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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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aber wir können daraus lernen. Es gibt keinen begründeten Anlaß zu Animositäten zwischen Amerika und den Ländern in dieser Region. Warum sollten wir Feinde sein?«
    »Werden wir also mit der Vereinigten Islamischen Republik reden?« fragte Donner.
    »Wir sind stets bereit, mit den Menschen zu reden, besonders im Interesse der Pflege freundschaftlicher Beziehungen. Der Persische Golf ist eine Region von großer Bedeutung für die gesamte Welt. Es ist im Interesse aller, daß diese Region friedlich und stabil bleibt. Es hat genug Krieg gegeben. Iran und Irak haben – wie lange? – acht Jahre gekämpft, mit ungeheuren Menschenverlusten für beide Länder. Dann all die Konflikte zwischen Israel und seinen Nachbarn. Genug ist genug. Nun haben wir einen neuen Staat im Entstehen. Der hat viel Arbeit vor sich.
    Die Bürger haben Bedürfnisse, und zum Glück gibt es Mittel, diese Bedürfnisse zu befriedigen. Wir wünschen ihnen alles Gute. Wenn wir helfen können, werden wird das. Amerika war immer bereit, die Hand zur Freundschaft auszustrecken.«
    Es gab eine kurze Pause, wohl für eine Werbeeinblendung. Das Interview würde am Abend um neun Uhr ausgestrahlt werden. Den nächsten Abschnitt übernahm Donners älterer Kollege John Plumber.
    »Nun, sind Sie gern Präsident?«
    Ryan lächelte. »Ich sage mir immer wieder, ich bin nicht gewählt, sondern verurteilt worden. Die Stunden sind lang, die Arbeit ist viel härter, als ich je wußte, aber ich hab' auch Glück gehabt. Arnie van Damm ist ein genialer Organisator. Das Personal im House ist hervorragend. Ich habe Zehntausende Briefe von Menschen erhalten, und ich möchte ihnen bei dieser Gelegenheit danken: Sie helfen mir wirklich.«
    »Mr. Ryan« – Jack nahm an, daß sein Doktortitel nicht mehr zählte –, »was werden Sie zu ändern versuchen?« fragte Plumber.
    »John, es hängt davon ab, was Sie unter ›ändern‹ verstehen. Die vordringliche Aufgabe ist die Arbeitsfähigkeit der Regierung. Also nicht ›ändern‹, sondern ›wiederherstellen‹; das versuche ich. Noch haben wir keinen heilen Kongreß – nicht, bis neue Volksvertreter gewählt sind –, und bis dann kann ich keinen Haushalt vorschlagen. Ich hab' für die Hauptministerien versucht, gute Leiter zu finden, und die beauftragt, sie effizient zu führen.«
    »Ihr Finanzminister George Winston ist für sein ziemlich abruptes Verlangen, die Steuergesetzgebung zu verändern, kritisiert worden«, sagte Plumber.
    »Ich kann nur sagen, daß ich Minister Winston voll unterstütze. Die Steuergesetzgebung ist unzumutbar kompliziert, und das ist von Grund auf ungerecht. Was er vorhat, wird einkommensneutral sein.
    Das dürfte noch zu pessimistisch sein. Unter dem Strich sollten die Regierungseinnahmen aufgrund gleichzeitiger Verwaltungseinsparung steigen.«
    »Aber es hat viel unfreundliche Kommentare zur regressiven Tendenz …«
    Ryan hob die Hand. »Einen Augenblick mal, John. Eines der Probleme in dieser Stadt ist, daß die von den Menschen verwendete Sprache verbogen ist. Wenn wir von jedem den gleichen Prozentsatz erheben, ist das nicht regressiv. Das Wort bezeichnet einen Rückschritt, eine höhere Veranlagung der Armen als der Reichen. Das werden wir nicht tun.
    Wenn Sie dieses Wort unzutreffend gebrauchen, führen Sie die Leute in die Irre.«
    »Aber so haben die Leute das Steuersystem seit Jahren beschrieben.« Plumbers Sprachgebrauch war schon lange nicht mehr geprüft worden.
    »Deshalb wird es nicht zutreffender«, betonte Jack. »Auf jeden Fall bin ich kein Politiker, John. Ich verstehe es nur, offen zu reden. Wenn wir von allen den gleichen Steuersatz verlangen, entspricht das der Wörterbuchdefinition von ›gerecht‹. John, Sie wissen doch, wie das Spiel läuft. Sie und Tom verdienen eine Menge Geld und lassen jedes Jahr Anwalt und Steuerberater alles durchgehen. Sie machen wahrscheinlich Investitionen, die Ihre Steuer verringern sollen, nicht wahr? Wie sind diese Schlupflöcher entstanden? Ganz einfach, Lobbyisten haben den Kongreß beschwatzt, das Recht ein wenig zu ändern. Wie? Indem reiche Leute sie dafür bezahlt haben. Was passiert also? Das vermeintlich ›progressive‹ System ist derart manipuliert, daß die höheren Steuersätze bei den Reichen nicht greifen, weil ihre Anwälte und Steuerberater ihnen sagen, wie sie dem System ein Schnippchen schlagen können. Also sind die höheren Steuersätze, die sie zahlen, eine Lüge, oder nicht? Politiker wissen das, wenn sie

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