Befehl von oben
ich werd' den Mund halten und du genauso, aber irgendwer wird todsicher plaudern. Ein zu gutes Seemannsgarn, um's nicht zu erzählen. Aber was geht da ab, Bart?«
»Ich schätze, die Leute sind geil auf 'ne Story.«
»Weißt du, ich hoffe, Ryan kandidiert. Ich werd' für ihn stimmen. Echt cool, dem KGB den Chef zu klauen und …«
»Ron!«
»Skipper, ich wiederhole nur, was sie im Fernsehen sagen, klar? ›Davon hab' ich persönlich keine Kenntnis‹, richtig?« Gottverdammich, dachte Jonesey, was für 'n Seemannsgarn! Und's ist alles wahr.
Am anderen Ende kam gerade die Grafik ›Aktuelles‹ auf Mancusos Fernsehschirm.
»Ja, ich bin Nikolaj Gerasimow«, sagte das Gesicht auf Bildschirmen in der ganzen Welt. Mindestens zwanzig Reporter drängten sich auf der anderen Seite der Steinmauer, so daß es schwierig war, die zugerufenen Fragen zu verstehen.
»Stimmt es, daß Sie …«
»Sind Sie …«
»Waren Sie …«
»Trifft es zu, daß …«
»Ruhe bitte.« Er hielt die Hand hoch. »Ja, ich war einmal Vorsitzender von KGB. Ihr Präsident Ryan brachte mich dazu, mein Land zu verlassen, und ich lebe seitdem in Amerika mit meiner Familie.«
»Wie hat er Sie zum Überlaufen gebracht?«
»Sie müssen verstehen, daß es ist im Geheimdienstgeschäft, wie sagen Sie, rauh. Mr. Ryan macht gutes Spiel. Damals war Machtkampf im Gange. Der CIA geht gegen meine Fraktion, und Andrej Iljitsch Narmonow vorzieht. Also Ryan kam in Deckung, Berater zu START-Gesprächen, nach Moskau. Er hat behauptet, er hat Informationen für mich, um sich mit mir zu treffen, ja?« Gerasimow hatte sich entschieden, seine Englischkenntnisse runterzuspielen, damit er vor den Kameras und Mikrofonen glaubwürdiger wirkte. »Wirklich Sie können sagen, er hat mich mit Anschuldigung gefangen, ich würde, wie heißt das, Verrat machen. Stimmt nicht, aber wirksam. So hab' ich entschieden, mit meiner Familie nach Amerika zu kommen. Ich bin mit Flugzeug gekommen. Meine Familie mit U-Boot.«
»Was? U-Boot?«
»Ja, war U-Boot Dallas.« Er hielt inne und lächelte leicht grimmig.
»Wieso Sie greifen Präsident Ryan so an? Er hat seinem Land gut gedient. Er Meisterspion«, sagte Gerasimow bewundernd.
»Nun, da segelt die Geschichte davon.« Bob Holtzman stellte stumm und wandte sich dem AME zu.
»Tut mir leid, Bob.« Der Redakteur gab ihm die Fahne zurück. Es wäre in drei Tagen erscheinen. Holtzman hatte seine Informationen meisterhaft zusammengestellt und sich Zeit genommen, alles in ein einheitliches, schmeichelhaftes Porträt des Mannes zu integrieren, dessen Büro nur fünf Blocks entfernt war. Es ging um Drall, das beliebteste Wort in Washington. Jemand hatte den Drall verändert, und das war's.
Sobald der Kern der Story heraus war, konnte selbst ein erfahrener Journalist wie Holtzman sie nicht mehr ändern, vor allem, wenn sein eigenes Blatt ihn nicht unterstützte.
»Bob«, sagte der CvD etwas verlegen, »Sie packen das anders an als ich. Was, wenn dieser Kerl ein Cowboy ist? Ich meine, okay, die Erbeutung des U-Boots – schließlich war Kalter Krieg – war eine Sache, aber an sowjetischer Innenpolitik rumzufummeln ist ja fast ein Kriegsakt, oder?«
»Darum ging's ja gar nicht. Er wollte einen Agenten loseisen, Deckname CARDINAL. Gerasimow und Aleksandrow nützten den Spionagefall zum Sturz Narmonows und zur Vereitelung anstehender Reformen.«
»Nun, Ryan kann das den lieben langen Tag sagen, wenn er will. So wird's aber nicht rüberkommen. ›Meisterspion‹? Gerade das, was wir zur Führung des Landes brauchen, hm?«
»Ryan ist nicht so, Herrgott noch mal!« brauste Holtzman auf. »Er schießt nicht um die Ecke …«
»Yeah, der schießt gerade, schon richtig. Er hat mindestens drei Leute getötet. Umgebracht, Bob! Wie zum Teufel hat sich Roger Durling bloß eingebildet, das wär' der richtige Typ als Vizepräsident? Ich meine, Ed Kealty ist kein Aushängeschild, aber wenigstens …«
»Wenigstens versteht er es, uns zu manipulieren, Ben. Er hat den Fernsehfritzen angeschmiert, und dann hat er uns alle angeschmiert, daß wir der Story auf seine Art folgen.«
»Nu ja …« Ben Saddler gingen an diesem Punkt die Worte aus. »Es sind doch alles Tatsachen?«
»Das ist nicht das gleiche wie ›wahr‹, Ben, und das wissen Sie.«
»Dem müssen wir nachspüren. Es sieht aus, als hätte Ryan mit allen Katz und Maus gespielt. Dann will ich diese Kolumbien-Geschichte aufgerollt haben. Ja. Schaffen Sie das? Ihre Kontakte beim CIA
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