Befehl von oben
Gesetze verabschieden.
Merken Sie, wohin uns das alles führt? Nirgendwohin, John. Es führt zu nichts. Es ist ein Riesenspiel, das Zeit verschwendet, die Öffentlichkeit in die Irre führt und den Leuten innerhalb des Systems viel Geld einbringt – und woher kommt das Geld? Von den Bürgern, den Menschen, die für alles zahlen müssen, was abläuft. Gut, George Winston will – mit meiner Zustimmung – etwas verändern. Was passiert? Die Leute, die das Spiel spielen und das System melken, nehmen wieder die irreführenden Worte, um es so scheinen zu lassen, als würden wir unfair vorgehen. Jene verschworene Clique ist die gefährlichste und hinterlistigste Lobby, die es gibt.«
»Und das mögen Sie nicht.« John lächelte.
»In jedem meiner bisherigen Jobs habe ich, so gut es ging, die Wahrheit gesagt. Damit werde ich nicht jetzt aufhören. Ein paar Dinge dürften eine Änderung nötig haben, und ich sag Ihnen mal, welche: Alle Eltern in Amerika sagen den Kindern früher oder später, daß Politik ein schmutziges Geschäft, ein ruppiges Geschäft, ein gemeines Geschäft ist. Und wir nehmen das hin, als müßte es sein, als war es normal, recht und billig. Aber das ist's nicht, John. Jahrelang haben wir die Tatsache akzeptiert, daß Politik – Augenblick, definieren wir mal die Begriffe, ja? Das politische System ist die Art, wie wir das Land regieren, Gesetze verabschieden, die wir alle befolgen sollen, und Steuern erheben. Das sind wichtige Angelegenheiten. Doch gleichzeitig lassen wir Menschen ins politische System, die gewohnheitsmäßig Fakten entstellen, Gesetze verdrehen, um Gönner zufriedenzustellen, die ihnen Wahlgelder spenden. Einige von ihnen sind Lügner. Und wir nehmen es hin.
Sie in den Medien auch. Aber im eigenen Metier würden Sie's nicht dulden, oder? Ebensowenig in der Medizin, in der Wissenschaft, im Geschäftsleben, in der Justiz oder gar in der eigenen Familie.
Irgend was ist hier faul«, fuhr der Präsident fort, der sich vorbeugte und jetzt leidenschaftlich sprach. »Wir reden hier von unserem Staatswesen, und der Verhaltenskodex, den wir von unseren Volksvertretern verlangen, sollte nicht niedriger sein – er sollte höher sein. Wir sollten auf Intelligenz und Integrität pochen. John, ich bin als Unabhängiger eingetragen. Ich gehöre keiner Partei an. Ich habe kein Programm, außer daß alles gut funktionieren soll. Darauf habe ich einen Eid geschworen, und den nehme ich ernst. Schön, ich hab' erfahren, daß dies bestimmte Menschen verärgert, und ich bedaure das, aber ich werde nicht meine Überzeugungen umbauen, um jede Sondergruppe mit einer Armee bezahlter Lobbyisten zufriedenzustellen. Ich bin hier, um allen zu dienen, nicht bloß denen, die am lautesten schreien und das meiste Geld anbieten.«
Plumber ließ sich die Freude über diese Suade nicht anmerken.
»Okay, Mr. President, dann mal zum Warmwerden: Wie steht es denn mit den Bürgerrechten?«
»Die Verfassung ist farbenblind. Wenn Menschen wegen ihres Aussehens, ihrer Sprache, ihrer Religionszugehörigkeit oder ihrer Abstammung diskriminiert werden, dann verstößt das gegen die Gesetze unseres Landes. Vor dem Auge des Gesetze sollten wir alle gleich sein, ob wir es befolgen oder mißachten. Wer letzteres tut, bekommt's mit dem Justizministerium zu tun.«
»Ist das nicht idealistisch?«
»Was ist schlimm am Idealismus?« konterte Ryan. »Und wenn wir schon dabei sind: Wie war's denn mal mit einem bißchen gesunden Menschenverstand? Statt für sich selbst oder eine bestimmte Gruppe Vorteile herausschinden zu wollen, warum könnten wir nicht alle zusammen an vernünftigen Lösungen arbeiten? Sind wir nicht alle Amerikaner. Dies Land wurde nicht dazu gegründet, jede Gruppe auf jede andere zu hetzen.«
»Manche sagen, das ist der Schiedskampf, damit jeder seinen fairen Teil bekommt«, sagte John.
»Und immer die Stärksten siegen? Auf dem Wege korrumpieren wir das politische System.«
Sie mußten zum Auswechseln der Videobänder eine Pause einlegen.
Jack blickte sehnsüchtig auf die Tür zum Sekretariat, weil er gern eine geraucht hätte. Er rieb sich die Hände und versuchte, entspannt auszusehen, aber obwohl er die Chance erhalten hatte, Dinge zu sagen, die er schon seit Jahren hatte äußern wollen, steigerte die Gelegenheit dazu nur die Verspanntheit.
»Die Kameras sind aus«, sagte Tom Donner. »Glauben Sie wirklich, Sie könnten von alledem irgendwas durchbringen?«
»Wenn ich's nicht tue?« seufzte
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