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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Annehmlichkeit. Die eingetroffenen Panzerbesatzungen der Carolina Guard waren im Gebrauch davon bestens beschlagen. Das waren auch die Soldaten der Blackhorse, bloß hatten ihre pseudosowjetischen Einsatzfahrzeuge es nicht eingebaut.
    »Colonel, jetzt wissen wir wirklich, wie gut das System ist. Es hat Sie geschlagen.«
    Das simulierte Gefecht war höllisch gewesen. Hamm und sein Einsatzoffizier hatten einen teuflischen Hinterhalt ersonnen, den die Wochenendkrieger allerdings entdeckt, umgangen und mit einem Schwenk eine Schlacht angezettelt hatten, die OpFor auf dem falschen Fuß erwischte. Ein beherzter Gegenschlag durch einen der Geschwaderkommandanten hatte den Tag fast gerettet und die Hälfte der Blauen getötet, aber das hatte nicht gereicht. Das erste Nachtgefecht war an die Guten gegangen, und die Guardsmen feierten das wie einen Basketballsieg in der Oberliga.
    »Das nächstemal weiß ich's besser«, versprach Hamm.
    »Demut ist gut für die Seele«, sagte Marion Diggs, der den Sonnenaufgang genoß.
    »Tod ist schlecht für den Körper, Sir«, erinnerte ihn der Colonel.
    »Määääh«, sagte Diggs auf dem Weg zu seinem Hummer. Selbst Al Hamm brauchte gelegentlich mal eine Lektion.
    *
    Sie ließen sich Zeit. Movie Star erledigte das Mieten der Autos. Er hatte doppelte Ausweise, was zum Mieten von vier Fahrzeugen reichte, drei viertürigen Privatwagen und einem Transporter. Erstere waren passend zu Fahrzeugen ausgewählt worden, die Eltern von Kindern an der Tagesstätte gehörten. Letzterer war für ihre Flucht – eine Eventualität, die er nun für wahrscheinlich hielt. Seine Männer waren schlauer, als er geschätzt hatte. Als sie in ihren Mietwagen am Gebäude vorbeifuhren, drehten sie nicht die Köpfe, sondern nahmen die Szenerie aus den Augenwinkeln auf. Sie wußten bereits genau Bescheid aus dem Modell, das sie gebaut hatten und das sich auf die Daten der Fotos ihres Anführers stützte. Das Abfahren des Geländes vermittelte ihnen eine bessere, lebensechte, dreidimensionale Sicht und gab ihrem geistigen Bild sowie auch ihrer Zuversicht mehr Gehalt. Als dies erledigt war, fuhren sie nach Westen, bogen von der Route 50 ab und steuerten ein einsames Farmhaus im Süden des County Anne Arundel an.
    Das Haus gehörte einem Mann, den seine Nachbarn für einen in Syrien geborene Juden hielten, der schon seit elf Jahren in der Gegend wohnte; er war aber ein schlummernder Agent. Während der letzten paar Jahre hatte er diskret Waffen und Munition besorgt, alles auf legalem Wege und auch, bevor für einige der Waffen einschränkende Gesetze verabschiedet worden waren. In seiner Manteltasche waren Flugtickets unter falschem Namen und Reisepaß. Das war der letzte Treffpunkt. Hier würden sie das Kind hinbringen. Dann würden sechs von ihnen augenblicklich das Land verlassen, alle auf getrennten Flügen, und die verbleibenden drei würden in den Privatwagen des Hausbesitzers steigen und zu einem weiteren, schon ausgewählten Ort fahren, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Amerika war ein weites Land mit vielen Straßen. Handys waren schwer aufzuspüren. Sie würden ihren Verfolgern eine höllische Zeit bereiten, dachte Movie Star. Er wußte, wie er das machen würde, wenn es so weit kam. Die Gruppe mit dem Kind würde ein Telefon haben. Er würde zwei haben, eins für kurze Anrufe an die amerikanische Regierung und ein anderes für seine Freunde. Sie würden für das Leben des Kindes viel verlangen, genug, um das Land ins Chaos zu stürzen. Vielleicht würde das Kind sogar lebend freigelassen werden. Darüber war er sich nicht sicher, hielt es aber für möglich.

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    Raubtier und Beute
    Der CIA hatte selbstverständlich ein eigenes Fotolabor. Der vom Flugzeug aus verknipste Film von Domingo Chavez wurde standardmäßig entwickelt. Dann aber hörte die Routinebehandlung auf. Der körnige 1200-ASA-Film ergab eine schlechte Bildqualität, und so konnte er nicht in den siebten Stock hochgeschickt werden. Die Angestellten im Fotolabor wußten von den Stellenstreichungen, und der beste Weg in diesem oder irgendeinem anderen Beruf, der Wegrationalisierung zu entgehen, war, sich unentbehrlich zu machen. Und so kam die entwickelte Filmrolle in einen computergesteuerten Vergrößerer. Es dauerte pro Aufnahme nur drei Minuten, um die Bilder in etwas zu verwandeln, das ein Profi unter Studiobedingungen mit einer Hasselblad hätte aufgenommen haben können. Kaum eine Stunde nach Eingang des Films hatte der Laborant

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