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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Frieden zu segnen. Sie waren auch nicht in der Stimmung für den traditionellen islamischen Gruß. Diese Männer waren überraschend westlich und säkular in Ansicht und Haltung. Wie ihr verstorbener Führer gewährten sie der Religion nur ein Lippenbekenntnis, doch fragten sie sich im Augenblick alle, ob die Lehre von ewiger Verdammnis für ein sündiges Leben nicht doch stimmte, wohlwissend, daß einige von ihnen das früh genug erfahren würden. Und diese Möglichkeit bereitete ihnen so große Sorgen, daß sie aus ihren Büros und zur Rennbahn gekommen waren, um ihn sprechen zu hören.
    Die Botschaft, die Badrayn zu überbringen hatte, war simpel.
    »Wie können wir Ihnen glauben?« wollte der Armeechef wissen.
    »So ist es doch für jeden besser, oder?«
    »Sie erwarten, daß wir unsere Heimat preisgeben … ihm?« ereiferte sich ein Vier-Sterne-General und tarnte so seine Frustration als Zorn.
    »Wie Sie sich entscheiden, obliegt Ihnen, Herr General. Wenn Sie bleiben und für das Ihre kämpfen wollen, ist das auch Ihre Entscheidung. Ich wurde gebeten, herzukommen und als ehrlicher Vermittler eine Botschaft zu überbringen. Das habe ich«, erwiderte Badrayn gelassen.
    »Mit wem würden wir denn verhandeln?« Dies war der Chef der irakischen Luftwaffe.
    »Ihre Antwort dürfen Sie mir anvertrauen, aber wie ich bereits gesagt habe, gibt es eigentlich nichts zu verhandeln. Das Angebot ist doch fair, nicht wahr?« Großmütig wäre ein besseres Wort. Nicht nur, daß sie ihre Haut und die Haut derjenigen retten könnten, die ihnen nahestanden, sie würden ihr Land auch noch vermögend verlassen. Ihr Präsident hatte gewaltige Summen Geldes verstaut, von dem bisher kaum etwas ausfindig gemacht oder gar beschlagnahmt worden war. Sie alle hatten Zugang zu Reisedokumenten und Pässen aller Länder der bekannten Welt.
    Auf diesem Fachgebiet hatte der irakische Geheimdienst mit Hilfe der Gravurabteilung des Finanzministeriums längst sein Geschick etabliert.
    »Sie haben sein Wort vor Gott, daß man Sie nicht belästigt, wohin Sie auch gehen mögen.« Badrayns Auftraggeber war ihr Feind. Er war so bitter und so nachtragend, wie ein Mensch auf Erden nur sein konnte.
    Aber er war auch ein Mann Gottes, und keiner, der Seinen Namen leichtfertig im Munde führte.
    »Bis wann brauchen Sie unsere Antwort?« fragte der Armeechef, etwas höflicher als die anderen.
    »Übermorgen. Darüber hinaus kann ich nichts sagen. Meine«, fuhr Badrayn fort, »reichen nicht weiter.«
    »Und das Arrangement?«
    »Legen Sie selbst fest, in angemessenem Rahmen.« Badrayn fragte sich, wieviel mehr sie wohl noch von seinem Auftraggeber erwarten könnten.
    Doch die Entscheidung, die er verlangte, war härter, als man sich vorstellen mochte. Der Patriotismus der versammelten Generäle war nicht von der üblichen Sorte. Sie liebten ihr Land, hauptsächlich weil sie es beherrschten. Sie besaßen Macht, echte Macht über Leben und Tod, ein viel stärkeres Narkotikum als Geld und eines der Dinge, für die ein Mensch Leib und Seele riskieren würde. Einem von ihnen, dachten – hofften – die meisten, könnte es ja gelingen, die Präsidentschaft ihres Landes zu übernehmen, und gemeinsam könnten sie die Lage beruhigen und weitermachen wie bisher. Natürlich würden sie ihr Land etwas öffnen müssen. Sie würden UNO- und andere Inspektoren überallhin lassen müssen, aber durch den Tod ihres Führers hätten sie die Chance, neu anzufangen, selbst wenn jedermann wüßte, daß absolut nichts Neues geschah. So waren die Regeln der Welt. Ein Versprechen hier, ein Versprechen da, ein paar Bemerkungen über Demokratie und Wahlen, und ihre einstigen Feinde würden mit lachhafter Hast ihnen und ihrem Volk eine neue Chance bieten. Seit Jahren hatte sich keiner von ihnen sicher gefühlt. Jeder wußte von Kollegen, die ums Leben gekommen waren, von der Hand ihres jetzt toten Führers oder unter Umständen, die man als ›mysteriös‹ umschrieb – Hubschrauberabstürze zum Beispiel waren eine beliebte Masche ihres geliebten, gefallenen Präsidenten gewesen. Jetzt hatten sie die Chance, ein Leben der Macht mit mehr Selbstvertrauen zu leben, und dagegen stand ein Leben in Gleichgültigkeit irgendwo im Ausland. Jeder von ihnen hatte bereits ein Leben geführt, in einem Luxus, wie man ihn sich nur vorstellen kann – plus Macht. Jeder von ihnen brauchte nur mit den Fingern zu schnipsen, und die da gesprungen kamen, waren keine Diener, sondern Soldaten …
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