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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Meine Herren, da haben sie aber blitzschnell geschaltet.«
    *
    Noch nie hatten sie an etwas so hart gearbeitet. Ihre Mission hatte sie zu Sechzehnstundentagen gezwungen; kaum Bier am Abend, eilige Fertiggerichte und nur ein Radio zur Unterhaltung. Sie kochten gerade Blei. Die Vorrichtung war die gleiche wie bei Klempnern, eine Propangasflasche mit einem Brenner drauf, ähnlich einer umgedrehten Rakete, die statisch auf Schub getestet wurde. Darüber wiederum hing ein Metalltopf, gefüllt mit Blei, das durch die dröhnende Flamme flüssig gehalten wurde. Zu dem Topf gehörte eine Kelle, die eingetaucht und dann in Kugelfassungen entleert wurde. Das ergab ein Kaliber .58, Körnung 505 für Frontlader, etwa dem entsprechend, was die ursprünglichen Mountain Men um 1820 nach Westen getragen hatten. Sie waren per Katalog bestellt worden. Es gab zehn Gußformen mit vier Höhlungen pro Form.
    Soweit lief alles gut, dachte Ernie Brown, insbesondere, was die Geheimhaltung betraf. Dünger war keine überwachte Substanz. Genausowenig Diesel. Und auch Blei nicht. Jeder Einkauf war an mehr als einem Ort getätigt worden, so daß kein einziger Erwerb so umfangreich gewesen war, daß er Kommentare ausgelöst hätte.
    Allerdings war's zeitaufwendige Handarbeit, doch das Timing prima. Pete arbeitete nun mit der Kelle, und in der Zeit, in der er alle Gußformen nacheinander gegossen hatte, war der erste Satz so weit ausgehärtet, daß die Kügelchen der Projektile, wenn sie in Wasser getaucht und geöffnet wurden, ausgeformt und fest waren. Sie wurden dann in eine leere Öltonne geworfen, und die Gußformen wieder in ihre Halterungen gesteckt. Ernie sammelte das vergossene Blei auf und warf es wieder in den Topf, damit nichts verschwendet wurde.
    Nur der Erwerb des Betonmischers war schwierig gewesen, doch beim Durchblättern der Lokalblätter waren sie auf die Versteigerung eines bankrotten Bauunternehmens gestoßen, und für schlappe 21.000 Dollar hatten sie ein drei Jahre altes Fahrzeug mit einem Mack-Fahrgestell erworben, das nur 70.567,1, Meilen auf dem Zähler hatte und in sehr gutem Zustand war. Sie hatten es freilich nachts hergefahren, und nun stand es in der Scheune, zwanzig Fuß von ihnen entfernt, und seine Scheinwerfer beobachteten sie wie ein Augenpaar.
    Die Arbeit war eine immer gleiche Schufterei, aber das half sogar. An der Scheunenwand hing ein Plan der Innenstadt von Washington, und während Ernie das Blei umrührte, blickte er drauf, und in seinem Hirn brodelten das flache Papierbild und sein eigenes geistiges Bild. Er kannte alle Entfernungen, und Entfernung war der wichtigste Faktor. Der Secret Service hatte sich für besonders schlau gehalten. Er hatte die Pennsylvania Avenue gerade deshalb gesperrt, um Bomben vom Weißen Haus fernzuhalten. Na, waren sie nicht verdammte Schlaumeier? Nur eine Kleinigkeit hatten sie übersehen.
    *
    »Ich muß aber«, sagte MacGregor. »Es ist verpflichtend.«
    »Das werden Sie nicht«, sagte ihm der Beamte der Gesundheitsbehörde. »Es ist nicht notwendig. Der Index-Patient hat die Krankheit mitgebracht. Sie haben die richtigen Eindämmungsverfahren eingeleitet. Der Personal erledigt seine Arbeit – Sie haben sie gut ausgebildet, Ian«, fügte er hinzu, um Abkühlung der Stimmung bemüht. »Es käme unserem Land sehr ungelegen, wenn das nach außen dringen würde. Ich habe es mit dem Außenministerium besprochen, und es wird nicht nach außen dringen. Ist das klar?«
    »Aber …«
    »Wenn Sie darauf beharren, werden Sie das Land verlassen müssen.«
    MacGregor wurde rot. Er hatte einen blassen, nordländischen Teint, und sein Gemütszustand war zu leicht an seinem Gesicht abzulesen.
    Dieser Mistkerl könnte und würde einen weiteren Anruf machen, und er würde einen Polizisten – so hießen sie hier zwar, waren aber eindeutig nicht die höflichen, freundlichen Schupos, die er in Edinburgh kennengelernt hatte – holen, der zu ihm ins Haus kommen und ihm sagen würde, er solle seine Sachen für die Fahrt zum Flughafen packen. Das war schon einem Londoner widerfahren, der einen Regierungsbeamten zu grob über AIDS-Gefahren belehrt hatte. Und wenn er verschwand, würde er Patienten zurücklassen, und das war sein wunder Punkt, wie der Beamte wußte und wie MacGregor wußte, daß dieser es wußte. Als junger und hingebungsvoller Arzt kümmerte er sich um seine Patienten, und er konnte sie nicht ohne weiteres einem anderen überlassen, nicht hier, nicht, wenn es einfach zuwenig

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