Befehl von oben
Arbeitsplätze.
Das ist auch nicht unsere Aufgabe. General Motors, Boeing und Microsoft sind diejenigen, die Arbeiter einstellen, um Produkte herzustellen, die gebraucht werden. Die Aufgabe der Regierung besteht darin, die Menschen zu beschützen, das Recht durchzusetzen und zu gewährleisten, daß die Menschen sich an die Spielregeln halten, ganz wie die Schiedsrichter auf dem Spielfeld. Es dürfte auch nicht unsere Aufgabe sein, meine ich, die Menschen dafür zu bestrafen, daß sie das Spiel gut beherrschen.
Wir erheben Steuern, damit die Regierung ihre Funktionen erfüllen kann. Aber wir sollten diese Steuern auf eine Weise erheben, die bei der Wirtschaft den geringsten Schaden anrichtet und die Leute sogar anregt, ihr Geld so einzusetzen, daß es das Gesamtsystem besser arbeiten läßt.«
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen! Sie wollen wohl die Kapitalertragssteuer herabsetzen, aber damit entlasten Sie nur wenige, auf Kosten der …«
»Senator, entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber das stimmt nicht, und Sie wissen es genau«, wies ihn Winston wieder zurecht. »Herabsetzung der Kapitalertragssteuer ermutigt die Leute, ihr Geld zu investieren, und – nein, lassen Sie mich etwas weiter ausholen: Sagen wir mal, ich verdiene tausend Dollar. Mit diesem Geld zahle ich Steuern, meine Hypothek, meine Lebensmittel, mein Auto, und was übrigbleibt, investiere ich bei der – äh – XYZ Computer Company. XYZ verwendet mein Geld, um jemand einzustellen. Diese Person erledigt ihr Arbeit wie ich die meine, und aus seiner Arbeit – er stellt ein Produkt her, daß die Verbraucher mögen und kaufen, stimmt's? – erzeugt die Firma Profit, den sie mit mir teilt. Dieses Geld wird als reguläres Einkommen besteuert. Dann verkaufe ich meine Aktien und kaufe mich in eine andere Firma ein, damit die wieder jemand einstellen kann. Das aus dem Verkauf der Aktien erzielte Geld ist ein Kapitalgewinn. Die Menschen stecken ihr Geld nicht mehr unter die Matratze«, erinnerte er sie, »und das wollen wir auch nicht. Wir wollen, daß sie in Amerika, in ihre Mitbürger investieren.
Nun, ich habe schon Steuern für das investierte Geld bezahlt, stimmt's? Okay, dann trage ich dazu bei, daß ein Mitbürger einen Arbeitsplatz erhält. Mit dieser Stelle wird etwas für die Öffentlichkeit geschaffen. Und für meinen Beitrag, diesem Arbeiter einen Arbeitsplatz zu verschaffen, und für meine Unterstützung, daß dieser Arbeiter etwas für die Öffentlichkeit herstellt, erhalte ich eine bescheidene Einnahme.
Das ist für den Arbeiter gut, dem ich mit zu einem Arbeitsplatz verhelfen habe, und gut für die Öffentlichkeit. Dann gehe ich einen Schritt weiter und mache das gleiche woanders. Warum soll ich dafür bestraft werden? Ist es nicht sinnvoller, die Menschen zu so etwas zu ermutigen?
Und, denken Sie daran, wir haben das investierte Geld ja schon einmal besteuert – in Wirklichkeit sogar mehr als einmal.
Das tut dem Staat nicht gut. Es ist schon schlimm genug, daß wir soviel einbehalten, aber die Art und Weise, wie wir es erheben, ist unerhört kontraproduktiv. Warum sind wir hier, Herr Senator? Wir sollten doch den Karren zum Laufen bringen und ihn nicht in den Sand setzen.
Bedenken Sie, unterm Strich kommt dabei ein Steuersystem heraus, das so kompliziert ist, daß wir Milliarden bloß für den Verwaltungsapparat eintreiben müssen – und dieses Geld ist völlig zum Fenster hinausgeschmissen. Schmeißen Sie noch all die Buchhalter und Steueranwälte dazu, die ihren Lebensunterhalt mit etwas bestreiten, was die Öffentlichkeit nicht begreift«, meinte SecTreas.
»In Amerika geht es doch nicht um den Neid. In Amerika herrscht doch keine Klassenrivalität. Wir haben in Amerika keine Klassengesellschaft. Niemand sagt einem amerikanischen Bürger, was er zu tun hat.
Die Geburt macht nicht viel aus. Schauen wir uns doch die Ausschußmitglieder an. Der Sohn eines Farmers, der Sohn eines Lehrers, der Sohn eines Fernfahrers, der Sohn eines Anwalts und Sie, Senator Nikolides, der Sohn eines Einwanderers. Wäre Amerika eine Klassengesellschaft, dann wie zum Kuckuck sind Sie hierher gekommen?« wollte er wissen.
Der Zwischenträger war Berufspolitiker – und ein arroganter Schweinehund, meinte Winston; ihn führte er nicht an. Den Erwähnten gab die Aufmerksamkeit der Kameras einen kleinen ›Kick‹. »Meine Herren, versuchen wir doch, es Leuten leichter zu machen, es Ihnen nachzumachen. Wenn Amerika wirtschaftliche
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