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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nahm ein paar kleine Änderungen vor: geringfügige linguistische Dinge, die Callie hinnahm und selbst weiter modifizierte. Elektronisch war die Schlußfassung ins Vorzimmer des Oval Office übermittelt worden. Callie war Schriftstellerin, nicht Schreibkraft, und die Sekretärinnen des Präsidenten tippten in einem Tempo, das Ryan den Atem raubte. Der fertige Entwurf wurde gedruckt, damit er sich an was festhalten konnte, und elektronisch in den Teleprompter hochgeladen. Callie Weston war da, um sicherzustellen, daß beide Versionen identisch blieben. Es war vorgekommen, daß in letzter Minute eine von der anderen abwich, doch Weston wachte über ihr Werk wie eine Löwin über ihre neugeborenen Jungen.
    Doch ebenso vorhersagbar kam das Schlimmste von van Damm: Jack, dies ist die wichtigste Rede, die Sie jemals halten werden. Also entspannen Sie sich einfach und halten sie.
    Mensch, danke, Arnie. Der Stabschef war ein Trainer, der selbst das Spiel nie gespielt hatte, er wußte einfach nicht, was es hieß, hinauszugehen zum Wurf-Mal und sich den Schlagmännern zu stellen.
    Die Kameras wurden aufgebaut: eine Haupt-, eine Ersatzkamera; letztere wurde so gut wie nie benutzt, aber beide waren mit Teleprompter versehen. Die grellen Scheinwerfer waren postiert, und während der Rede würde sich der Präsident gegen seine Bürofenster abheben wie ein Hirsch gegen den Hügelkamm; noch was, worüber sich der Secret Service Sorgen machen konnte, trotz Vertrauen in die Fensterscheiben, die ja einem 50-Zoll-MG-Geschoß standhalten sollten. Die TV-Leute waren dem Detail sämtlich bekannt, wurden aber ebenso kontrolliert wie ihre Ausrüstung. Jeder wußte, was kam. In den Abendnachrichten waren die Ankündigungen vor den weiteren Meldungen erfolgt. Die reinste Routineübung, nur für Präsident Ryan war es neu und rief vages Entsetzen hervor. Er hatte zwar einen Anruf erwartet, aber nicht zu dieser Stunde. Nur wenige hatten die Nummer seines Handys. Es war viel zu gefährlich, eine echte Nummer für ein echtes, fest installiertes Telefon zu haben.
    Der Mossad ließ ja immer noch Leute verschwinden. Daran hatte auch der neugefundene Frieden im Nahen Osten nichts geändert, und die hatten wahrlich Grund, ihn nicht zu mögen. Besonders clever hatten die einen seiner Kollegen durch sein Handy ermordet. Erst hatten sie es durch Funksignale außer Betrieb gesetzt und dann ein Ersatzgerät besorgt … mit zehn Gramm Sprengstoff darin. Die letzte Mitteilung, die der per Telefon erhalten hatte, so ging die Mär, war vom Mossadchef selber gekommen: »Tag, hier spricht Avi ben Jakob. Hören Sie genau zu, mein Freund.« Und dann hatte der Jude die #-Taste gedrückt. Ein cleverer Trick, aber der funktionierte nur einmal.
    Fluchend öffnete er beim Trillern die Augen. Erst eine Stunde zuvor war er zu Bett gegangen.
    »Ja?«
    »Ruf Yousif an.« Und die Verbindung war wieder tot. Als weitere Sicherheitsmaßnahme war der Anruf über mehrere Stationen gelaufen, und die Nachricht an sich war zu kurz, um elektronischen Zauberkünstlern in den Diensten seiner zahlreichen Feinde viel Gelegenheit zu bieten. Das weitere Vorgehen war noch cleverer. Sofort rief er eine weitere Nummer an und wiederholte die gerade eingegangene Nachricht. Ein wachsamer Feind, der die Nachricht über verschiedene Mobilfunk-Kanäle verfolgt haben könnte, würde ihn somit für eine weitere Zwischenstation halten. Vielleicht auch nicht. Die in diesen Zeiten nötigen Sicherheitsspiele wurden sehr lästig im täglichen Leben, und man wußte nie recht, was funktionierte oder nicht – bis man eines natürlichen Todes starb, worauf zu warten sich ja kaum lohnte.
    Weiter murrend stand er auf, zog sich an und ging nach draußen.
    Sein Wagen wartete schon. Die dritte Zwischenstation war sein Chauffeur gewesen. Von zwei Leibwächtern begleitet, fuhren sie an eine sichere Stelle, ein sicheres Gebäude an einem sicheren Ort. Mit Israel mochte Frieden sein, die PLO selbst Teil eines demokratisch gewählten Regimes werden – war denn die Welt total verrückt? –, aber Beirut war weiterhin ein Ort, wo Leute jeglicher Couleur operieren konnten. Das verabredete Zeichen war gesetzt – eine bestimmte Anordnung beleuchteter und unbeleuchteter Fenster – und zeigte ihm an, daß es sicher war, seinen Wagen zu verlassen und ins Gebäude zu kommen. Binnen dreißig Sekunden würde er's jedenfalls wissen. Er war zu verschlafen, besorgt zu sein. Angst wurde langweilig, nach einem Leben, das

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