Befehl von oben
früheren Regime geheißen, und das war es auch, und das, wußte er, machte schon die ganze Politik aus. Er trug große Verantwortung und erfüllte die Pflicht, da war man ihm einiges schuldig. Eines war der gute deutsche Wagen, in dem er saß, und das andere ging gerade mit Lächeln und Seufzer zu Bett. Das Leben war schön. Er wußte bloß nicht, daß ihm nur noch knapp sechzig Sekunden davon verblieben.
Er kam ohne Polizeieskorte aus. Sein Volk liebte ihn, da war er sich sicher. Doch an der nächsten Einmündung stand ein Polizeiauto mit Blaulicht und verstellte den Weg gerade hinter der Querstraße. Ein Polizist war ausgestiegen und hatte die Hand erhoben, während er in sein Funkmikrofon sprach. Sein Fahrer bremste den Mercedes ab, hielt direkt in der Einmündung an und vergewisserte sich, daß seine Pistole in Reichweite war. Kaum hatte die Staatskarosse angehalten, als beide ein Geräusch zu ihrer Rechten hörten. Der Premier drehte sich in diese Richtung und hatte kaum noch Zeit, die Augen aufzureißen, als der Lkw vom Typ Zil 157 ihn mit vierzig Stundenkilometern rammte. Der hoch angebrachte Stoßdämpfer bohrte sich in den unteren Rand des Seitenfensters, und der Dienstwagen wurde zehn Meter nach links geworfen, wo er an die Mauer eines Bürogebäudes prallte. Dann war es Zeit für den Polizisten, in Begleitung von zwei Kollegen herzukommen. Der Fahrer war nicht mehr am Leben, hatte das Genick gebrochen. Das konnten die Polizisten an der Neigung des Kopfes erkennen. Aber zur allgemeinen Verwunderung ächzte der Premier trotz seiner schweren Verletzungen noch. Das mußte vom Saufen kommen, dachten sie, das den Körper schlaff und geschmeidig machte. Nun, das ließ sich leicht erledigen. Der vorgesetzte Polizist ging zum Lkw, nahm den Wagenheber heraus, kam wieder her und schlug damit auf den Kopf des Premiers ein. Daraufhin reichte er dem Lastwagenfahrer wieder das Werkzeug, und der Premier von Turkmenistan war infolge eines Autounfalls gestorben. Nun würde ihr Land Wahlen durchführen müssen, nicht wahr?
Das wäre quasi das erstemal, und es würde ein Oberhaupt wählen, das die Bevölkerung kannte und respektierte.
*
»Herr Senator, der Tag ist lang gewesen«, pflichtete Tony Bretano bei.
»Und für mich waren es ein paar recht harte Wochen, um den Durchblick zu bekommen und die Leute kennenzulernen, aber wie Sie wissen, Management ist Management, und das DOD hat länger schon ohne auskommen müssen. Mir liegt besonders das Beschaffungswesen am Herzen. Das ist zu langwierig und kostspielig, was nicht so sehr an Korruption liegt als vielmehr am Versuch, einen so strengen Gerechtigkeitsmaßstab anzulegen, daß – nun ja, ich möchte Ihnen ein landläufiges Beispiel geben. Wenn Sie Ihr Essen auf die Art einkaufen müßten, wie das DOD Waffen anzuschaffen gezwungen ist, würden Sie im Supermarkt verhungern beim Versuch, sich zwischen Dosenbirnen von Libby und DelMonte zu entscheiden. TRW ist ein Ingenieurbetrieb und meiner Meinung nach ein guter. Meine Firma könnte ich niemals so führen.
Meine Anteilseigner würden mich lynchen. Wir können es besser, und ich habe vor, das anzupacken.«
»Herr Minister in spe«, fragte der Senator, »wie lange muß das so weitergehen? Wir haben gerade einen Krieg gewonnen und …«
»Herr Senator, Amerika hat die beste medizinische Versorgung auf der Welt, aber Menschen sterben immer noch an Krebs und das Beste ist nicht immer gut genug, oder? Aber darüber hinaus und präziser: Wir können es besser machen für weniger Geld. Ich werde nicht mit der Forderung nach einer Etaterhöhung an Sie herantreten.
Der Posten für Neuanschaffungen wird höher sein, ja. Auch die für Ausbildung und für Bereitschaft werden höher sein. Aber in der Verteidigung fließt das meiste Geld in Personalkosten, und da können wir eingreifen. Das Ministerium ist an den falschen Stellen überbesetzt. Damit verschleudern wir Steuergelder. Wir setzen unsere Leute nicht rationell ein, Senator, und nichts ist verschwenderischer als das. Ich kann Ihnen wohl eine Nettoreduktion von zwei bis drei Prozent versprechen.
Mehr, wenn ich das Beschaffungssystem in die Hand bekomme. Dafür brauchte ich gesetzliche Hilfe. Es gibt keinen Grund, warum wir acht bis zwölf Jahre brauchen müssen, um einen neuen Flieger zu entwerfen.
Wir studieren alles zu Tode. Damit sollte früher einmal Geld gespart werden, und vielleicht war es mal eine gute Idee, aber nun geben wir mehr Geld für Studien aus als
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