachten ließ. Das war nicht gefährlich. So umsichtig und gründlich der Secret Service der Amerikaner auch sein mochte, er war bestimmt nicht allmächtig. Dieser Ryan-Typ und seine Familie, eine Frau, die arbeitete, Kinder, die zur Schule gingen; und Ryan selber hatte einen Terminplan, den er einhalten mußte. In ihrem Amtsdomizil mochten sie sicher sein – verhältnismäßig jedenfalls, korrigierte er sich, denn kein unbeweglicher Ort war jemals wirklich sicher –, aber diese Sicherheit begleitete sie ja nicht überallhin, oder?
*
Es war mehr als alles andere eine Frage der Finanzierung und der Planung. Er brauchte einen Sponsor.
»Wie viele brauchen Sie?« fragte der Händler.
»Wieviel haben Sie denn?« fragte der Interessent.
»Ich könnte gewiß achtzig beschaffen. Vielleicht hundert«, überlegte der Händler laut und trank einen Schluck Bier.
»Bis wann?«
»Eine Woche wird reichen?« Sie befanden sich in Nairobi, der Hauptstadt von Kenia und einem der bedeutendsten Zentren für diesen speziellen Handel. »Biologische Forschung?«
»Ja, die Wissenschaftler meines Klienten arbeiten an einem sehr interessanten Projekt.«
»Was für ein Projekt könnte das denn sein?« fragte der Händler.
»Das bin ich nicht befugt zu sagen«, war die nicht überraschende Antwort. Ebensowenig würde er sagen, wer sein Klient war. Der Händler reagierte nicht darauf, es war ihm auch ziemlich egal. Seine Neugier war rein menschlich, nicht beruflich. »Wenn wir mit Ihren Diensten zufrieden sind, werden wir eventuell wiederkommen.« Dies war der übliche verbale Ansporn. Der Händler nickte und begann mit der eigentlichen Verhandlung.
»Sie müssen verstehen, daß das kein ganz billiges Unternehmen ist.
Ich muß meine Leute zusammenstellen. Die müssen eine kleines der Wesen finden, die Sie wünschen. Dann gibt es die Probleme mit Einfangen und Transport, Exportgenehmigungen, die üblichen bürokratischen Hindernisse.« Damit meinte er Bestechungen. Der Handel mit African Greens hatte in den letzten Jahren zugenommen. Sie wurden von vielen Unternehmen zu diversen experimentellen Zwecken verwendet. Es war zwar generell schlecht für die Affen, aber es gab ja genügend Affen. Die grüne Meerkatze war nicht gefährdet, und auch wenn es so gewesen wäre. Tiere waren für sein Land nationaler Rohstoff, wie für die Araber das Öl, das man gegen harte Währung verkaufte. Er wurde nicht sentimental deswegen. Sie bissen und spuckten und waren überhaupt unangenehme kleine Luder, so ›niedlich‹ sie den Touristen auch erschienen. Außerdem fraßen sie den zahllosen Kleinbauern im Lande die mühsam erarbeitete Ernte weg und wurden deshalb gründlich verabscheut, ungeachtet dessen, was Wildhüter dazu sagen mochten.
»Die Probleme sind nicht unsere Sorge. Eile ist es. Sie werden sehen, daß wir Sie für prompte Dienste auch großzügig entlohnen können.«
»Hm.« Der Händler trank sein Bier aus, hob die Hand und schnipste mit den Fingern für ein neues. Er nannte den Preis. Dieser beinhaltete seine Unkosten, Bezahlung für die Fänger, die Leute vom Zoll, ein, zwei Polizisten und einen mittleren Verwaltungsbeamten, plus den Reingewinn, der nach Maßstäben der örtlichen Wirtschaft und nach seiner Meinung recht fair war. Es war nicht jeder dieser Ansicht.
»Einverstanden«, sagte der Kunde und nippte an seinem Soft Drink.
Das war eine Enttäuschung. Der Händler feilschte doch so gerne, wie es in Afrika üblich war. Und er hatte noch gar nicht damit begonnen, einen Einblick in die Schwierigkeiten und Wirren seines Geschäfts zu gewähren.
»Ist mir ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Sir. Rufen Sie mich an in … fünf Tagen?«
Der Kunde nickte. Er trank aus und ging. Zehn Minuten später führte er ein Telefongespräch. Für die Botschaft war das an diesem Tag das dritte dieser Art. Doch das wußte er nicht, und noch weitere solche Telefonate wurden in Uganda, Zaire, Tansania und Mali geführt.
*
Jack erinnerte sich ans erstemal im Oval Office, wie man im Vorzimmer von links nach rechts schräg zur gebogenen Tür in der gebogenen Wand mußte, wie in einem Palast aus dem achtzehnten Jahrhundert, was das White House ja eigentlich war, wenn auch bescheiden nach Maßstäben damaliger Zeit. Als erstes bemerkte man gewöhnlich die Fenster, besonders an
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