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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Chavez aber nicht. Adlers Bemerkung hatte einen wahren Kern. In seiner Arbeit hatte er Staatsmänner der Jahrhundertwende heftig wegen ihrer Unfähigkeit angegriffen, über unmittelbare Probleme hinauszublicken. Jetzt wußte Ding es ein wenig besser. Der Unterschied zwischen einem unmittelbaren taktischen Problem und einem echt strategischen war schwer zu erkennen, wenn einem ständig Kugeln um die Ohren flogen, und Geschichtsbücher konnten die Stimmung, das Zeitgefühl, worüber sie berichteten, nicht nachbilden. Sie vermittelten auch einen falschen Eindruck von den Menschen. Minister Adler, der nun in seinem zurückgeklappten Ledersitz schnarchte, war ein Vollblutdiplomat, rief sich Chavez ins Gedächtnis, und er hatte sich das Vertrauen und die Achtung des Präsidenten erworben – eines Menschen, den er selbst hoch achtete. Der war nicht dumm.
    Der war nicht käuflich. Aber er war bloß ein Mensch, und Menschen machten Fehler … bedeutende Menschen machten große Fehler. Eines Tages würde ein Historiker über die jetzige Reise berichten, aber würde er wirklich wissen, wie sie gewesen war – und wenn er es nicht wußte, wie würde er das, was stattgefunden hatte, kommentieren?
    Was geht da vor? fragte sich Ding. Iran wird echt aufmüpfig, verpaßt Irak eins und macht einen neuen Staat auf, und gerade, als Amerika damit zurechtzukommen versucht, passiert was anderes. Global gesehen ein geringfügiges Ereignis, vielleicht – aber das ließ sich ja alles erst sagen, wenn alles vorbei war. Wie war das herauszubekommen? Das war immer das Problem. Staatsmänner hatten im Lauf der Jahrhunderte stets Fehler gemacht, denn wer mitten im Lauf der Ereignisse steckte, konnte nicht einen Schritt beiseite treten und sich einen distanzierteren Blick gönnen. Er hatte gerade seine Magisterarbeit abgeschlossen, würde noch dies Jahr sein Diplom bekommen und damit zum Experten für internationale Beziehungen erklärt werden. Aber das war eine Lüge, dachte Ding. Eine flapsige Bemerkung, die er einmal auf einem anderen Flug gemacht hatte, fiel ihm wieder ein. Viel zu oft bestanden internationale Beziehungen schlicht darin, daß ein Land ein anderes vergewaltigte. Domingo Chavez lächelte über diesen Gedanken, aber eigentlich war das überhaupt nicht komisch. Nicht, wenn Leute dabei umkamen.
    Und ganz besonders nicht, wenn er und Mr. C. in vorderster Front die Drecksarbeit machen mußten. Etwas war im Mittleren Osten passiert.
    Etwas anderes lief mit China ab … viertausend Meilen entfernt. Könnte zwischen den beiden ein Zusammenhang bestehen? Und was, wenn es ihn gab? Aber wie könnte er das herausfinden? Historiker gingen davon aus, daß sich das herausfinden ließe, wenn die Menschen nur schlau genug wären. Aber Historiker mußten nicht die Arbeit …
    *
    »Nicht seine beste Vorstellung«, sagte Plumber nach einem Schluck Eistee.
    »Nun, zwölf Stunden, nicht mal das, um etwas, das auf der anderen Hälfte des Globus abläuft, in den Griff zu kriegen, John«, warf Holtzman ein …
    Sie waren in einem typischen Washingtoner Restaurant, pseudofranzösisch mit kleinen Troddeln an der Speisekarte, die zu teuer zu mittelmäßige Mahlzeiten anbot – aber beide waren ja auf Spesen.
    »Er sollte sich besser im Griff haben«, bemerkte Plumber.
    »Beschwerst du dich, daß er nicht wirkungsvoll lügen kann?«
    »Das gehört zu den Dingen, die ein Präsident können sollte …«
    »Hat je einer gesagt, es sei ein leichter Job, John? Ich frage mich nur manchmal, ob wir ihm den Job wirklich erschweren sollten.« Aber Plumber biß nicht an.
    »Wo ist Adler deiner Meinung nach?« fragte der NBC-Korrespondent.
    »Das war eine gute Frage heute früh«, gestand der Post-Reporter ein und hob sein Glas. »Ich laß das von jemand nachprüfen.«
    »Wir auch. Ryan hätte doch bloß sagen brauchen, er bereite sich auf ein Treffen mit dem Botschafter der PRC vor. Es hätte das ganze fein vertuscht.«
    »Aber es wäre eine Lüge gewesen.«
    »Es wäre die richtige Lüge gewesen. Bob, so läuft das Spiel. Die Regierung versucht, etwas im Geheimen zu tun, und wir wollen es herausfinden. Ryan mag diese Geheimniskrämerei ein bißchen zu sehr.«
    »Aber wenn wir ihm eins drauf brennen, welchem Programmplan folgen wir dann?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ach komm, John. Ed Kealty hat dir das alles verklickert. Um das rauszufinden, brauch' ich kein Raketenwissenschaftler sein. Das weiß doch jeder.« Bob stocherte in seinem Salat herum.
    »Es

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