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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kanälen der hohen irakischen Generäle war angestiegen, dann auf Null zurück, hatte wieder Spitzenwerte erreicht und war erneut auf Null gefallen. Im Moment war er wieder bei Null. In KKMC, Saudi-Arabien, mahlten sich die Computer durch Lösungsroutinen, um die elektronischen Sprachverzerr-Algorithmen irakischer taktischer Funkgeräte zu knacken, was sehr zeitaufwendig war. Leistungsfähige Verschlüsselungstechnologie, einst ein Privileg reicher Länder, war mit dem Aufkommen des PCs zu etwas geworden, das selbst für den einfachsten Bürger Amerikas und anderer technisch fortschrittlicher Länder erhältlich war, und ein unerwartetes Nebenprodukt dieses Faktums war die inzwischen allgemeine Verfügbarkeit hochmoderner Kommunikationsschutztechnologie für jedes beliebige Land. Die Chiffriersysteme für taktischen Funkbetrieb waren zwangsweise etwas einfacher und immer noch zu knacken, doch selbst dazu war ein Cray-Computer erforderlich, von denen man wenige Jahre zuvor einen ins Saudi-Königreich gebracht hatte. Ein weiterer Umstand war, daß PALM BOWL sich in Kuwait befand und von der dortigen Regierung voll finanziert wurde, eine Gefälligkeit, für die man ebenfalls eine Gefälligkeit erwartete. Kuwait durfte die ›Beute‹ sehen, die die NSA-Station machte. Das war nur fair, auch wenn der NSA und das Personal des militärischen Nachrichtendienstes nicht dazu ausgebildet waren, was ›fair‹ war, zu berücksichtigen. Trotzdem hatten sie ihre Befehle.
    »Die reden über ihre Familien?« fragte sich ein USAF-Sergeant laut.
    Das war neu. In diesem Netz hatte PALM BOWL zwar vorher schon intime Gespräche belauscht und dabei einiges über persönliche Gewohnheiten hoher irakischer Generäle und derbe Witze mitbekommen; daß sie Familiäres besprachen, war aber eine Premiere.
    »Evakuierung«, bemerkte der Chief Master Sergeant neben ihm.
    »Die hauen ab, Lieutenant!« rief er. »Irgend etwas geht da vor sich.«
    Die zweite OVD arbeitete an etwas anderem. Das Radar auf dem Internationalen Flughafen von Kuwait war außergewöhnlich stark.
    Nach dem Krieg installiert, arbeitete es in zwei Modi, einem für die Fluglotsen, einem für die kuwaitische Luftwaffe. Und es konnte sehr weit sehen. Zum zweitenmal binnen weniger Tage flog ein Busineß-Jet vom Iran nach Bagdad. Der Flugpfad war gleich, und der Transponder-Kode derselbe. Die Entfernung zwischen den beiden Hauptstädten betrug nur vierhundert Meilen, aber für ein Geschäftsflugzeug war das genug, um auf Reiseflughöhe aufzusteigen, um Treibstoff zu sparen – und sich ihrem Radar preiszugeben. Es befand sich zwar auch ein E-3B AWACS in der Luft, das aber leitete seine Daten direkt nach KKMC, nicht nach PALM BOWL. Für die uniformierten Spooks in der Bodenstation war es Ehrensache, die Luftheinis beim eigenen Spiel zu schlagen, da die meisten von ihnen ja selbst der USAF angehörten.
    Der Lieutenant prägte sich diese Info ein und ging zu den Sergeants hinüber.
    »Und das wäre, Chief?« fragte sie.
    Der Chief Master Sergeant scrollte am Monitor zurück und zeigte die Übersetzung verschiedener ›geknackter‹ Gespräche, wobei er mit dem Finger auf den Bildschirm tippte, um auf die Uhrzeiten zu machen. »Da gibt es ein paar Leute, die um alles in der Welt weg wollen, Ma'am.« Einen Augenblick später gesellte sich ein kuwaitischer Major zu ihnen. Ismael Sabah war entfernt verwandt mit der königlichen Familie, hatte in Dartmouth studiert und war beim amerikanischen Personal recht beliebt. Während des Krieges war er geblieben und hatte in einer Widerstandsgruppe mitgearbeitet. Als einfacher Kundschafter hatte er Information über Stellung und Bewegung* von irakischen Einheiten gesammelt und nach draußen gemeldet, hauptsächlich mit Handy, das ein ziviles saudisches Netz gleich hinter der Grenze erreichte und so der irakischen Überwachung entging. Dem irakischen Terror waren drei seiner nahen Verwandten zum Opfer gefallen. Die Erfahrung hatte sich bei ihm tief eingeprägt und einen unversöhnlichen Haß auf das Land im Norden zurückgelassen. Jetzt ein stiller, nachdenklicher Mann Mitte Dreißig, schien er mit jedem Tag cleverer zu werden. Sabah neigte sich nach vorn, um die Übersetzungen auf dem Monitor überfliegen zu können.
    »Wie sagen Sie, die Ratten verlassen das sinkende Schiff?«
    »Sie glauben das auch, Sir?« fragte der Chief.
    »In den Iran?« fragte die amerikanische Offizierin. »Ich weiß, so sieht's aus, aber das ergibt doch keinen Sinn,

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