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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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oder?«
    Major Sabah verzog das Gesicht. »Daß sie ihre Luftwaffe in den Iran schicken würden, ergab auch keinen Sinn, aber die Iraner behielten die Jäger und ließen die Piloten nach Hause gehen. Sie müssen noch einiges über die Kultur hier lernen, Lieutenant.«
    Ich habe gelernt, daß hier nur wenig einen Sinn ergibt, sagte sie nicht.
    »Was haben wir noch?« fragte Sabah den Sergeant.
    »Sie reden und verstummen, und dann reden sie um so mehr und verstummen wieder. Im Augenblick gibt es gerade wieder Funkverkehr, aber KKMC ist noch dabei, ihn zu entschlüsseln.«
    »Radarüberwachung meldet ein sich näherndes Flugzeug von Mehrabad nach Bagdad, deklariert als Busineß-Jet.«
    »Dasselbe wie neulich?« fragte Sabah den amerikanischen Lieutenant.
    »Ja, Major.«
    »Was noch? Gibt's noch etwas?« Der Chief Master Sergeant gab die Antwort.
    »Major, vielleicht in dem, was die Computer gerade auskochen. Vielleicht in dreißig Minuten.«
    Sabah zündete sich eine Zigarette an. Formal war PALM BOWL eine kuwaitische Einrichtung und Rauchen erlaubt. Sein relativ niedriger Dienstgrad hinderte ihn jedoch nicht daran, ein ziemlich hohes Mitglied des Geheimdienstes seines Landes zu sein. Er war bescheiden und sachlich, ein nützlicher Kontrast zu seiner Tätigkeit im Krieg, über die er in Großbritannien und Amerika Vorträge gehalten hatte.
    »Meinungen?« fragte er. Seine hatte er sich gerade gebildet.
    »Sie sagten es bereits, Sir. Sie machen sich aus dem Staub«, erwiderte der Chief Master Sergeant.
    Major Sabah führte den Gedanken fort. »In ein paar Stunden oder Tagen wird der Irak keine Regierung mehr haben, und der Iran mischt kräftig mit beim Verfall in die Anarchie.«
    »Nicht gut«, hauchte der Chief.
    »Das Wort ›Katastrophe‹ drängt sich auf«, meinte Sabah milde. Er schüttelte den Kopf, lächelte grimmig und erntete bei den amerikanischen Spooks dafür noch mehr Bewunderung.
    *
    Die Gulfstream aus Teheran landete nach einem Flug von genau fünfundsechzig Minuten, wie Badrayn an seiner Uhr ablas. Pünktlich wie die Swissair, stellte er fest. Sobald sie zum Stehen gekommen war, ging die Tür auf. Die fünf Passagiere stiegen aus und wurden mit vollendet gespielter Höflichkeit empfangen, die sie ihrerseits ebenso erwiderten.
    In einem kleinen Konvoi von Mercedes-Limousinen entschwanden sie sofort zu prächtigen Unterkünften, die sie im Stadtzentrum erwarteten und wo sie, wenn etwas schiefgehen sollte, natürlich umgebracht würden. Kaum waren ihre Autos losgefahren, da tauchten zwei Generäle, ihre Frauen und Kinder sowie je ein Leibwächter aus dem VIP-Terminal auf und gingen zu dem Flugzeug. Rasch stiegen sie ein. Der Kopilot schloß die Tür, und die Motoren starteten wieder, alles in weniger als zehn Minuten, nach Badrayns Seiko. Fast im gleichen Moment rollte es zur Startbahn, um den Rückflug nach Mehrabad International anzutreten. Es war etwas zu offensichtlich; dem Tower-Personal konnte es nicht entgehen. Das war das Problem mit der Sicherheit, wußte Badrayn. Nichts konnte man wirklich geheimhalten, zumindest nicht so was wie das hier. Besser wäre gewesen, sich eines Linienfluges zu bedienen und die abziehenden Generäle wie normale Passagiere auf einer normalen Reise zu behandeln, zwischen den beiden Ländern gab es aber keine regulären Flüge, und die Generäle hätten sich einer so pöbelhaften Behandlung ohnehin nicht unterzogen. Und so wußten die Leute im Kontrollturm eben, daß ein Sonderflug unter ungewöhnlichen Umständen angekommen und wieder abgeflogen war. Für nur einen Flug mochte das unwichtig sein. Für den nächsten aber würde es etwas ausmachen.
    Im Großen Plan der Dinge mochte dies wohl unbedeutend sein. Die Ereignisse nahmen nun ihren Lauf, die Ali Badrayn geholfen hatte, in Gang zu setzen, doch es störte ihn im professionellen Sinne. Lieber alle Handlungen geheimhalten. Er zuckte die Schultern, als er wieder zum VIP-Terminal ging. Nein, es machte nichts aus, und durch sein Zutun hatte er die Dankbarkeit eines sehr mächtigen Mannes an der Spitze eines sehr mächtigen Landes gewonnen, nur durch Reden, indem er Leuten gesagt hatte, was sie bereits wußten, und geholfen hatte, eine Entscheidung zu treffen, die gar nicht zu umgehen gewesen wäre, wie sehr sie auch dagegen ankämpfen mochten.
    »Dasselbe. Gott, der war aber nicht lang am Boden.« Mit wenig Mühe wurde der Funkverkehr dieser Maschine isoliert und in den Kopfhörer eines Spec-6-Sprachexperten der Army

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