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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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eine hilfreiche Seele im Terminal sie vom Notfall unterrichtet hatte. Ihr Video zeigte kaum mehr als einen fernen, in den Himmel steigenden Feuerball, worauf noch einige nähere Aufnahmen folgten, die aber auch so nichtssagend waren, daß sie von überall her gekommen sein konnten. Zehn Löschfahrzeuge standen um das brennende Wrack, überschütteten es mit Schaum und Wasser, was aber niemanden mehr rettete. Rettungswagen sausten durch die Gegend. Einige Menschen, offensichtlich Überlebende, wanderten herum, von Schock und Orientierungslosigkeit benommen. Es gab das übliche Chaos, das nach irgendeinem Eingreifen schrie.
    Taipeh gab eine scharfe Erklärung über Luftpiraterie heraus und forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates. Peking veröffentlichte eine eigene Erklärung, die sagte, sein Jagdflugzeug sei auf friedlichem Übungsflug angegriffen worden und hätte in Selbstverteidigung das Feuer erwidert. Peking stritt jede Beteiligung an der Beschädigung des Verkehrsflugzeugs ab und schob die ganze Schuld ihrer rebellischen Provinz zu.
    »Also, was haben wir noch herausbekommen?« fragte Ryan Admiral Jackson um halb acht.
    »Wir haben uns etwa zwei Stunden lang die beiden Bänder noch einmal angesehen. Ich habe ein paar Jagdflieger zugezogen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, und noch zwei Jungs von der Air Force, und wir haben's hin- und hergewendet. Also erstens, die Rotchinesen …«
    »So solltest du sie nicht nennen, Robby«, bemerkte der Präsident.
    »Alte Gewohnheit, tut mir leid. Die Herren der PRC also – die wußten, daß wir Schiffe dort haben. Die Funksignatur eines Aegis-Schiffs ist wie Mount St. Helens mit einem Anliegen, okay? Und die Fähigkeiten des Schiffs sind kein Geheimnis. Sie sind beinahe zwanzig Jahre in Dienst. Also wußten sie, daß wir zusehen und alles sehen würden. Halten wir das fest.
    Zweitens, wir haben ein Lauscherteam auf der Chandler, das den Funkverkehr abhört. Wir haben den Sprechfunkverkehr der chinesischen Jagdflieger übersetzt. Ich zitiere: ›Ich hab' ihn, ich hab' ihn, ich löse aus.‹ Okay, der Zeitpunkt stimmt genau mit dem Abschuß des Wärmesuchers überein.
    Drittens haben alle Piloten, mit denen ich gesprochen habe, das gleiche wie ich gemeint – warum ein Verkehrsflugzeug am Rande deiner Schußweite abschießen, wenn du Jäger direkt vor Augen hast? Jack, das hier schmeckt mir überhaupt nicht.
    Zu unserem Leidwesen können wir nicht beweisen, daß der Sprechfunk vom Jagdflieger kommt, der den Airbus beschossen hat, aber ich vertrete die Ansicht, und meine Kumpels drüben überm Fluß auch, daß es ein bewußter Akt war. Sie haben absichtlich das Verkehrsflugzeug tunken wollen«, schloß der DO des Pentagons. »Wir haben Glück, daß überhaupt welche davongekommen sind.«
    »Admiral«, fragte Arnie van Damm, »könnten Sie damit vor irgendein Gericht?«
    »Sir, ich bin kein Anwalt. Ich verdiene nicht mein Geld damit, etwas zu beweisen, aber ich sage Ihnen, es steht eins zu hundert, daß wir uns da irren.«
    »Das kann ich aber nicht vor Kameras behaupten«, sagte Ryan, der auf die Uhr blickte. Er würde in ein paar Minuten geschminkt. »Wenn die es mit Absicht getan …«
    »Kein ›wenn‹, Jack, okay?«
    »Verdammt noch mal, Robby, ich hab' dich schon verstanden!« brauste Ryan auf.
    Er schwieg kurz und holte Luft. »Ich kann einen souveränen Staat nicht ohne absoluten Beweis einer kriegerischen Handlung beschuldigen. Aber dann, okay, gut, sie haben's mit Absicht getan und dabei gewußt, daß wir's mitbekommen. Was soll das bedeuten?«
    Jacks nationales Sicherheitsteam hatte eine lange Nacht hinter sich.
    Goodley ergriff die Initiative. »Schwer zu sagen, Mr. President.«
    »Wollen sie auf Taiwan los?« fragte der Präsident.
    »Das können sie nicht«, sagte Jackson. »Sie sind physisch nicht in der Lage zu einer Invasion. Es gibt keine Anzeichen bei ihren Bodentruppen in diesem Gebiet, bloß das Zeug, das sie im Nordwesten veranstalten und die Russen so aufregt. Also lautet die Antwort aus militärischer Sicht nein.«
    »Invasion aus der Luft?« fragte Ed Foley. Robby schüttelte den Kopf.
    »Sie haben auch nicht die Luftlandekapazität, und selbst wenn sie es probierten, die ROC hat genug Luftverteidigungskräfte, um daraus ein Wildentenschießen zu machen. Sie könnten eine Luft-See-Schlacht anzetteln, wie ich dir letzte Nacht gesagt habe, aber es wird sie Schiffe und Flieger kosten – zu welchem Zweck?« fragte der

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