Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
ein, während er immer noch in den Rückspiegel blickte, weil das seine Art zu überleben war.
    Andererseits amüsierte ihn, daß dieses Unternehmen nicht ohne die Israelis möglich gewesen wäre. In Amerika gab es islamistische Terrorgruppen, aber sie waren alle als Amateure erkennbar. Sie waren sehr religiös. Sie trafen sich an bekannten Örtlichkeiten. Sie sprachen untereinander. Sie waren zu sehen, aufzuspüren und eindeutig als anders als die übrigen Fische in ihrem angenommenen Meer zu identifizieren.
    Und dann wunderten sie sich, daß sie erwischt wurden. Dummköpfe, dachte Movie Star. Aber sie erfüllten ihren Zweck. Dadurch, daß sie sichtbar waren, zogen sie die Aufmerksamkeit auf sich, und das amerikanische FBI hatte nur eine begrenzte Kapazität. Auch Nachrichtendienste waren menschliche Institutionen, und Menschen überall schlugen auf die Nägel, die hervorstanden.
    Das hatte ihm sozusagen Israel beigebracht. Vor dem Fall des Schahs war sein eigener Nachrichtendienst, der Savak, vom israelischen Mossad ausgebildet worden, und nicht alle Savak-Mitglieder waren bei der Einsetzung der neuen islamischen Regierung hingerichtet worden. Das von denen erlernte Handwerk war auch Leuten wie Movie Star weitergegeben worden. Im Grunde genommen war es einfach zu verstehen. Je bedeutender der Auftrag, desto mehr Vorsicht war geboten. Wollte man nicht aufgespürt werden, dann mußte man in der Umgebung aufgehen.
    Sei in einem säkularen Staat nicht offenkundig fromm. Sei in einem christlichen oder jüdischen Land kein Muslim. In einem Staat, der Leuten aus dem Mittleren Osten zu mißtrauen gelernt hatte, sei von woanders her – oder noch besser, sei sozusagen auch mal aufrichtig. Ja, ich komme daher, bin aber Christ, Baha'i, Kurde oder Armenier, und sie haben meine Familie grausam verfolgt, und deshalb bin ich nach Amerika gekommen, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, um wahre Freiheit zu erleben. Wer diese schlichten Regeln befolgte, hatte eine reale Chance, denn Amerika machte es einem so leicht. Dieses Land hieß Ausländer mit einer Offenheit willkommen, die Movie Star an die strengen Gesetze der Gastfreundschaft in seinem eigenen erinnerte.
    Hier war er im Lager des Feindes, und seine Zweifel zerstreuten sich, als die Freude darüber seinen Herzschlag beschleunigte und ein Lächeln in sein Gesicht zauberte. Er war der Beste in seinem Fach. Die Israelis waren ihm nie nahe gekommen, und wenn sie es nicht konnten, dann die Amerikaner noch weniger. Er mußte nur auf der Hut sein.
    In jedem Dreierteam befand sich ein ihm gleichwertiger Mann, nicht ganz so erfahren wie er, aber nahe daran. Fähig, ein Auto zu mieten und sicher zu fahren. Einer, der zu allen, denen er begegnete, höflich und freundlich zu sein wußte. Sollte ein Polizist ihn anhalten, würde er sich zerknirscht und bußfertig geben, fragen, was er falsch gemacht hätte, und sich dann nach dem Weg erkundigen, denn Menschen behalten Feindseligkeit deutlicher in Erinnerung als Freundlichkeit. Sich als Arzt, Ingenieur oder etwas ähnlich Respektables ausgeben. Wer auf der Hut war, hatte es leicht.
    Movie Star erreichte sein erstes Ziel, ein Mittelklassehotel am Stadtrand von Annapolis, und stieg unter seinem Decknamen Dieter Kolb ab.
    Die Amerikaner waren so dumm. Selbst die Polizei meinte, alle Muslime seien Araber, und dachten nicht daran, daß der Iran ein arisches Land war – mit derselben ethnischen Identität, die Hitler für sein Volk beansprucht hatte. Er ging auf sein Zimmer und schaute nach der Uhrzeit.
    Wenn alles nach Plan ging, würden sie sich in zwei Stunden sehen. Zur Sicherheit erkundigt er sich bei den entsprechenden Fluggesellschaften nach den eingetroffenen Flügen. Sie waren alle pünktlich angekommen.
    Es könnte noch Probleme beim Zoll oder im Verkehr geben, aber das war im Plan vorgesehen.
    Sie waren bereits unterwegs zu ihrem nächsten Aufenthalt, Atlantic City, New Jersey, wo es ein großes Messezentrum gab. Die unterschiedlichen Prototypen und Studienmodelle waren zum Schutz in Planen gehüllt. Die meisten standen auf konventionellen Tiefladern, einige aber auch in geschlossenen Sattelzügen. Ein Firmenvertreter sah gerade handgeschriebene Kommentare durch, die seine Fabrik von Leuten erbeten hatte, die ihre Produkte angesehen hatten. Der Mann rieb sich die Augen. Ach, der dröhnende Kopf und die triefende Nase. Er hoffte, er hatte sich nichts geholt. Gliederschmerzen auch noch. Das hatte er davon, wenn er den

Weitere Kostenlose Bücher