Befehl von oben
ein kleiner Mann und hatte einen Kleinwüchsigen-Komplex, wenn man nach der Aggressivität ging. Sein Akzent war der eines Sprößlings aus Manhattans Little Italy, obwohl er viele Jahre an der Westküste gelebt hatte, auch das sagte Ryan etwas. Er verkündete gern, wer und was er war, und das trotz zwei Doktoraten vom MIT, wo er leicht den Cambridge-Akzent hätte annehmen können.
»Und Sie haben die Angebote abgelehnt, weil es ein beschissenes Durcheinander ist auf dem anderen Flußufer, richtig?«
»Zuviel Schwanz und zuwenig Biß. Wenn ich mein Geschäft so führen würde, würden mich die Aktionäre lynchen. Die Bürokratie bei Defense …«
»Dann reparieren Sie mir das«, schlug Jack vor.
»Is' unmöglich.«
»Kommen Sie mir nicht so, Bretano. Alles, was der Mensch kann er auch rückgängig machen. Wenn Sie glauben, Sie hätten nicht das Zeugs für den Job, gut, sagen Sie mir das, und Sie können an Ihre Küste zurückkehren.«
»Warten Sie eine Sekunde …«
Ryan schnitt ihm wieder das Wort ab.
»Nein, warten Sie. Sie haben gehört, was ich im Fernsehen gesagt habe, und ich werde es nicht wiederholen. Ich muß ein paar Dinge in Ordnung bringen, und dazu brauche ich die richtigen Leute, und wenn Sie's nicht bringen, schön, ich finde schon noch jemanden, der dafür zäh genug …«
»Zäh?« Bretano hielt es fast nicht mehr auf dem Sitz. »Zäh? Sperr'n Sa da Ohr'n auf, Mr. President. Meina Papa hat vakauft Obsta vom Karr'n ana da Ecka. Eina Scheiß hat ma de Welta gaschenkt!« Als Ryan laut lachte, hielt er inne und überlegte ein Moment, ehe er fortfuhr.
»Nicht schlecht«, sagte er etwas ruhiger, in der Art des Unternehmenspräsidenten, der er war.
»George Winston sagt, Sie seien streitbar. Wir haben seit Jahren keinen halbwegs vernünftigen SecDef gehabt. Wenn ich mich irre, dann brauche ich Leute, die mir das sagen. Aber ich glaube, daß ich mit Ihnen richtig liege.«
»Was möchten Sie getan haben?«
»Wenn ich anrufe, will ich, daß etwas geschieht. Ich will wissen, wenn ich Jungs dem Feind entgegenschicke, daß sie gut ausgerüstet, gut ausgebildet sind und ausreichend unterstützt werden. Ich will, daß man weiß, wozu wir fähig sind. Das macht's Leben für das State Department viel einfacher«, erklärte der Präsident. »Als ich ein kleiner Junge war im Baltimores Osten, und ich sah einen Cop die Monument Street daherkommen, da wußte ich zwei Dinge. Ich wußte, es war keine gute Idee, sich mit ihm anzulegen, und ich wußte, ich konnte darauf vertrauen, daß er mir half, wenn ich ihn brauchte.«
»Anders gesagt, Sie wollen ein Produkt, das wir liefern können, wann immer es verlangt wird.«
»Genau.«
»Wir haben ganz schön abgebaut«, sagte Bretano vorsichtig.
»Ich will, daß Sie mit einem guten Team – Ihrer Wahl – arbeiten, um eine Militärstruktur aufzubauen, die den Anforderungen entspricht.
Dann will ich, daß Sie das Pentagon auf Vordermann bringen.«
»Wieviel Zeit habe ich?«
»Ich geben Ihnen zwei Wochen für den ersten Teil.«
»Nicht lang genug.«
»Kommen Sie mir nicht damit. Zum Teufel, ich kenne die Bedrohungen da draußen, erinnern Sie sich? Das war nämlich mein Job. Vor einem Monat steckten wir mitten im Krieg, lutschten mangels verfügbarer Ressourcen statt Sprit nur Luft. Wir hatten Glück. Ich will aber nicht von Glück abhängen. Ich will, daß Sie die Bürokratie ausmisten, damit etwas getan wird, wenn etwas getan werden muß. Ich will sogar, daß Dinge getan werden, bevor wir dazu gezwungen sind. Wenn wir unsere Arbeit ordentlich machen, wird niemand so verrückt sein, sich mit uns anzulegen. Die Frage ist nur, sind Sie gewillt, sich damit anzulegen, Dr. Bretano?«
»Das wird blutig werden.«
»Meine Frau ist Ärztin«, erwiderte ihm Jack.
»Die Hälfte der Aufgabe hängt vom verläßlichen Nachrichtendienst ab«, gab Bretano zu bedenken.
»Weiß ich auch. Wir haben beim CIA schon angefangen. George sollte bei Finanzen okay sein. Ich checke eine Liste von Richtern ab für Justice. Im Fernsehen habe ich alles gesagt. Ich stelle ein Team zusammen. Und ich will Sie dabeihaben. Auch ich hab' meinen Weg allein gemacht. Sie glauben, zwei Leute wie wir hätten es woanders soweit bringen können? Tilgungszeit, Bretano.« Ryan lehnte sich zurück, zufrieden mit sich und seinem Vortrag.
Da konnte er nicht gegen an, das war dem Geschäftsmann klar.
»Wann fange ich an?«
Ryan schaute auf die Uhr. »Morgen früh paßt Ihnen?«
*
Die
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