Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Dann setze eben alle unter Spannung. Das war kinderleicht. Und eigentlich erledigte der Iran die Arbeit. Er brauchte nur das Feuer ein wenig schüren. Das reichte ihm für ein Lächeln, als er die Toilette betrat.
    *
    Da. Movie Star merkte sich die Zeit und machte sich eine weitere gedankliche Notiz. Zwei Männer kamen aus dem Privathaus. Sie gingen zum Parkplatz von Giant Steps, blickten sich auf eine Weise suchend um, die sie so gut identifizierten wie Uniformen und Gewehre. Der Chevy Suburban tauchte aus der Privatgarage auf. Ein gutes Versteck, aber für einen erfahrenen Beobachter etwas zu offensichtlich. Zwei Kinder kamen zusammen heraus, eines von einer Frau, das andere von einem Mann geführt … ja, von dem, der im Halbdunkel des Eingangs gestanden hatte, als sie nachmittags zum Spielen herausgekommen waren.
    Großer Mann, ganz schön einschüchternd. Zwei Frauen, eine voraus, eine hinterher. Alle Köpfe blickten sich suchend um. Sie brachten das Kind zu einem normalen Wagen. Der Suburban hielt vor der Einfahrt, und die anderen Autos folgten ihm auf die Hauptstraße, fünfzehn Sekunden später, wie er sah, von einem Polizeiauto gefolgt.
    Es würde eine schwierige Aufgabe werden, aber keine unmögliche, und das Unternehmen sah etliche verschiedene Ergebnisse vor, die seinen Auftraggebern alle in den Kram paßten. Es war gut, daß er bei Kindern nicht rührselig wurde. Er war an solchen Missionen schon früher beteiligt gewesen, und als Kinder konnte man sie einfach nicht sehen. Dasjenige, das an der großen Hand seines Beschützers herausgeführt worden war, stellte eine politische Erklärung dar, die jemand anderes machen würde. Allah hätte das nicht gebilligt. Keine Religion auf der Welt billigte, daß einem Kind Leid zugefügt wurde, aber mit Religionen ließen sich keine Staatsgeschäfte führen. Religionen galten für eine ideale Welt, aber die Welt war nicht ideal. Und deshalb konnte jemand ungewöhnliche Mittel in den Dienst religiöser Ziele stellen, und das hieß – etwas, über das er sich schlicht keine Gedanken machte. Es war Geschäft, sein Geschäft, herauszufinden, was getan werden konnte, Regeln hin oder her, und Movie Star war in dem Punkt nicht im geringsten scheinheilig, was, wie er dachte, wahrscheinlich der Grund war, daß er noch lebte, andere hingegen nicht – und das hier, wenn er es richtig interpretierte, würde noch weitere Leben kosten.

28
    Mit Gewimmer
    Politiker haben Überraschungen selten gern. Sosehr sie es genießen, sie anderen – vor allem anderen Politikern, möglichst öffentlich und stets mit der Unerbittlichkeit eines Dschungelhinterhalts – zu bereiten, hassen sie es hingegen, wenn sie ihnen selbst ausgesetzt sind. Und das galt schon für die politische Art der Überraschung, in Ländern, wo Politik ein einigermaßen gesittetes Geschäft war.
    In Turkmenistan hatten die Verhältnisse diesen Stand noch nicht erreicht. Der Premier – er verfügte über eine große Auswahl an Titeln, und diesen mochte er mehr als ›Präsident‹ – genoß alles an seinem Leben und seinem Amt. Als Anführer der schon halb entschlafenen kommunistischen Partei hätte er unter größeren persönlichen Einschränkungen leben müssen als jetzt und würde immer am Ende einer Telefonleitung nach Moskau hängen wie ein Fisch an der Leine. Doch das war vorbei. Moskau verfügte nicht mehr über die Leitung, und er war ein zu großer Fisch geworden. Er war ein tatkräftiger Mann Ende Fünfzig und, wie er gerne scherzte, auch ein Mann des Volkes. Das ›Volk‹ war im vorliegenden Fall eine attraktive zwanzigjährige Angestellte, die ihn nach einem vorzüglichen Abendessen und ein bißchen Volkstanz so unterhalten hatte, wie es nur eine junge Frau konnte. Nun fuhr er unter einem klaren Sternenhimmel wieder in seine offizielle Residenz, saß auf dem rechten Sitz seines schwarzen Mercedes mit dem satten Lächeln eines Mannes, der gerade aufs beste bewiesen hatte, was er war. Vielleicht würde er für die junge Frau eine Beförderung herausschlagen – in ein paar Wochen. Er verfügte zwar nicht über die absolute Macht, aber sicherlich über eine für jeden Menschen ausreichende. Da er bei seinem Volk als ein erdiger, biederer Führer beliebt war, wußte er, wie er sich verhalten, wie er sich zu den Leuten setzen und wie er eine Hand oder Schulter anpacken sollte, stets vor Fernsehkameras, um zu beweisen, daß er einer aus ihrer Mitte war. ›Personenkult‹ hatte das unter dem

Weitere Kostenlose Bücher