Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
deren Fähigkeiten ich kenne. Zudem sollte ein Präsident das Recht haben, natürlich mit Zustimmung der gewählten Volksvertreter, die Leute auszusuchen, mit denen er zusammenarbeiten wird.«
    »Aber wenn so viel vor Ihnen liegt, wie wollen Sie sich dann ohne erfahrene politische Anleitung durchsetzen? Das hier ist eine politische Stadt.«
    »Vielleicht liegt da das Problem«, schoß Ryan zurück. »Vielleicht hindert der politische Prozeß mehr, als daß er hilft. Tom, ich hab' mich um diesen Posten nicht bemüht, okay? Als Roger mich bat, Vizepräsident zu werden, hatte ich die Vorstellung, den Rest der Amtszeit zu dienen und dann endgültig aus der Regierung auszuscheiden. Aber dann geschah dieses schreckliche Ereignis, und hier bin ich nun. Ich wollte nie ein Politiker sein, und meiner Einschätzung nach bin ich auch jetzt keiner.
    Bin ich der beste Mann für diesen Job? Womöglich nicht. Ich bin jedoch Präsident der Vereinigten Staaten und muß meine Arbeit erledigen, und ich werde das nach besten Kräften tun. Mehr kann ich nicht.«
    »Und das ist das Schlußwort. Vielen Dank, Mr. President.«
    Jack wartete kaum ab, bis die Kameras endgültig ausgingen, um das Mikro von seiner Krawatte abzuziehen und aufzustehen. Die beiden Reporter sagten kein Wort. Cathy blickte sie finster an.
    »Warum haben Sie das getan?«
    »Wie bitte?« sagte Donner.
    »Warum greifen Leute wie Sie Leute wie uns immer an? Was haben wir uns zuschulden kommen lassen? Mein Gatte ist der ehrenhafteste Mann, den ich kenne.«
    »Wir stellen nur Fragen.«
    »Speisen Sie mich nicht so ab! Die Art und die Auswahl Ihrer Fragestellungen gibt doch die Antworten vor, noch bevor jemand die Chance hat, etwas zu entgegnen.«
    Keiner der Reporter antwortete darauf. Die Ryans entfernten sich ohne ein Wort. Dann trat Arnie ein.
    »Okay«, stellte er fest, »wer hat das gedeichselt?«
    »Ausgeweidet wie 'nen Fisch«, dachte Holbrook laut. Sie gönnten sich eine Pause, und es war sowieso immer gut, den Feind kennenzulernen.
    »Der Typ hat Schiß«, sagte Ernie Brown, der die Dinge etwas tiefer durchblickte. »Bei Politikern kannst du dich wenigstens darauf verlassen, daß sie Arschlöcher sind. Dieser Typ, Herrgott, der wird versuchen – das sieht nach 'nem Polizeistaat aus, Pete.«
    Das war für den Mountain Man tatsächlich ein erschreckender Gedanke. Er war immer der Meinung gewesen, daß Politiker das Schlimmste auf dem Erdboden wären, erkannte aber plötzlich, daß sie es nicht waren. Politiker spielten das Machtspiel, weil sie es mochten, weil sie die Vorstellung von Macht mochten und gerne Leute herumschubsten, weil sie sich dabei Wunder wie vorkamen. Ryan war schlimmer. Er dachte, er wäre im Recht.
    »Herrgott noch mal«, zischte er. »Der Gerichtshof, den er zusammenstellen will …«
    »Sie haben ihn wie einen Narren aussehen lassen, Ernie.«
    »Nee. Hast du's nicht kapiert? Die haben ihr Spielchen gespielt.«

33
    Abpraller
    Die Leitartikel wurden durch Titelstorys in jeder größeren Zeitung flankiert. Die wagemutigeren brachten Fotos von Marko Ramius' Haus – es stellte sich raus, daß er gerade verreist war – und von der Familie Gerasimow – er war daheim, aber ein Wächter konnte die Leute dazu überreden, wieder abzuziehen, nachdem man ein paar hundert Aufnahmen von ihm gemacht hatte.
    Donner kam sehr früh zur Arbeit und war tatsächlich von allen am meisten überrascht. Plumber traf fünf Minuten später im Büro ein und hielt die Titelseite der New York Times hoch.
    »Wer hat also wen reingelegt, Tom?«
    »Was glauben …«
    »Das ist ein bißchen schwach«, bemerkte Plumber beißend. »Glauben Sie vielleicht, Kealtys Leute hatten noch einen kleinen Kaffeeklatsch, nachdem Sie die Sitzung verlassen hatten? Aber Sie haben jeden gelinkt, nicht? Wenn je herauskommt, daß Ihr Band gar nicht …«
    »Wird's nicht«, sagte Donner. »Und all die Artikel rücken unser Interview bloß besser in Licht.«
    »Besser für wen?« wollte Plumber wissen, als er zur Tür rausging.
    Auch für ihn war es früh am Tag, und sein erster, ungerichteter Gedanke war, daß Ed Morrow nie Haarspray benutzt hätte.
    *
    Dr. Gus Lorenz beendete seine morgendliche Personalversammlung pünktlich. Nach der Versammlung zog er sich den weißen Laborkittel über und machte sich auf in sein eigenes Reich in den Centers for Disease Control and Prevention. CDC (›P‹ war der Abkürzung nie hinzugefügt worden) war eines der Kronjuwelen der Regierung, eine

Weitere Kostenlose Bücher