Befehl von oben
wahren. Sie doch auch, John«, sagte Ryan mit direktem Blick in die Augen des Kommentators. »Wenn Sie Quellen preisgeben, sind Sie aus dem Geschäft. Wenn Amerika das tut, bringt es Menschen in Gefahr.«
»Aber …«
»Das Thema ist abgeschlossen, John. Unsere Geheimdienste arbeiten unter Aufsicht des Kongresses. Ich habe immer auf seiten des Rechts gestanden, und davon werde ich nicht abweichen; soviel zu diesem Thema.«
Beide Reporter mußten schwer schlucken, und dieser Teil des Bandes, dachte Ryan, würde es nicht in die Sendung schaffen.
*
Badrayn mußte dreißig Personen auswählen. Die Zahl war nicht das Problem – die erforderliche Hingabe genausowenig. Aber der Verstand war es. Wenn es im Mittleren Osten einen Überschuß an irgend etwas gab, dann an Terroristen, Männern wie er – zwar etwas jünger – die ihr Leben der Sache verschrieben hatten, nur um sie vor ihren Augen eingehen zu sehen. Aber das machte ihren Zorn und ihre Hingabe nur entschiedener. Eigentlich brauchte er nur zwanzig helle Köpfe. Die übrigen mußten nur der Sache verpflichtet sein und ein oder zwei intelligente Aufseher haben. Sie mußten sich alle an die Befehle halten. Sie mußten alle bereit sein, zu sterben oder zumindest das Risiko einzugehen. Gut, das war auch nicht so das Problem. Die Hisbollah hatte noch genug Leute, die bereit waren, sich Sprengstoff um den Körper zu schnallen, und es gab noch andere.
Es gehörte zur Tradition in dieser Region – eine, die Mohammed möglicherweise nicht ganz gebilligt hätte, aber Badrayn war nicht besonders religiös, sein Geschäft waren Terrorkommandos. Historisch gesehen, waren Araber nicht die tüchtigsten Soldaten der Welt gewesen.
Sie waren die meiste Zeit Nomaden gewesen, und ihre militärische Tradition gründete sich auf Überfällen, später zur Guerillataktik aufgebessert, und nicht auf geordneter Schlacht. Nach der Überlieferung trat eine einzige Person opferbereit – in der Wikingertradition wurde sie ein ›Berserker‹ genannt, und in Japan gehörte sie der speziellen Angreiftruppe an, die auch als ›Kamikaze‹ bekannt war – auf dem Schlachtfeld vor, um das Schwert ruhmreich zu schwingen und möglichst viele Feinde niederzumähen, die im Paradies ihre Diener werden würden. Besonders traf dies auf den Dschihad zu, den islamischen Heiligen Krieg im Dienst des Glaubens. Schlußendlich bewies es, daß der Islam, wie jede Religion, von ihren Anhängern korrumpiert werden konnte. Gegenwärtig hieß es, daß Badrayn genügend Leute hatte, die seinen Befehlen folgten, da Daryaei ihnen sagen würde, daß dies tatsächlich ein Dschihad war, der für sie die Schlüssel zum glorreichen Nachleben barg.
Badrayn hatte seine Liste. Er machte drei Telefonate. Die Anrufe wurden über etliche Schaltstationen weitergeleitet, und im Libanon und anderswo machten Menschen Reisepläne.
*
»Nun, wie haben wir uns geschlagen, Trainer?« fragte Jack lächelnd.
»Das Eis ist ziemlich dünn geworden, aber ich schätze, Sie haben sich nicht die Füße naß gemacht«, sagte van Damm mit sichtlicher Erleichterung. »Sie haben ganz schön fest auf die Interessengruppen eingeschlagen.«
»Nicht in Ordnung, auf Sonderinteressen einzudreschen? Verdammt, das machen doch alle!«
»Das hängt von den Gruppen und Interessen ab, Mr. President. Sie haben auch alle ihre Sprecher, und einige können sich geben wie Mutter Theresa nach einer Beruhigungspille – kurz bevor Sie Ihnen das Buschmesser durch den Hals ziehen.« Der Stabschef hielt inne. »Aber Sie haben sich ganz gut gehalten. Sie haben nichts gesagt, was die ernsthaft gegen Sie einsetzen können. Wir werden sehen, wie sie es für heute abend zurechtschneiden, und dann, was Donner und Plumber zum Schluß sagen werden. Die letzten paar Minuten zählen am meisten.«
*
Die Röhrchen trafen im sehr sicheren Behälter, nach der Form »Hutschachtel« genannt, in Atlanta ein. Es war ein sehr raffiniert gebautes Behältnis zur absolut sicheren Aufbewahrung gefährlichster Substanzen, mehrmals versiegelt und verstärkt, um starker Erschütterung zu widerstehen. Es war mit Warnaufklebern vor biologisch gefährlichem Material übersät und wurde mit großen Respekt behandelt, einschließlich des Federal-Express-Zustellers, der es an diesem Morgen um 9.14 Uhr aushändigte.
Die Hutschachtel wurde ins sichere Labor gebracht, wo sie von außen auf Beschädigungen geprüft, mit starkem Desinfektionsmittel besprüht und dann unter strikten
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