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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dann riß, leicht vorherzusehen, eine Rakete aus. Sie waren zwar so klein, daß sie für den Aegis-Radar kaum aufzuspüren waren, aber ein Techniker erhöhte die Energiezufuhr, warf sechs Millionen Watt in das ›Übungs‹-Gebiet, und das Bild wurde klar.
    »Ach du Scheiße!« sagte ein Chief und deutete auf den Hauptschirm.
    »Käpt'n, schauen Sie!«
    Es war sofort offensichtlich. Jemand hatte eine Rakete ausgelöst, die sich wohl nach Infrarotlicht richtete, und das heißeste Ziel weit und breit war ein Airbus 310 von Air China, mit zwei gewaltigen Turbinen vom Typ General Electric CF6, die dem roten Auge wie die Sonne vorkamen.
    »Chief Albertson, warnen Sie ihn über Guard!« schrie der Skipper.
    »Air China Sechs-Sechs-Sechs, hier ein Kriegsschiff der US-Navy, auf Sie kommt von Nordwest eine Rakete zu, ich wiederhole, augenblicklich manövrieren, es peilt Sie eine Rakete von Nordwest her an!«
    »Was, was?« Doch der Flieger rührte sich, drehte links ab und sank tiefer. Es nützte aber nichts.
    Vor ihren elektronischen Augen wich der Geschwindigkeitsvektor der Rakete nicht mehr vom Ziel ab. Man konnte hoffen, daß sie ausbrannte und es nicht schaffte, aber sie flog mit Mach 3, und die Air-China-Maschine befand sich schon im gedrosselten Landeanflug auf den Heimatflughafen.
    Der Pilot senkte die Nase und machte der Rakete damit alles bloß leichter.
    »Es ist ein großer Flieger«, sagte der Captain.
    »Bloß zwei Aggregate, Sir«, machte ihn der Waffenoffizier.
    »Das ist ein Treffer!« sagte einer am Radargerät.
    »Bring sie runter, Kumpel, bring sie runter. Oh, verdammt«, zischte der Captain, der sich abwenden wollte. Auf dem Schirm verdreifachte sich der Leuchtpunkt der A-310 und blinkte im Notrufsignal.
    »Er ruft Mayday, Sir«, sagte ein Funker. »Air China Flug Sechs-Sechs-Sechs ruft Mayday … Motor- und Tragflächenschaden … wahrscheinlich Feuer an Bord.«
    »Bloß noch fünfzig Meilen etwa«, sagte ein Chief. »Er steuert direkt auf Taipeh zu.«
    »Käpt'n, alle Stationen sind bemannt und bereit. Stufe eins gilt auf dem ganzen Schiff«, meldete die Kommunikationswache.
    »Gut so.« Sein Blick war auf den mittleren der drei Radarschirme gerichtet. Der Luftkampf, sah er, war so schnell zu Ende gegangen, wie er angefangen hatte. Drei Jäger waren gewassert, ein weiterer womöglich beschädigt, und beide Seiten zogen sich zurück, um die Wunden zu lecken und herauszufinden, was zum Teufel vorgefallen war. Auf taiwanesischer Seite war eine weitere Staffel in der Luft und formierte sich direkt vor der Küste.
    »Kapitän!« Das kam von der ESM-Konsole. »Sieht aus, als wären auf allen Schiffen die Radare aufgeleuchtet. Überall Quellen, die wir klassifizieren.«
    Aber das war jetzt nicht wichtig, wußte der Captain. Wichtig war, daß der Airbus 310 langsamer wurde und tiefer ging, wie der Schirm zeigte.
    »CINCPAC-Kommandozentrale, Sir«, meldete der Funker.
    »Hier Port Royal«, sagte der Captain und hob den telefonähnlichen Hörer der Satellitenfunkverbindung ab. »Wir hatten hier gerade einen Luftkampf – eine Rakete ist ausgerissen und hat offenbar ein Verkehrsflugzeug auf dem Weg von Hongkong nach Taipeh getroffen. Der Flieger ist noch in der Luft, hat aber Schwierigkeiten. Zwei rotchinesische MiGs und eine taiwanesische F-16 sind gewassert, vielleicht eine weitere F-16 beschädigt.«
    »Wer hat angefangen?« fragte der Wachoffizier.
    »Wir glauben, die ROC-Piloten haben die erste Rakete abgeschossen.
    Es könnte ein Versehen gewesen sein.« Er erklärte noch ein paar Sekunden weiter. »Ich werde die Radaraufzeichnungen uploaden, so rasch ich kann.«
    »In Ordnung. Danke, Captain. Ich werd's dem Boß weiterleiten. Halten Sie uns auf dem laufenden.«
    »Wird gemacht.« Der Skipper kappte die Verbindung und wandte sich an die Kommunikationswache. »Band bereitmachen für den Upload nach Pearl.«
    »Aye, Sir.«
    Air China 666 flog noch immer Richtung Küste, aber das Radar zeigte einen schlängelnden, gierenden Kurs um die Linie nach Taipeh. Das ELINT-Team auf Chandler horchte jetzt den Funk ab. Der Flugkapitän der verwundeten Linienmaschine sprach schnell und klar und rief voraus nach Notlandebereitschaft. Nur sie wußten eigentlich um die Größenordnung des Problems. Alle anderen waren Zuschauer, die sie von der Seitenlinie anspornten, es noch fünfzehn Minuten beisammenzuhalten.
    Das alles wurde rasch nach oben durchgegeben. Die Kommunikationsverbindung lief über das Büro von Admiral

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