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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ziehen, ja.«
    »Mr. President«, sagte John Plumber, »das ist Ihre erste außenpolitische Krise, und …«
    Ryan blickte zu dem älteren Reporter herab, und ihm lag es auf der Zunge, zu sagen, daß seine erste innenpolitische Krise auf ihn zurückzuführen war, aber er konnte es sich nicht leisten, sich die Presse zum Feind zu machen, und er konnte sie nur wohlgesonnen stimmen, wenn sie einen mochten – eine insgesamt unwahrscheinliche Möglichkeit, hatte er allmählich begriffen.
    »Mr. Plumber, bevor wir etwas unternehmen, müssen wir die Fakten eruieren. Wir arbeiten daran mit höchstem Tempo. Ich hatte meine nationale Sicherheitsgruppe hier …«
    »Aber ohne Minister Adler«, strich Plumber heraus. Als guter Reporter hatte er die Staatslimousinen auf dem West Executive Drive überprüft. »Warum war er nicht hier?«
    »Er wird später kommen«, wich Ryan aus.
    »Wo ist er jetzt?« beharrte Plumber.
    Ryan schüttelt bloß den Kopf. »Können wir uns auf einen Punkt beschränken, bitte? Es ist ein bißchen früh am Morgen für so viele Fragen, und wie Sie herausgestrichen haben, habe ich eine schwierige Lage zu bewältigen, Mr. Plumber.«
    »Aber er ist Ihr wichtigster außenpolitischer Berater, Sir. Wo ist er jetzt?«
    »Nächste Frage«, sagte der Präsident knapp. Er bekam, was er in etwa hätte vorhersehen müssen, von Barry von CNN: »Mr. President, gerade sprachen Sie von den beiden Chinas. Sir, signalisiert dies einen Wechsel in unserer China-Politik, und wenn ja …«
    In Peking war es kurz nach acht Uhr abends, und alles lief gut. Das konnte er am Bildschirm sehen. Wie seltsam, einen Politiker zu sehen, dem so auffallend Charme und Geschick fehlten, insbesondere bei einem Amerikaner. Zhang Han San zündete sich eine Zigarette an und gratulierte sich. Er hatte es wieder geschafft. Die »Übung« war etwas gefährlich gewesen, aber dann hatten die Flieger der Republik netterweise mitgespielt und als erste geschossen, ganz wie er gehofft hatte, und nun gab es eine Krise, die er nach Belieben kontrollieren und jederzeit beenden konnte, indem er einfach seine Streitkräfte zurückrief. Er würde Amerika nicht aktiv, sondern eher inaktiv zu einer Reaktion zwingen – und dann würde ein anderer das Provozieren des neuen Präsidenten übernehmen. Er hatte keine Ahnung, was Daryaei im Sinn hatte. Einen Mordanschlag vielleicht? Er brauchte nur zuschauen und die Ernte einfahren, wenn sich die Gelegenheit bot. Amerika konnte nicht ewig Glück haben. Nicht mit diesem jungen Narren im Weißen Haus.
    »Barry, ein Land nennt sich die Volksrepublik China und das andere Republik China. Ich muß sie doch irgendwie nennen, nicht wahr?« fragte Ryan gereizt. Oh, Scheiße, bin ich wieder reingetappt?
    »Ja schon, Mr. President, aber …«
    »Aber wir haben wahrscheinlich vierzehn tote Amerikaner zu beklagen, und das ist nicht die Zeit, sich mit Semantik herumzuschlagen.«
    Da, schluck das.
    »Was werden wir tun?« wollte eine Frauenstimme wissen.
    »Zuerst werden wir herausfinden, was stattgefunden hat. Dann können wir an Reaktionen denken.«
    »Aber warum wissen wir das noch nicht?«
    »Ja, so gerne wir wissen würden, was jede Minute weltweit geschieht, es ist einfach nicht möglich.«
    »Lassen Sie deshalb den CIA-Apparat so radikal aufblähen?«
    »Wie ich schon gesagt habe, reden wir hier niemals über Geheimdienstangelegenheiten.«
    »Mr. President, es gibt veröffentlichte Berichte über …«
    »Es gibt auch veröffentlichte Berichte, daß Ufos hier regelmäßig landen«, schoß Ryan zurück. »Glauben Sie das auch?«
    Es wurde einen Augenblick still im Raum. Sie sahen nicht jeden Tag, daß ein Präsident die Beherrschung verlor. So etwas liebten sie.
    »Meine Damen und Herren, ich bedaure, daß ich nicht alle Ihre Fragen zur Ihrer Zufriedenheit beantworten kann. Tatsächlich stelle ich mir die gleichen Fragen selbst, aber schlüssige Antworten brauchen Zeit. Wenn ich auf Informationen warten muß, dann Sie auch«, sagte er, womit er die Pressekonferenz wieder ins Gleis brachte.
    »Mr. President, ein Mann, der ganz wie der frühere Vorsitzende des KGB aussieht, ist live im Fernsehen aufgetreten und …« Der Reporter verstummte, als er sah, wie Ryans Gesicht unter der Schminke rot anlief. Er erwartete einen weiteren Ausbruch, aber der kam nicht. Die Knöchel des Präsidenten am Pult wurden elfenbeinweiß, doch er holte nur tief Luft.
    »Bitte fahren Sie mit Ihrer Frage fort, Sam.«
    »Und dieser Herr

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