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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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übernehmen, nicht ohne den Flugdatenschreiber. Die Männer um den Tisch sahen einander an und dachten alle dasselbe: Auch gute Leute machten Fehler, aber nur selten gaben sie sie zu. Der Vertreter der Behörde hatte sich die schriftlichen Berichte angeschaut und war zufrieden, daß das alles in Ordnung war. Jetzt konnte nichts weiter unternommen werden, außer mit der Herstellerfirma der Triebwerke zu sprechen und eine Probe des Treibstoffs zu bekommen. Das erstere war einfach.
    Das letztere nicht. Am Schluß würden sie auch nicht mehr wissen als jetzt. Gulfstream würde ein paar Verkäufe einbüßen. Die Wartungsfirma würde von der Behörde etwas genauer überprüft. Der Eigner würde eine neue Maschine kaufen müssen. Um sich loyal zu erweisen, würde es wiederum ein G-Klasse-Busineß-Jet sein und demselben Wartungsunternehmen anvertraut werden. Das würde alle zufriedenstellen, selbst die Schweizer Behörden.
    Springer-Inspektor wurden besser bezahlt als Straßenagenten, aber Pat O'Day regte sich immer noch darüber auf, den Großteil des Tages damit verbringen zu müssen, Berichte zu lesen, die Agenten oder deren Sekretärinnen verfaßten. Niedrigere Dienstgrade überprüften gegenseitig die Angaben auf Unstimmigkeiten, er tat noch einmal dasselbe und schrieb sorgfältig eigene Notizen mit Bleistift auf seine gelben Blätter, die seine Sekretärin dann für zusammenfassende Berichte an Direktor Murray kollationierte. Echte Agenten, glaubte O'Day implizit, tippten ihre Berichte nicht. Er beendete seine Gespräche am Buzzard's Point beizeiten und entschied, daß sein Büro im Hoover Building ihn nicht benötigte.
    Die Ermittlungen brachten in der Tat immer weniger. Die ›neuen‹ Informationen waren alles Vernehmungen, von denen jede einzelne die Informationen bestätigte, die bereits herausgefunden worden und in umfangreichen Dokumenten mit Verweisen und Querverweisen festgehalten waren.
    »Diesen Teil hab' ich schon immer gehaßt«, sagte ADIC Tony Caruso.
    Das war der Punkt, an dem der Bundesanwalt alles hatte, was er brauchte, um eine Verurteilung zu erreichen, doch, Anwalt, der er war, hatte er nie genug – als ob der beste Weg, einen Ganoven zu verurteilen, der wäre, die Geschworenen zu Tode zu langweilen.
    »Nicht mal der Hauch einer gegenteiligen Aussage. Dieser Fall ist im Sack, Tony.« Die beiden Männer waren schon lang miteinander befreundet. »Zeit für mich, etwas Neues und Aufregendes zu bekommen.«
    »Du Glücklicher. Wie geht's Megan?«
    »Neue Kindertagesstätte seit heute. Giant Steps, am Ritchie Highway.«
    »Dieselbe«, stellte Caruso fest. »Ja, ich glaube, das ist sie.«
    »Was?«
    »Die Ryan-Kinder – ach, du warst nicht hier, als diese ULA-Bastards zugeschlagen haben.«
    »Sie hat gar nichts – die Besitzerin dieser Stätte hat gar nichts gesagt … na, ich nehme an, das sollte sie auch nicht, stimmt's?«
    »Unsere Brüder sind diesbezüglich ein bißchen pingelig. Ich kann mir vorstellen, der Service hat sie lange darüber aufgeklärt, was sie sagen darf und was nicht.«
    »Schätze, da helfen ein paar Agenten mit den Fingerfarben.« O'Day überlegte einen Augenblick. Im 7-Eleven die Straße gegenüber war ein neuer Mitarbeiter gewesen. Er erinnerte sich, daß er noch gedacht hatte, als er seinen Kaffee bekam, daß dieser Bursche ein bißchen zu geschniegelt war für so früh am Morgen. Hm. Morgen würde er den Burschen nach einer Waffe beäugen, wie der es mit ihm sicher bereits getan hatte, und aus professioneller Höflichkeit würde er ihm seine Dienstmarke zeigen, begleitet von einem Zwinkern und einem Nicken.
    »Bißchen überqualifiziert«, stimmte Caruso zu. »Aber was zum Teufel, es kann doch nicht schaden zu wissen, daß Sicherheitskräfte da sind, wo dein Kind ist.«
    »Du sagst es, Tony.« O'Day erhob sich. »Egal, ich werde sie jetzt abholen.«
    »Hauptquartier-Kotzbrocken. Achtstundentag«, knurrte der Assistant Director in Charge vom Washington Field Office.
    »Du wolltest ja unbedingt 'n hohes Tier werden, Don Antonio.«
    Es war immer befreiend, die Arbeit zu verlassen. Die Luft roch frischer beim Gehen als beim Kommen. Er ging hinaus zu seinem Pick-up, zog seine Anzugjacke aus und schlüpfte in seine zehn Jahre alte Lederjacke, eine Fliegerjacke der Navy, schon so weit ausgebeult, daß sie richtig bequem war. Als nächstes kam der Schlips dran. Zehn Minuten später befand er sich auf der Route 50 nach Annapolis, unmittelbar vor der Bugwelle aus

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