Befehl von oben
alles ihr Urteilsvermögen so vernebelte, wie es ihren Meistern gefiel, die sich stets das Recht nahmen, Haß und Leidenschaft zusammen mit den Menschen, die sie besaßen, zu verbreiten. Diese Unterweisung war ausführlicher. Fotos wurden vorgelegt, auch Karten und Diagramme, und die Gruppe rückte näher zusammen, um Einzelheiten besser zu sehen. Niemand sagte etwas zur Person des Opfers. Leben und Tod war für diejenigen, die die letzten Antworten nicht kannten, eine so simple Frage, und das war wirklich besser für alle. Da sie auf eine Antwort zur Großen Frage fixiert waren, stießen sie überhaupt nicht auf kleinere. Movie Star machte sich keine solchen Illusionen. Er stellte sich die Frage im stillen, beantwortete sie aber nie. Für ihn war alles ein Akt der Politik, nicht der Religion, und sein Schicksal maß man nicht an der Politik, zumindest nicht willentlich. Er sah die Gesichter, wußte, sie taten genau das, ohne es zu wissen. Sie waren die Besten für die Aufgabe, wirklich; dachten, sie wußten alles, kannten aber in Wirklichkeit nur die physischen Handgriffe.
Movie Star fühlte sich schon eher als Mörder, aber das hatte er schon früher getan, jedenfalls aus zweiter Hand. Die persönliche Durchführung war gefährlich, und dies versprach die gefährlichste Mission seit Jahren zu werden.
Bemerkenswert, daß sie es nicht besser wußten. Jeder von ihnen hielt sich insgeheim für den Stein in Allahs Schleuder, ohne darüber nachzudenken, daß solche Steine von der Natur der Sache her weggeworfen wurden. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht hatten sie Glück, und für diesen Fall gab er ihnen die besten Daten, die er hatte ergattern können.
Die beste Zeit wäre der Nachmittag, kurz vor Feierabend, weil dann die verstopften Highways ihre Verfolger vor größere Probleme stellten. Er sagte ihnen, er würde sich auch ins Einsatzgebiet begeben, um ihnen einen allerletzten Fluchtweg zu ermöglichen – aber er sagte ihnen nicht: Wenn es überhaupt soweit kommt.
*
»Okay, Arnie, wie kommt das alles?« fragte Ryan. Es war gut, daß Cathy heute keine Eingriffe geplant hatte. Sie hatte den ganzen Abend innerlich gekocht und war nicht in der geistigen Verfassung für ihre normale Arbeit. Er selbst fühlte sich nicht viel besser, aber es war weder gerecht noch hilfreich, seinen Stabschef anzuschnauzen.
»Also, da gibt es todsicher eine undichte Stelle im CIA oder vielleicht auf dem Capitol Hill, jemand, der etwas von Ihren Aktionen weiß.«
»Kolumbien, davon wissen nur Fellows und Trent. Und sie wissen auch, daß Murray nicht dort war – jedenfalls nicht direkt. Der Rest des Unternehmens ist sicher verwahrt.«
»Was ist eigentlich passiert?« Ich muß das wissen, stand Arnie im Gesicht geschrieben. Der Präsident holte tief Luft und sprach wie jemand, der einem Eltern teil etwas erklärt. »Es gab zwei Unternehmen, SHOWBOAT und RECIPROCITY. Die eine beinhaltete Entsendung von Truppen nach Kolumbien, die Drogenflüge beschatten. Diese Flüge wurden dann getunkt …«
»Was?«
»Abgeschossen von der Air Force. Na ja, einige wurden abgefangen, die Besatzung verhaftet und in aller Stille verurteilt. Es ist noch mehr passiert, und dann wurde Emil Jacobs getötet, und so wurde RECIPROCITY gestartet. Wir haben angefangen, an bestimmten Stellen Bomben abzuwerfen. Die Sache ist etwas aus dem Ruder geraten. Einige Zivilisten sind getötet worden, und alles ging allmählich in die Brüche.«
»Wieviel haben Sie gewußt?« fragte van Damm.
»Ich habe kein Fatz gewußt bis ganz zum Schluß. Jim Greer lag schon im Sterben, und ich hab' seine Arbeit übernommen, aber das war hauptsächlich NATO-Zeugs. Mich haben sie rausgehalten bis zu den Bombenabwürfen – ich war da gerade in Belgien. Ich hab's im Fernsehen gesehen, ist das zu glauben? Cutter war eigentlich der Chef des Ganzen.
Er hat Judge Moore und Bob Ritter dazu beschwatzt, und dann hat er versucht, die Sache abzublasen. Dann wurde es noch verrückter. Cutter hat versucht, die Soldaten hängenzulassen – sie sollten einfach verschwinden. Ich fand's raus. Ich hab' mir Zugang zu Ritters Tresor verschafft. Dann bin ich mit einem Rettungstrupp nach Kolumbien geflogen, und wir haben die meisten rausgeholt. Es war kein besonderer Spaß«, berichtete Ryan. »Es kam zu einigen Schießereien, und ich saß an einer der MPs im Heli. Bei der letzten Evakuierung ist einer der Besatzung, Sergeant Buck Zimmer, getötet worden, und ich kümmere mich seither um seine
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