Befehl von oben
geglaubt.«
»Ach, Jack.« Cathy wandte sich um. Die Kinder sahen fern, alle drei auf dem Boden, sogar Sally, die eine elegante Dame zu werden versuchte. Sie zogen sich ins Bekannte zurück, ihre Eltern ebenfalls in das Gewohnte, um sich mit einer neuen Wirklichkeit abzufinden und um ihre Kinder vor der zu raschen Konfrontation damit zu schützen.
Jack sah, wie die Lichter eines HMMWV nach links vorbeiglitten.
Robby und Sissy würden ein eigenes Häuschen haben, schätzte er. Sie würden sich umziehen, bevor sie herüberkamen. Er wandte sich um und legte seiner Frau von hinten die Arme um. »Ist schon gut, Herzchen.«
Cathy schüttelte den Kopf. »Es wird nie gut sein, Jack. Es wird nie wieder gut sein. Roy hat mir gesagt, wir würden Bodyguards um uns haben, solange wir leben. Wo wir auch hingehen, werden wir Schutz brauchen. Ewig«, sagte sie nach einem Schluck Wein nicht unbedingt wütend, eher resigniert, in Erkenntnis von etwas, das sie sich nie hätte träumen lassen. Manchmal war der Glanz der Macht verlockend. Mit dem Hubschrauber zur Arbeit. Andere kümmerten sich um deine Wäsche, deine Kinder. Jedes beliebige Essen jederzeit, Eskorten überall, alles auf schnellstem Wege erreichbar.
Aber der Preis dafür? Nicht der Rede wert. Bloß hin und wieder würde jemand versuchen, eines deiner Kinder zu ermorden. Davor gab es kein Entkommen. Es war so, als wäre ihr die Diagnose Krebs gestellt worden. So schrecklich das war, sie mußten einfach weitermachen. Weinen half nichts, obwohl sie das oft tun würde, dessen war sich SURGEON sicher. Es würde auch nichts nützen, wenn sie Jack anschrie – sie war sowieso nicht hysterisch veranlagt, und es war ja auch nicht Jacks Schuld, oder? Sie mußte sich einfach den Umständen fügen wie die Patienten am Hopkins, wenn sie gesagt bekamen, sie sollten in die Onkologische Abteilung – ach, machen Sie sich bitte keine Sorgen. Das sind die Besten, die Allerbesten, und die Zeiten haben sich geändert, und die verstehen ihr Handwerk jetzt wirklich. Ihre Kollegen von der Onkologischen waren die Besten. Und sie hatten jetzt ein hübsches Gebäude. Aber wer wollte dort schon hingehen?
Also hatten Jack und sie jetzt ein hübsches Haus mit wundervollem Personal, darunter auch Weinkenner, dachte sie, während sie einen weiteren Schluck nahm. Aber wer will wirklich dort hingehen?
*
Am Fall arbeiteten so viele Agenten, daß sie noch gar nicht wußten, was sie tun sollten. Sie verfügten noch nicht über genügend Informationen, um eine Spur zu haben, aber das änderte sich rapide. Die meisten toten Terroristen waren fotografiert worden – die durch Norm Jeffers' M-16 von hinten erschossenen hatten keine Gesichter mehr zum Fotografieren. Fingerabdrücke wurden allen Leichen abgenommen. Genauso würden Blutproben entnommen werden, um ein DNS-ID zu erhalten, falls es später von Bedeutung werden sollte – eine Möglichkeit, da die Identität durch eine genetische Entsprechung bei einem nahen Verwandten bestätigt werden konnte. Einstweilen hielten sie sich an die Fotos. Diese wurden zuallererst dem Mossad übermittelt. Die Terroristen waren wahrscheinlich vom Islam gewesen, glaubten alle, und die Israelis hatten da die besten Daten. Der CIA kümmerte sich um die erste Benachrichtigung, worauf das FBI nachhakte. Es wurde sofort volle Kooperation zugesagt, sogar durch Avi ben Jakob persönlich.
Alle Leichen wurden nach Annapolis zur Obduktion gebracht. Die körperliche Verfassung vor dem Tod würde erfaßt werden, und dazu würde das Blut toxikologisch untersucht werden, um festzustellen, ob einer Drogen genommen hatte.
Die Kleidung eines jeden wurde zur vollständigen Untersuchung ans FBI-Labor in Washington geschickt. Zuerst wurden die Marken festgestellt, um das Ursprungsland zu bestimmen. Dies und der Allgemeinzustand würden die Zeit des Erwerbs bestimmen, was wichtig sein konnte.
Darüber hinaus würden die Techniker, die nun am Freitag abend Überstunden machten, mit gewöhnlichem Klebeband lockere Fasern und vor allem Pollenpartikel aufsammeln, woraus sich viel schließen ließ, denn bestimmte Pflanzen kamen nur an sehr eng umrissenen Gebieten auf der Welt vor. Solche Befunde konnten Wochen dauern, aber bei einem Fall wie diesem waren die Ressourcen unbegrenzt. Das FBI hatte eine ellenlange Liste mit wissenschaftlichen Experten, auf die es zurückgreifen konnte.
Die Kennzeichen der Autos waren schon übermittelt worden, bevor O'Day seine Schüsse abgab, und
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