Befehl von oben
waren in diesem Alter nicht schuldfähig, ihre Körper noch nicht ausgebildet, ihr Geist noch nicht mit dem Wesen von Gut und Böse erfüllt.
Movie Star sagte sich, daß ihm solche Gedanken auch schon früher gekommen waren, daß Zweifel bei schwierigen Aufgaben normal waren und daß er sie jedes Mal bisher beiseite gewischt und weitergemacht hatte. Wenn die Welt sich geändert hatte, dann vielleicht …
Doch die einzigen Veränderungen, die sich ergeben hatten, waren seiner lebenslangen Aufgabe zuwidergelaufen, und konnte es sein, daß er für nichts getötet hatte und deshalb weiter töten mußte, in der Hoffnung, etwas zu erreichen? Wohin führte dieser Weg? Wenn es einen Gott gab und einen Glauben und ein Gesetz, dann …
An etwas mußte er doch glauben. Er blickte auf die Uhr. Noch vier Stunden. Er hatte eine Auftrag. Daran mußte er glauben.
*
Sie kamen in Wagen statt im Hubschrauber, weil letztere zu sehr auffielen. Um die Sache noch mehr abzuschirmen, fuhren die Autos zum Eingang des Ostflügels. Adler, Clark und Chavez wurden vom Geheimdienst ins White House geschleust auf demselben Weg, den Jack an seinem ersten Abend beschritten hatte. Ihre Ankunft entging der Presse.
Das Oval Office war gut gefüllt. Goodley und die Foleys waren da und selbstverständlich Arnie.
»Wie sieht's mit dem Jetlag aus, Scott?« fragte Jack zuerst, der ihn an der Tür empfing.
»Wenn heute Dienstag ist, dann muß das Washington sein«, erwiderte SecState.
»Heute ist nicht Dienstag«, bemerkte Goodley, der's nicht kapierte.
»Dann muß der Jetlag ganz schön schlimm sein.« Adler nahm Platz und holte seine Aufzeichnungen heraus. Ein Messesteward der Navy kam mit Kaffee, dem Treibstoff Washingtons.
»Erzählen Sie uns von Daryaei«, befahl Ryan.
»Er sieht gesund aus. Ein bißchen müde«, gab Adler zu. »Sein Schreibtisch ist einigermaßen sauber. Er hat leise gesprochen, aber er war nie einer, der in der Öffentlichkeit die Stimme erhoben hat, soweit ich weiß. Interessanterweise ist er um die Zeit, als wir landeten, auch erst eingetroffen.«
»O?« sagte Ed Foley, der von seinen Notizen aufblickte.
»Yeah, kam mit 'nem Geschäftsjet an, einer Gulfstream«, berichtete Clark. »Ding hat ein paar Bildchen geknipst.«
»So, er kommt also auch etwas rum. Ich schätze, das macht Sinn«, bemerkte POTUS. Seltsamerweise konnte Ryan Daryaeis Probleme verstehen. Sie waren gar nicht so anders wie seine, obwohl das Vorgehen des Iraners kaum unterschiedlicher hätte sein können.
»Sein Stab hat Angst«, fügte Chavez impulsiv hinzu. »Wie aus einem alten Kriegsfilm die Schergen. Im Außenbüro, die waren so gespannt, hätte jemand ›Buh‹ gesagt, wären sie an der Decke gelandet.«
»Dem stimme ich zu«, sagte Adler, den die Unterbrechung nicht störte. »Sein Benehmen mir gegenüber war sehr altmodisch, leise, Platitüden, solche Sachen. Es war so, daß er nichts wirklich Bedeutendes gesagt hat – vielleicht gut, vielleicht schlecht. Er ist bereit, die Kontakte mit uns fortzusetzen. Er sagt, er wünscht Frieden mit allen. Er hat sogar ein gewisses Eingehen auf Israel durchblicken lassen. Bei dem Treffen hat er mich hauptsächlich belehrt, wie friedlich er und seine Religion seien.
Er betonte den Wert des Öls und der für alle Beteiligten sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Beziehungen. Er leugnete, irgendwelche territorialen Ansprüche zu haben. An allem war nichts Überraschendes.«
»Okay«, sagte der Präsident. »Wie war es mit der Körpersprache?«
»Er wirkt sehr zuversichtlich, sehr sicher. Er mag es, wo er jetzt ist.«
»Kein Wunder«, entfuhr es Ed Foley.
Adler nickte. »Stimmt. Wenn ich ihn mit einem Wort beschreiben sollte, wäre es ›gelassen‹.«
»Als ich ihn vor ein paar Jahren traf«, erinnerte sich Jack, »war er aggressiv, feindselig, suchte nach Feinden, so in etwa.«
»Heute früh war nichts davon zu spüren.« SecState fragte sich, ob es noch derselbe Tag war. Wahrscheinlich. »Wie schon gesagt, gelassen, aber dann auf dem Rückweg hat Mr. Clark hier etwas aufgebracht.«
»Was denn?« fragte Goodley.
»Das hat den Metalldetektor ausgelöst.« John zog wieder die Halskette heraus und gab sie dem Präsidenten.
»Haben Sie einen Einkaufsbummel gemacht?«
»Na ja, alle wollten doch, daß ich spazierengehe«, erinnerte er seine Zuhörer. »Wo besser als auf dem Markt.« Clark schilderte den Vorfall mit dem Goldschmied, während POTUS die Halskette ansah.
»Wenn er solche Sachen für
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