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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ganzen Tag unter dem Gebläse der Klimaanlage stand.
    *
    Das offizielle Telegramm kam kaum unerwartet. Der amerikanische Außenminister bat um Konsultation mit seiner Regierung, um Angelegenheiten von gegenseitigem Interesse zu besprechen. Zhang wußte, es wäre besser, ihn freundlich zu empfangen, sich unschuldig zu geben – und sich behutsam zu erkundigen, ob der amerikanische Präsident sich auf seiner Pressekonferenz nur versprochen oder die langjährige US-Politik geändert hatte. Dieser Nebenpunkt würde Adler einige Stunden beschäftigen. Der Amerikaner würde wahrscheinlich anbieten, als Vermittler zwischen Peking und Taipeh zu fungieren, zwischen den beiden Städten hin- und herzupendeln, in der Hoffnung, die Lage zu beruhigen. Das wäre sehr nützlich.
    Noch wurden die Übungen fortgesetzt, jedoch mit etwas größerem Respekt vor dem neutralen Bereich zwischen den beiden Streitkräften.
    Der Herd war noch an, aber es wurde nur noch geköchelt. Die Volksrepublik, hatte der Botschafter in Washington bereits erklärt, hatte nichts falsch gemacht, hatte nicht den ersten Schuß abgegeben und hatte keinen Wunsch, Feindseligkeiten zu beginnen. Das Problem lag bei der abtrünnigen Provinz, und wenn Amerika nur auf die offensichtliche Lösung des Problems – es gibt nur ein China – eingehen würde, wäre die Angelegenheit rasch bereinigt.
    Aber Amerika hatte sich schon lange auf eine Politik festgelegt, die für beide beteiligten Länder keinen Sinn machte, denn es wollte zu Peking und Taipeh freundlich sein, behandelte letzteren als den kleineren Staat, war aber nicht willens, das bis zur letzten Konsequenz zu verfolgen. Statt dessen sagte Amerika, ja, es gäbe nur ein China, aber dieses eine China hätte kein Recht, seine Herrschaft auf dieses ›andere‹ China auszudehnen, das der offiziellen amerikanischen Politik zufolge eigentlich gar nicht existierte. Soviel zur amerikanischen Stimmigkeit. Es würde ihm Vergnügen bereiten, das Minister Adler unter die Nase zu reiben.
    »Die Volksrepublik heißt Minister Adler im Interesse des Friedens und der regionalen Stabilität gerne willkommene Na, ist das nicht nett von ihnen?« sagte Ryan, der um 21 Uhr immer noch im Büro war und sich fragte, welche Sendung seine Kinder ohne ihn ansahen. Er gab Adler die Botschaft zurück.
    »Sind Sie wirklich sicher, daß sie es waren?« erkundigte sich SecState bei Admiral Jackson.
    »Wenn ich das Band noch mal abspiele, wird's ausleiern.«
    »Sie wissen doch, daß Leute manchmal Mist bauen.«
    »Sir, nicht in diesem Fall«, sagte Robby, der sich fragte, ob er wirklich das Videoband noch mal einlegen müßte. »Und sie üben mit ihrer Flotte nun schon eine ganze Weile.«
    »O?« fragte Ryan.
    »So weit, daß ihre Sachen mittlerweile verschleißen müßten. Sie sind in der Wartung nicht so toll. Außerdem verbrauchen sie viel Treibstoff.
    Wir haben sie noch nie so lange auf See gesehen. Das Luftgefecht wäre doch, mein' ich, eine tolle Ausrede, den Hut draufzuhauen, wieder die Häfen anzulaufen und zu sagen, sie hätten ihren Standpunkt klargemacht.«
    »Nationalstolz«, schlug Adler vor. »Wahrung des Gesichts.«
    »Hm, seitdem haben sie ihre Operationen etwas beschnitten. Nähern sich nicht mehr der Linie, die ich Ihnen gezeigt habe. Taiwan ist nun echt in voller Bereitschaft. Verdammt, das wird's sein«, meinte der 1-3.
    »Wenn der Feind sauer ist, greift man nicht an. Erst etwas zur Ruhe kommen lassen.«
    »Rob, du hast gesagt, ein echter Angriff sei nicht möglich«, sagte Ryan.
    »Jack, wenn ich über ihre Absichten nichts weiß, muß ich mich nach ihren Kapazitäten richten. Sie können eine Auseinandersetzung in der Formosastraße anzetteln und werden daraus wahrscheinlich als Sieger hervorgehen. Vielleicht wird das genügend Druck auf Taiwan ausüben, um sie zu einem größeren Zugeständnis zu zwingen. Sie haben Menschen getötet«, erinnerte Jackson die andern beiden. »Sicher, sie messen dem menschlichen Leben nicht soviel Wert bei wie wir, aber wenn jemand Menschen tötet, überschreitet er eine weitere unsichtbare Linie – und die wissen, wie wir dazu stehen.«
    »Schicken wir den Flugzeugträger hoch«, sagte Adler.
    »Warum, Scott?«
    »Mr. President, damit kann ich eine hohe Karte auf den Tisch legen. Es zeigt, wir nehmen's ernst. Wie der Admiral gesagt hat, nehmen wir den Verlust von Menschenleben ernst, und sie müssen einfach akzeptieren, daß wir nicht wollen und wohl auch nicht zulassen werden, daß

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