Befehl von oben
J-3.
»Also haben sie ein Verkehrsflugzeug getunkt, um uns zu prüfen?« wunderte sich POTUS. »Das ergibt doch auch keinen Sinn.«
»Wenn Sie statt ›uns‹ ›mich‹ sagen, könnte es so sein«, sagte der DCI leise.
»Aber, Direktor«, wandte Goodley ein. »In dem Flieger saßen zweihundert Leute, und sie müssen damit gerechnet haben, alle umzubringen.«
»Wir sollten nicht zu naiv sein, Ben«, bemerkte Foley. »Sie haben dort drüben nicht unsere sentimentale Einstellung zum menschlichen Leben.«
»Nein, aber …«
Ryan unterbrach. »Okay, halt mal. Wir glauben, es war ein bewußter Akt, aber wir haben keinen sicheren Beweis, und wir haben keine Ahnung, was der Zweck des Ganzen war – und wenn wir die nicht haben, kann ich es nicht einen bewußten Akt nennen, stimmt's?« Rundum wurde genickt. »Na schön, in fünfzehn Minuten muß ich runter in den Presseraum und diese Erklärung abgeben, und dann werden mir die Reporter Fragen stellen, und ich kann ihnen nur Lügen als Antwort bieten.«
»So etwa ließe sich's nennen, Mr. President«, bestätigte van Damm.
»Na, ist ja großartig«, knurrte Jack. »Und Peking wird wissen, zumindest vermuten, daß ich lüge.«
»Möglicherweise, aber da wäre ich mir nicht sicher«, bemerkte Ed Foley.
»Ich kann nicht gut lügen«, sagte ihnen Ryan.
»Dann lernen Sie's«, riet der Stabschef, »rasch.«
*
Auf dem Flug von Teheran nach Paris gab es keine Gespräche. Adler suchte sich hinten einen bequemen Sitzplatz, holte ein Blatt Papier hervor, schrieb während des ganzen Flugs und nahm sein trainiertes Gedächtnis zu Hilfe, um die Unterhaltung zu rekonstruieren. Er fügte noch eine Reihe persönlicher Bemerkungen zu allem hinzu, von Daryaeis äußerlicher Erscheinung bis zum Wirrwarr auf seinem Schreibtisch.
Dann überprüfte er die Notizen eine Stunde lang und machte noch analytische Kommentare. Der Aufenthalt in Paris dauerte eine knappe Stunde, Zeit genug für Adler, sich noch mal kurz mit Claude zu treffen, und für seine Begleiter, schnell einen Drink zu nehmen. Dann ging es wieder mit der Air Force VC-20B weiter.
»Wie ist es gelaufen?« fragte John.
Adler mußte sich ins Gedächtnis rufen, daß Clark zur Sondereinschätzungsgruppe gehörte und nicht bloß ein waffenstarrender Leibwächter war.
»Zuerst, was haben Sie auf Ihrem Spaziergang ergattert?«
Der CIA-Beamte langte in seine Tasche und übergab dem Außenminister eine goldene Halskette.
»Heißt das, wir sind verlobt?« fragte Adler mit einem überraschten Auflachen.
Clark wies auf seinen Partner. »Nein, Sir. Er ist verlobt.«
Da sie nun in der Luft waren, schaltete der Kommunikationsoffizier seine Geräte ein. Das Faxgerät zwitscherte sofort.
*
»… wir haben die Bestätigung für elf tote amerikanische Staatsbürger, wobei noch weitere drei vermißt werden. Vier der amerikanischen Überlebenden sind verletzt und werden in den dortigen Krankenhäusern behandelt. Damit endet mein Erklärung«, sagte ihnen der Präsident.
»Mister President!« riefen dreißig Stimmen gleichzeitig.
»Einer nach dem andern, bitte.« Jack deutete auf eine Frau in der ersten Reihe.
»Peking behauptet, daß Taiwan zuerst geschossen hat. Können Sie das bestätigen?«
»Wir untersuchen noch gewisse Daten, aber es wird dauern, bis wir das geklärt haben, und solange wir keine definitiven Informationen haben, halte ich es nicht für angemessen, eindeutige Schlußfolgerungen zu ziehen.«
»Aber beide Seiten haben geschossen, nicht wahr?« hakte sie nach.
»Es sieht wohl so aus, ja.«
»Wissen wir dann, wessen Rakete den Airbus getroffen hat?«
»Wie gesagt, wir untersuchen noch die Daten.« Fasse dich kurz, Jack, sagte er sich. Und das war nicht direkt eine Lüge, oder? »Ja?« Er wies auf einen anderen Reporter.
»Mr. President, bei so vielen umgekommenen Amerikanern, was werden Sie für Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, daß dies nicht noch einmal geschieht?« Darauf konnte er wenigstens eine aufrichtige Antwort geben.
»Wir prüfen derzeit die Möglichkeiten. Darüber hinaus habe ich nichts zu sagen, außer daß wir beide Chinas dazu aufrufen, innezuhalten. Keinem Land ist daran gelegen, daß Unschuldige ihr Leben verlieren. Militärübungen finden dort nun schon seit einiger Zeit statt, und die sich daraus ergebende Spannung dient nicht der regionalen Stabilität.«
»Werden Sie also beide Länder bitten, ihre Übungen zu unterbrechen?«
»Wir werden sie bitten, das in Erwägung zu
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