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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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daß er mit einem ehemaligen Feind so reibungslos sprechen konnte. Den Kongreß mußte er ebenfalls dazu bringen, dachte der Präsident lächelnd. Ryan stand vom Schreibtisch auf und ging zu den Sekretärinnen ins Zimmer. »Wie war's mit was zum Knabbern vor meinem nächsten Termin …«
    »Hello, Mr. President!« sagte Price. »Hätten Sie vielleicht eine Minute?«
    Ryan winkte sie zu sich herein, während seine Sekretärin Nummer zwei in der Küche anrief. »Ja?«
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, ich habe mir sämtliche Sicherheitsmaßnahmen für Ihre Kinder angeschaut. Es ist alles bestens.« Wenn das POTUS erfreute, ließ er es sich nicht anmerken, dachte Andrea. Doch das war verständlich. He, wir haben genug Leibwächter bei Ihren Kindern. Was für eine Welt. Zwei Minuten später sprach sie mit Raman, der gerade seinen Dienst beendete, nachdem er seit 5.00 Uhr im White House war. Wie gewöhnlich gab es nichts zu melden. Es war ein ruhiger Tag gewesen.
    Der jüngere Agent ging hinaus zu seinem Auto und fuhr vom Grundstück, aber nicht, ohne den Posten am Tor seinen Passierschein zu zeigen und zu warten, daß das mächtige Tor sich öffnete – ein neun Zoll starker Pfosten hielt die Hinauswollenden zurück, stark genug, einen Kipplaster zu stoppen. Von da fuhr er durch die Betonbarrikaden auf der Pennsylvania Avenue, die bis vor kurzem eine öffentliche Straße gewesen war. Er bog nach Westen ab und fuhr in Richtung Georgetown, wo er eine Dachgeschoßwohnung hatte, aber diesmal fuhr er nicht bis nach Hause, sondern bog in die Wisconsin Avenue ein und dann wieder nach rechts, um zu parken.
    Irgendwie war es schon amüsant, daß der Mann Teppichhändler war.
    Viele Amerikaner dachten, daß Iraner entweder Terroristen wurden oder Teppichhändler oder unhöfliche Ärzte. Dieser hier hatte Persien – die meisten Amerikaner verbanden Perserteppiche nicht mit Iran, als ob das zwei verschiedene Länder wären – vor über fünfzehn Jahren verlassen. An der Wand hing ein Foto von seinem Sohn, der im Iranisch-Irakischen Krieg gefallen war. Das stimmte. Denen, die sich dafür interessierten, erzählte er auch, daß er die Regierung seines früheren Heimatlandes haßte. Das stimmte nicht. Er war ein sogenannter Schläfer, ein nichtaktiver Agent. Er hatte nie auch nur einen einzigen Kontakt mit jemandem gehabt, der seinerseits Verbindungen nach Teheran hatte.
    Vielleicht war er überprüft worden. Höchstwahrscheinlich aber nicht.
    Er gehörte keiner Vereinigung an, beteiligte sich nicht an Demonstrationen, äußerte keine Meinung und widmete sich nur seinem gutgehenden Geschäft – wie Raman ging er nicht einmal in die Moschee. Er war auch Raman noch nie begegnet, und so sah er ihn nur als potentiellen Kunden, als dieser zur Tür hereinkam. Statt dessen trat sein Besucher, nachdem er sich vergewissert hatte, daß im Augenblick niemand sonst im Laden war, direkt an den Schalter.
    »Das Bild an der Wand. Er sieht aus wie Sie. Ihr Sohn?«
    »Ja«, erwiderte der Mann mit einer Traurigkeit, die ihn nie verlassen hatte, versprochenes Paradies hin oder her. »Er ist im Krieg gefallen.«
    »Viele haben in dieser Auseinandersetzung Söhne verloren. War er ein religiöser Junge?«
    »Zählt das heute noch?« fragte der Händler und blinzelte.
    »Das zählt immer«, sagte Raman mit einer Stimme, die vollkommen gleichgültig klang.
    Dann gingen die beiden Männer zu dem näheren von zwei Teppichstapeln. Der Händler bog ein paar Ecken um.
    »Ich bin in Position. Ich benötige Instruktionen zum Zeitpunkt.« Raman hatte keinen Decknamen, und der Erkennungssatz, den er gerade verwendet hatte, war nur drei Männern bekannt. Der Händler wußte nichts, außer, die neun Wörter, die er gerade gehört hatte, jemand anderem zu wiederholen, dann auf eine Antwort zu warten und sie zu überbringen.
    »Würden Sie bitte ein Formular für mein Kundenverzeichnis ausfüllen?«
    Raman schrieb Namen und Adresse einer wirklichen Person hin. Die hatte er aus dem Telefonbuch – genauer gesagt, aus einem Crisscross-Verzeichnis im White House, das es ihm leichtgemacht hatte, eine Nummer auszuwählen, die sich in einer Ziffer von seiner unterschied. Ein Punkt über der sechsten Ziffer sagte dem Händler, wo er 1 und 3 addieren sollte, um 4 zu erhalten und so die Rufnummer zu vervollständigen.
    Das war ein ausgezeichneter Trick, den sein Savak-Ausbilder von einem Israeli mehr als zwei Jahrzehnte zuvor erfahren und nicht vergessen hatte, so wie beide

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