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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Hilfe für Feinde des Landes ›mit Rat und Tat‹; und was auch immer Ed Kealty vorhatte, das tat er doch ganz gewiß nicht.
    Es war eine Frage der Loyalität. Er war Ed Kealtys Mann. Das Verhältnis hatte schon in Harvard begonnen, mit Bier, Doppelrendezvous und Wochenenden im Haus von dessen Eltern am Wasser, die herrliche Zeit einer ungestümen Jugend. Er war der Arbeiterklassengast einer der bedeutendsten Familien Amerikas … Warum? Weil Eds jugendliches Auge auf ihn gefallen war. Aber wieso das? Er wußte es nicht, hatte nie danach gefragt und würde auch nie dahintersteigen. So war eben Freundschaft. Sie ergab sich einfach, und nur in Amerika konnte ein Kind aus der Arbeiterklasse, mittels Stipendium nach Harvard gelangt, befreundet sein mit dem großen Sohn einer großen Familie. Vermutlich wäre er auch allein vorwärtsgekommen. Niemand außer Gott hatte ihm seine Intelligenz verliehen. Niemand außer seinen Eltern hatte ihn ermutigt, diese Gabe zu entwickeln, ihm Manieren und … Wertvorstellungen beigebracht. Bei diesem Gedanken schloß er die Augen, während die Fahrstuhltür aufging. Werte.
    Nun, Loyalität war doch einer dieser Werte.
    Ohne Eds Patronat hätte er es wohl nur bis zum DASS, Deputy Assistant Secretary of State, gebracht, zum stellvertretenden Ministerialdirektor. Das erste Wort war schon lange von der Amtsbezeichnung entfernt, die in goldenen Lettern an seiner Bürotür glänzte. In einer gerechten Welt wäre er in der engeren Auswahl dafür, das nächste Wort aus dem Titel zu streichen, schließlich war er doch mindestens ebenso gut in der Außenpolitik wie alle anderen hier im sechsten Stock. Und das wäre nicht so gekommen, wenn er nicht Ed Kealtys Mann gewesen wäre. Ohne die Partys, wo er die anderen Macher kennengelernt und sich nach oben geredet hatte.
    Und das Geld.
    Er hatte sich nie in irgendeiner Form bestechen lassen, aber sein Freund hatte ihn bezüglich Investments gut beraten, wodurch er in die Lage versetzt wurde, sich seine finanzielle Unabhängigkeit zu sichern, sich nebenbei in Great Falls ein fünfhundert Quadratmeter großes Haus zu kaufen und seinen Sohn nach Harvard zu schicken, ohne Stipendium, denn Clifton Rutledge III. war jetzt der Sohn eines Jemands und nicht bloß ein Produkt der Lenden eines Arbeiters. Durch eigene Anstrengung allein hätte er es nicht soweit gebracht, und daher war er die Loyalität schuldig.
    Das erleichterte etwas die Sache für Clifton Rutledge II. (in seiner Geburtsurkunde hieß es zwar Clifton Rutledge, Junior, doch ›Jr.‹ war nicht gerade die richtige Bezeichnung für einen Mann seiner Stellung), Under Secretary of State for Political Affairs.
    Der sechste Stock war immer bewacht und jetzt ganz besonders. Doch die Sicherheitsleute kannten ihn alle, und er mußte sich nur so verhalten, als wüßte er, was er tat. Doch verflucht, wenn es nun schiefging, sagte sich Rutledge, und das mochte vielleicht der beste Ausgang sein: »Tut mir leid, Ed, es war nicht dort …«
    Er fragte sich, ob das ein unwürdiger Gedanke war, während er an der Bürotür stand und auf Schritte hörte, deren Tempo recht gut zu seinem Herzschlag paßte. Zwei Wachtposten mußten jetzt auf dem Flur sein und in verschiedene Richtungen gehen.
    Normalerweise waren die Sicherheitsmaßnahmen hier im Gebäude nicht so streng. Ohne Grund kam schon niemand herein. Selbst am Tage, wenn Besucher kamen, wurden sie stets dorthin begleitet, wo sie zu tun hatten. Zu dieser Nachtzeit war alles noch strikter. Dann waren nicht alle Fahrstühle in Betrieb. Man brauchte eine Keycard, um überhaupt zum Oberstock zu gelangen, und vor der Fahrstuhltür stand noch ein dritter Wachtposten. Also war richtiges Timing alles. Rutledge hörte auf die Schritte und schaute auf die Uhr. Er stellte fest, daß die Intervalle zwischen den Runden auf zehn Sekunden genau gleich blieben. Gut. Jetzt brauchte er nur noch auf den nächsten zu warten.
    »Hi, Wally!«
    »Guten Abend, Sir«, erwiderte der Wachtposten. »Schlimme Nacht.«
    »Tun Sie uns einen Gefallen?«
    »Und der wäre, Sir?«
    »Kaffee. Es sind keine Sekretärinnen da, die die Maschinen in Gang setzen würden. Könnten Sie mal schnell in die Cafeteria springen und jemanden eine Kaffeemaschine heraufbringen lassen? Sie sollen sie in den Konferenzraum stellen. In ein paar Minuten haben wir dort eine Besprechung.«
    »Aber selbstverständlich. Sofort?«
    »Wenn es möglich wäre, Wally.«
    »Bin in fünf Minuten zurück, Mr.

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