Befehl von oben
David Seaton auf dem Hügel über Pearl Harbor. Der oberste Kommunikationswachoffizier rief den für das Gebiet zuständigen Oberbefehlshaber an, der ihm sofort befahl, eine Blitzmeldung mit der Einstufung CRITIC nach Washington abzusetzen. Seaton ordnete dann an, eine Alarmmeldung an die sieben amerikanischen Schiffe in der Gegend – hauptsächlich an die U-Boote – zu schicken, damit sie die Ohren aufstellten. Danach ging eine Meldung an die Amerikaner, die die Übung an verschiedenen Kommandostellen der Volksrepublik China ›beobachteten‹ – deren Zustellung würde einige Zeit dauern. Es gab noch keine amerikanische Botschaft in Taipeh und deshalb auch keine Attachés oder CIA-Angehörige, die zum Flughafen eilen und schauen konnten, ob das Verkehrsflugzeug es heil bis zum Boden schaffte oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt blieb nichts anderes übrig, als auf die Fragen zu warten, die aus Washington eintreffen würden, auf die er aber eigentlich noch keine Antworten wußte.
»Ja?« sagte Ryan, den Hörer in der Hand.
»Dr. Goodley für Sie, Sir.«
»Okay, schalten Sie ihn durch.« Pause. »Ben, was gibt's?«
»Probleme vor Taiwan, Mr. President; könnte was Schlimmes sein.«
Der Nationale Sicherheitsberater gab sein Wissen weiter. Es dauerte nicht lange.
Es war insgesamt eine beeindruckende Kommunikationsübung. Der Airbus war noch in der Luft, und schon hatte der Präsident der USA erfahren, daß es ein Problem gab – sonst nichts weiter.
»Okay, halten Sie mich auf dem laufenden.« Ryan sah auf den Schreibtisch. Nun hatte er fast momentane Kenntnis von etwas, das er nicht beeinflussen konnte. Waren Amerikaner in der Maschine? Was geschah eigentlich?
Es hätte schlimmer sein können. Daryaei bestieg wieder die Maschine nach kaum vier Stunden in Bagdad, die Probleme noch knapper als sonst abgehandelt und mit Befriedigung über die Angst, die er einigen Herzen eingepflanzt hatte, weil man ihn mit so Trivialem belästigt hatte. Sein Sodbrennen trug zum säuerlichen Ausdruck bei, als er einstieg, und er bedeutete dem Begleiter, die Mannschaft losfliegen zu lassen – die Art Geste aus dem Handgelenk, die so viele, nicht zu Unrecht, als Rübe ab deuteten. Dreißig Sekunden später waren die Stufen eingezogen und die Motoren liefen hoch.
Der in Europa gefertigte Airbus 310 hatte durch die Rakete sein rechtes Triebwerk verloren, aber das war nicht alles. Der Hitzesucher war von rechts hinten gekommen und an der Seite der großen GE-Turbine explodiert, und umherfliegende Trümmer hatten die Tragflächenverkleidung außenbords aufgerissen. Einige hatten eine Treibstoffzelle – glücklicherweise beinahe leer – aufgeschlitzt, die nun brennendes Kerosin verlor und diejenigen in Panik versetzte, die es von den Fenstern aus sehen konnten. Aber das war nicht so beängstigend. Feuer hinter dem Flugzeug schadete niemandem, und der aufgeschlitzte Treibstofftank explodierte nicht, wie er es bei einem Treffer kaum zehn Minuten früher getan hätte. Viel schlimmer war der Schaden an den Steuereinrichtungen des Fliegers.
Die Erfahrung der beiden Piloten im Bug hielt dem Vergleich mit jeder internationalen Fluggesellschaft stand. Der Airbus konnte zum Glück auch mit einem Triebwerk ganz gut weiterfliegen, und die linke Düse war unbeschädigt und lief auf vollen Touren, während der Kopilot die rechte Seite des Flugzeugs abschaltete und die manuelle Steuerung für die hochentwickelten Feuerbekämpfungssysteme drückte. Binnen Sekunden verstummte der Feueralarm, und der Kopilot atmete auf.
»Seitenleitwerkbeschädigt«, meldete der Pilot dann, der die Steuerung bediente und feststellte, daß der Airbus nicht so reagierte, wie er sollte.
Aber das Problem lag auch nicht bei den Piloten. Der Airbus flog eigentlich mittels Computersoftware, eines gewaltigen Kontrollprogramms, das Eingaben direkt aus der umgebenden Luft wie auch von den Lenkbewegungen der Piloten empfing, sie analysierte und dann den Steuereinrichtungen sagte, was sie als nächstes tun sollten. Mit einem Raketeneinschlag hatten die Softwareingenieure bei der Konstruktion des Flugzeugs nicht gerechnet. Das Programm bemerkte den Verlust eines Motors und entschied, er wäre explodiert, so wie es ihm einprogrammiert worden war. Die Bordcomputer schätzten den Schaden am Flugzeug ab, welche Steuereinheiten noch wie gut funktionierten, und richtete sich auf die Situation ein.
»Zwanzig Meilen noch«, meldete der Kopilot, als der Airbus sich auf den
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