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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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segne diese Konferenz!« schloß er.
    »Meinen Glückwunsch zu den Entwicklungen im Irak«, sagte Zhang und fragte sich, ob das Programm jetzt gänzlich in Daryaeis Händen lag, so geschickt hatte er die Tatsache herausgestrichen, daß er die Versammlung einberufen hatte. »Es muß äußerst befriedigend sein, nach so vielen Jahren Uneinigkeit zwischen Ihren beiden Völkern.«
    Ja, dachte Indien, während sie ihren Tee trank. Wie clever, den Mann zu einer so geschickten Zeit zu ermorden. »Wie können wir also zu Diensten sein?« fragte sie und übergab damit Daryaei und dem Iran das Wort, zum nicht gezeigten Verdruß von China.
    »Sie sind doch unlängst diesem Ryan begegnet. Mich interessiert, was Sie für einen Eindruck von ihm haben.«
    »Ein kleiner Mann mit einer großen Aufgabe«, erwiderte sie unverzüglich. »Die Rede zum Beispiel, die er bei der Trauerfeier gehalten hat. Die hätte eher auf eine intime Feier im Kreis der Familie gepaßt. Auf dem Empfang später machte er einen nervösen und unsicheren Eindruck: Und seine Frau ist arrogant – eine Ärztin, Sie verstehen. Die sind das häufig.«
    »Ich empfand ihn ebenso, als ich ihm vor einigen Jahren begegnet bin«, pflichtete Daryaei ihr bei.
    »Und doch regiert er ein großes Land«, stellte Zhang fest.
    »Tatsächlich?« fragte der Iran. »Ist Amerika noch groß? Worin besteht denn die Größe einer Nation, wenn nicht in der Stärke ihrer Führer?« Und das, wußten die beiden anderen sogleich, war das Thema ihrer Zusammenkunft.
    *
    »Gott«, flüsterte Ryan zu sich, »ist dies ein einsamer Ort.« Der Gedanke drängte sich immer wieder auf, ganz besonders, wenn er allein im Office war. Er nahm jetzt ständig – Cathys Rat – die Lesebrille, doch das verzögerte seine Kopfschmerzen nur. Es war ja nicht so, daß er sonst kaum gelesen hätte. Jeder Job, den er in den letzten fünfzehn Jahren ausgeübt hatte, hatte das erfordert, doch die andauernden Kopfschmerzen waren was Neues. Vielleicht sollte er es mit Cathy oder einem anderen Doc besprechen? Nein. Das war nur Arbeitsstreß, und er mußte einfach lernen, damit umzugehen.
    Sicher, es ist bloß Streß. Und Krebs ist bloß eine Krankheit.
    Die gegenwärtige Aufgabe war Politik. Er las gerade ein Positionspapier, das der politische Stab drüben im OEOB ausgearbeitet hatte. Es war eine Quelle von Erheiterung, wenn nicht gar Trost, daß die nicht wußten, was sie ihm raten sollten. Ryan war nie einer politischen Partei beigetreten. Er hatte sich immer als unabhängig registrieren lassen.
    Vom Präsidenten aber erwartete man nicht nur, Mitglied einer Partei zu sein – er sollte Führer der Partei sein. Die Parteien waren noch gründlicher enthauptet als die drei Arme der Regierung. Jede hatte zwar noch einen Vorsitzenden, aber keiner von beiden wußte zur Zeit, was er tun sollte. Ein paar Tage lang hatte man angenommen, Ryan wäre Mitglied der Partei Roger Durlings. Der Irrtum war der Presse vor ein paar Tagen aufgefallen, zum kollektiven Oh, Scheiße! des Washingtoner Establishments. Für die ideologischen Koryphäen der Bundeshauptstadt war es, als hätten sie nach 2 + 2 gefragt und ›Chartreuse‹ zur Antwort bekommen. Vorhersagbar chaotisch war das Positionspapier das Produkt von etwa vier professionellen Politanalytikern, man konnte Absätze den jeweiligen zuordnen, es lief aber auf mehrseitiges Tauziehen hinaus. Da könnten ja seine Intelligence-Leute was Besseres zustande bringen, sagte sich Jack, tat den Ordner in den Ablagekorb und wünschte sich wieder mal eine Zigarette. Auch eine Streßfolge, das war ihm klar.
    Aber er mußte dennoch ins Gemenge hinaus, Reden halten oder so, um Leute für sich einzunehmen. Das Positionspapier half dabei nicht viel. Da er sich beim Thema Schwangerschaftsabbruch schon selber ins Knie geschossen hatte, würde Ryan seine politische Haltung zu einer Menge verschiedener Fragen klarmachen müssen: Antidiskriminierung am einen Ende des Alphabets bis zur Wohlfahrt am anderen und Steuern, Umwelt und Gott weiß was alles dazwischen. Wenn er sich mal entschieden hätte, wo er stand bei all diesen Dingen, würde Callie Weston ihm eine Serie Reden schreiben, die er dann von Seattle bis Miami halten könnte und Gott weiß wo sonst noch dazwischen.
    »Warum kann ich nicht einfach hiersein und arbeiten, Arnie?« fragte er seinen Stabschef, der gerade reinkam.
    »Weil es da draußen Arbeit gibt, Mr. President.« Van Damm setzte sich für die neueste Unterrichtsstunde

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