Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Strukturprobleme hat, dann deshalb, weil wir nicht genügend Möglichkeiten schaffen, wie wir sollten und könnten. Das System ist nicht vollkommen? Toll, versuchen wir doch, es zu verbessern. Deshalb sind wir ja hier.«
    »Aber das System muß doch verlangen, daß jeder sein angemessenes Scherflein beiträgt.« Der Senator versuchte schon wieder, das Ruder an sich zu reißen.
    »Was heißt ›angemessen‹? Das Wörterbuch meint, daß jeder etwa das gleiche tun muß. Zehn Prozent von einer Million ist zwanzigmal mehr als zehn Prozent von Fünfzigtausend. Aber im Steuerrecht ist ›angemessen‹ dazu geworden, daß wir den Erfolgreichen möglichst viel abnehmen und das wieder ausportionieren – nebenbei, die Reichen beschäftigen Anwälte und Lobbyisten, die denen in der politischen Arena Myriaden von Ausnahmen aufschwätzen, damit man sie nicht völlig schröpft, und das gelingt auch, wie wir alle wissen – und womit endet man dann? Man endet mit einem Arbeitsbeschaffungsprogramm für Bürokraten, Buchhalter, Anwälte und Lobbyisten, und irgendwo unterwegs haben wir die Steuerzahler schlichtweg vergessen. Wir kümmern uns nicht darum, daß sie aus dem System, das ihnen dienen soll, nicht schlau werden können. Aber so sollte es nicht sein.« Winston beugte sich zum Mikrofon vor. »Hier ist meine Auffassung von ›fair und angemessen‹: Ich meine, es heißt gleiche Belastung aller im gleichen Verhältnis. Ich meine ein System, das nicht nur erlaubt, sondern fördert, daß sich alle an der Wirtschaft beteiligen. Ich meine, es heißt einfache, verständliche Gesetzgebung, damit alle wissen, woran sie sind. Ich meine, es heißt ein ebenes Spielfeld, gleiche Regeln für alle, und keine Sonderstrafe für Ken Griffey, weil er Hörne-Runs schlägt. Wir bewundern ihn.
    Wir versuchend, ihm nachzumachen; neue wie ihn heranzuziehen. Und wir bleiben ihm aus dem Weg.«
    »›Laßt sie Kuchen essen‹, vielleicht?« meinte der Stabschef.
    »›Hot dogs‹ können wir nicht sagen, oder?« fragte Kealty. Dann grinste er breit. »Endlich!«
    »Endlich«, stimmte ein weiterer Assistent zu.
    *
    Die Ergebnisse waren alle nicht eindeutig. Das FBI mit seinen Lügendetektoren war den ganzen Vormittag am Werk gewesen, und jede einzelne Auswertung auf dem EDV-Papier war unbestimmt. Das ließ sich nicht ändern. Eine durchgemachte Nacht, hatten sie ihm alle gesagt, um etwas Wichtiges auszuforschen, wofür er keine Freigabe hatte. Das konnte natürlich nur die Lage zwischen Iran und Irak sein. Er konnte so gut wie jeder andere CNN anschauen. Die Männer, die er an den Polygraphen angeschlossen hatte, waren alle müde und gereizt, und einige hatten schon beim Nennen ihres Namens und ihrer Stellenbeschreibung gewaltig das Flattern bekommen, und die ganze Übung war nutzlos gewesen. Wahrscheinlich.
    »Hab' ich bestanden?« fragte Rutledge, als er die Druckmanschette auf eine Art abschnallte, als hätte er das alles schon mal gemacht.
    »Nun, ich bin sicher, Ihnen ist schon gesagt …«
    »Das ist kein Untersuchungsprozeß, wo es um Bestehen oder Durchfallen geht«, sagte der Staatssekretär im Außenministerium müde.
    »Ach, erzählen Sie das einem, der seine Geheimhaltungsstufe wegen so einer Sitzung verloren hat. Ich hasse die verdammten Dinger, seit eh und je.«
    Man könnte genausogut – oder schlecht – Zahnarzt sein, dachte der FBI-Agent, und obwohl er in dieser besonderen Schwarzen Kunst einer der Besten weit und breit war, hatte er heute nichts erfahren, das die Untersuchung weiterbrachte.
    »Die Sitzung gestern abend …«
    Rutledge schnitt ihm kühl das Wort ab: »Darüber kann ich nichts sagen.«
    »Nein, ich meine, ist so was normal hier?«
    »Wahrscheinlich für eine Weile. Schauen Sie, vermutlich wissen Sie, worum es geht.« Der Agent nickte, der Staatssekretär genauso. »Schön.
    Dann wissen Sie, daß es eine große Sache ist, und wir werden uns deswegen etliche Nächte um die Ohren schlagen müssen, insbesondere meine Leute. Das heißt Unmengen von Kaffee, endlose Stunden und blanke Nerven.« Er blickte auf die Uhr. »Meine Arbeitsgruppe tritt in zehn Minuten zusammen. Noch irgendwas?«
    »Nein, Sir.«
    »Danke für erbauliche neunzig Minuten«, sagte Rutledge auf dem Weg zur Tür. Es war so einfach. Man mußte nur wissen, wie die Sache lief. Sie wollten entspannte und friedfertige Untergebene, um saubere Ergebnisse zu erhalten – der Polygraph maß im wesentlichen die durch unbequeme Fragen hervorgerufene Spannung.

Weitere Kostenlose Bücher