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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Sie, die Verfassung schreibt vor, wenn der Präsident oder der Vizepräsident zurücktritt, muß der Rücktritt gegenüber dem Secretary of State erklärt werden. Ich habe mich mit Secretary Hanson privat getroffen, um mit ihm die Sache zu besprechen. Ich hatte auch tatsächlich eine schriftliche Rücktrittserklärung vorbereitet, aber sie hatte nicht die richtige Form, und Brett bat mich, sie wieder mitzunehmen. Ich fuhr wieder zurück und dachte, ich könnte das erledigt und am Folgetag wieder eingereicht haben.«
    »Keiner hat mit den Ereignissen des Abends gerechnet. Es hat mich sehr mitgenommen, wie viele andere auch. In meinem Fall, wie Sie wissen, nun, so viele Freunde, mit denen ich jahrelang zusammengearbeitet hatte, wurden einfach ausgelöscht durch diesen brutalen und feigen Akt. Aber ich bin nie tatsächlich zurückgetreten.« Kealty sah einen Augenblick runter und biß sich auf die Lippe, ehe er fortfuhr. »Barry, auch damit hätte ich mich abfinden können. Ich habe Präsident Durling mein Wort gegeben, und ich hatte die volle Absicht, es zu halten.«
    »Aber ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht«, fuhr Kealty fort.
    »Lassen Sie mich das erklären.«
    »Ich kenne Jack Ryan seit Jahren. Er ist ein feiner Kerl, ein mutiger Mann, und er hat unserem Land ehrenhaft gedient, aber er ist leider nicht der Mann, der unser Land heilen kann. Was er gestern abend gesagt hat, als er versuchte, zum amerikanischen Volk zu sprechen, beweist das. Wie sollen wir unter diesen Umständen bloß erwarten, daß unsere Regierung funktioniert, ohne erfahrene, fähige Leute zur Besetzung der vakanten Stellen?«
    »Aber er ist doch der Präsident?« fragte Barry und konnte kaum glauben, was er tat, was er hörte.
    »Barry, er weiß nicht einmal eine Ermittlung richtig zu führen. Sehen Sie sich an, was er gestern abend über den Flugzeugabsturz gesagt hat. Kaum eine Woche ist vergangen, und er sagt bereits, er weiß, was geschehen ist. Kann das jemand glauben?« fragte Kealty schmerzbewegt. »Kann das wirklich jemand glauben? Wer beaufsichtigt diese Untersuchungen? Wer führt sie tatsächlich? Und wem erstattet man Bericht? Und schon nach einer Woche die endgültige Lösung zu haben? Wie soll das amerikanische Volk darauf vertrauen können? Als Präsident Kennedy ermordet wurde, hat es Monate gedauert. Und die Untersuchung wurde vom Präsidenten des Obersten Bundesgerichtshofs geleitet. Warum? Weil wir Gewißheit brauchten, deshalb.«
    »Verzeihen Sie, Mr. Vice President, aber das beantwortet nicht meine Frage.«
    »Barry, Ryan ist nie Vizepräsident gewesen, weil ich nicht zurückgetreten bin. Der Posten war niemals vakant, und die Verfassung sieht nur einen Vizepräsidenten vor. Er hat ja auch nie den Eid geleistet, der mit dem Amt verbunden ist.«
    »Aber …«
    »Sie glauben, ich tu' das gern? Ich habe keine andere Wahl. Wie können wir den Kongreß und die gesamte Exekutive mit Amateuren wieder aufbauen? Gestern abend hat Mr. Ryan die Gouverneure der Bundesstaaten aufgefordert, ihm Leute ohne Erfahrung im Regieren zu schicken. Wie sollen Gesetze erlassen werden von Leuten, die nicht wissen, wie?«
    »Barry, ich habe noch nie öffentlichen Selbstmord begangen. Es ist, wie einer der Leute zu sein, einer der Senatoren beim Amtsenthebungsverfahren gegen President Andrew Johnson. Ich schaue in mein offenes politisches Grab, doch ich muß das Land an erster Stelle sehen. Ich muß!« Die Kamera holte sein Gesicht näher heran, und die Verzweiflung darin war offenkundig. Fast konnte man Tränen in seinen Augen sehen, als seine Stimme seinen selbstlosen Patriotismus verkündete.
    »Er war schon immer gut im Fernsehen«, bemerkte van Damm.
    »Mir fällt es schwer, das Ganze zu glauben«, sagte Ryan.
    »Glauben Sie es«, riet ihm Arnie. »Mr. Martin? Wir könnten etwas juristischen Rat gebrauchen.«
    »Zuallererst sollten Sie jemanden zu State schicken und des Ministers Büro kontrollieren lassen.«
    »FBI?« fragte van Damm.
    »Ja.« Martin nickte. »Sie werden zwar nichts finden, aber so muß es anfangen. Als nächstes sollten Telefon-Logbücher und Notizen überprüft werden. Dann sollten wir mit Befragungen beginnen. Das wird allerdings problematisch. Secretary Hanson ist tot, ebenso seine Frau und natürlich Präsident und Mrs. Durling. Das wären die Leute gewesen, die diesbezüglich am meisten gewußt hätten. Ich rechne stark damit, daß wir sehr wenig konkrete Beweise und nicht sehr viel verwertbares Indizienmaterial zu

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