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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Allahs Wille. Brüder mögen ab und zu streiten, aber Krieg ist Gott ein Greuel. Jedoch, ich finde Ihre Worte etwas verstörend. Wollen Sie uns unfreundliche Absichten gegen unsere Nachbarn unterstellen? Warum sagen Sie so etwas?«
    »Verzeihung, vermutlich ein Mißverständnis. Ich unterstelle nichts. Ich bin lediglich hierher gekommen, um über gemeinsame Interessen zu reden.«
    »Ihr Land und seine Verbündeten und Alliierten sind in ihrem wirtschaftlichen Wohl auf diese Region angewiesen. Daran wollen wir nicht rütteln. Sie brauchen unser Öl. Wir brauchen die Dinge, die wir mit dem Ölgeld kaufen können. Wir sind eine Händlerkultur. Das Wissen Sie.
    Unsere Kultur ist auch islamisch, und es erfüllt mich mit großem Schmerz, daß der Westen nie den Gehalt unseres Glaubens anzuerkennen scheint. Wir sind keine Barbaren, ungeachtet dessen, was Ihre jüdischen Freunde sagen mögen. Wir haben keine religiösen Auseinandersetzungen mit den Juden. Ihr Patriarch Abraham kam aus dieser Region.
    Sie waren die ersten, die den wahren Gott verkündeten, und es sollte wahrhaftig Frieden zwischen uns herrschen.«
    »Solche Worte höre ich gern. Wie können wir diesen Frieden schaffen?« fragte Adler, während er überlegte, wann jemand das letztemal einen ganzen Ölbaum auf ihn abgeworfen hatte.
    »Mit der Zeit und mit Gesprächen. Vielleicht ist es besser, wenn wir direkte Kontakte herstellten. Sie sind ein Volk des Glaubens und dazu auch ein Handelsvolk.«
    Adler fragte sich, was Daryaei damit meinte. Direkte Kontakte mit Israel. War das ein Angebot oder ein Köder für die amerikanische Regierung?
    »Und Ihre islamischen Nachbarn?«
    »Wir haben den gleichen Glauben. Wir haben das Öl gemeinsam. Wir haben eine gemeinsame Kultur. In so vieler Hinsicht sind wir schon eins.«
    Draußen saßen Clark, Chavez und der Botschafter stumm da. Das Büropersonal ignorierte sie geflissentlich, nachdem sie die üblichen Erfrischungen gebracht hatten. Das Sicherheitspersonal stand herum, sah die Besucher nicht an, blickte aber auch nicht von ihnen weg. Chavez hatte die Chance, ein neues Volk kennenzulernen. Ihm fiel auf, daß die Einrichtung altmodisch und sonderbar schäbig war, als wäre seit der Abdankung der letzten Regierung nicht viel verändert worden, aber hier war alles nicht unbedingt abgenützt, nur nicht modern. Allerdings herrschte echte Spannung hier. Die spürte er in der Luft. In einem amerikanischen Büro hätten die Leute ihn neugierig beäugt. Die sechs Personen in diesem Raum taten es nicht.
    Clark hatte das erwartet. Es überraschte ihn nicht, übersehen zu werden. Er und Ding waren hier als Bewacher, und sie waren bloß Mobiliar, keiner Beachtung wert. Die Leute hier waren sicher vertrauenswürdige Adjutanten und Untergebene, die gar nicht anders konnten, als treu zu ihrem Chef zu stehen. Durch ihn kam ihnen eine gewisse Macht zu.
    Diese Besucher würden ihre Macht international gesehen ratifizieren oder bedrohen, und wenn das auch ihre Schicksale berührte, ändern konnten sie daran nichts, daher ignorierten sie die Besucher einfach, nur die Sicherheitstypen nicht. Die waren trainiert, jeden als Bedrohung zu betrachten, aber das Protokoll unterband die physische Einschüchterung, die sie wohl lieber ausgeübt hätten.
    Für den Botschafter war es eine weitere Übung in Diplomatie, Gespräche in sorgfältig gewählten Worten; wenig preisgeben, aber viel herausbekommen. Er konnte sich denken, was auf beiden Seiten gesagt wurde. Er konnte sogar die wahre Bedeutung der Worte erraten. Ihn interessierte ihre Wahrheit. Was plante Daryaei? Der Botschafter und sein Land hofften auf Frieden in der Region, und so hatten er und seine Kollegen Adler darauf eingestimmt, für die Möglichkeit offen zu sein, wußten aber nicht genau, wie es wirklich ablaufen würde. Daryaei war schon ein interessanter Mensch. Ein Mann Gottes, der sicher den irakischen Präsidenten hatte ermorden lassen. Ein Mann des Friedens und der Gerechtigkeit, der sein Land mit eiserner Faust regierte. Ein Mann der Gnade, der sein eigenes Personal eingeschüchtert hatte. Er brauchte sich nur umzublicken, um das zu sehen. Ein moderner Richelieu des Mittleren Ostens? Interessanter Gedanke. Und bei ihm war ein neuer Minister Amerikas. Adler hatte zwar einen guten Ruf als Karrierediplomat, aber war er gut genug für dies?
    »Warum ist dies ein Thema? Warum sollte ich territoriale Gelüste haben?« fragte Daryaei beinahe freundlich, vermittelte aber seine

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