Befehl von oben
Agenten waren bereits bei den Verleihfirmen und überprüften die Computerregistrierungen.
Am Giant Steps wurden die erwachsenen Aufsichtspersonen befragt.
Sie bestätigten überwiegend O'Days Aussage. Einige Einzelheiten paßten nicht zusammen, aber das war nicht unerwartet. Keine der jungen Frauen hatte die von den Terroristen gesprochene Sprache erkannt. Die Kinder wurden einer weitaus sanfteren Befragung unterzogen, jeweils auf dem Schoß eines Elternteils sitzend. Zwei Eltern waren aus dem Mittleren Osten, und man hoffte, daß die Kinder etwas von der fremden Sprache erkannt hätten, aber das stellte sich als falsche Hoffnung heraus.
Die Waffen waren alle eingesammelt und ihre Seriennummern anhand einer Computerdatenbank überprüft worden. Das Herstellungsdatum war leicht herauszufinden. Daraufhin wurden die Akten des Herstellers durchgesehen, um zu schauen, welcher Großhändler sie erworben hatte, und von da weiter, welcher Laden sie verkauft hatte. Die Spur war aber kalt. Die Waffen waren alt, im Widerspruch zu ihrem neuwertigen Zustand, der aus der Inspektion der Trommel- und Abzugsmechanik ersichtlich war. Sie waren so gut wie nicht abgenützt. Dieses Informationsschnipsel wurde weitergeleitet, noch bevor sie den Namen eines Käufers hatten.
»Verdammt, ich wünschte, Bill wäre hier«, polterte Murray, denn zum erstenmal in seiner Laufbahn fühlte er sich einer Aufgabe nicht gewachsen. Seine Abteilungsleiter waren um den Konferenztisch geschart. Von Anfang an war sicher, daß diese Ermittlungen gemeinsam von den Abteilungen Verbrechensbekämpfung und Spionageabwehr betrieben werden würden, wie immer mit Unterstützung des Labors. Alles lief so schnell ab, daß noch nicht einmal ein Beamter des Geheimdienstes eingetroffen war. »Überlegungen?«
»Dan, wer immer diese Waffen gekauft hat, ist schon lange im Land«, sagte der Vertreter der Spionageabwehr.
»Ein Schlummerer.« Murray nickte zustimmend.
»Pat hat ihre Sprache nicht erkannt. Eine europäische Sprache hätte er womöglich erkannt. Muß also der Mittlere Osten sein«, sagte der Mann aus der Verbrechensbekämpfung. Das war nicht unbedingt nobelpreiswürdig. »Also eine westeuropäische jedenfalls. Vermutlich müssen wir den Balkan auch in Erwägung ziehen.« Dem wurde am Tisch zögernd zugestimmt.
»Wie alt sind diese Gewehre?« fragte der Direktor.
»Elf Jahre. Lange vor den gesetzlichen Einschränkungen«, lautete die Antwort. »Sie könnten bis heute überhaupt noch nicht benutzt worden sein, Jungfrauen, Dan.«
»Jemand hat ein Netzwerk aufgebaut, von dem wir nichts wissen.
Jemand mit viel Geduld. Wer immer sich als Käufer herausstellt, wird, so glaube ich, einen wunderbar gefälschten Paß haben und bereits über alle Berge sein. Es ist ein klassischer Schnüfflerjob, Dan«, fuhr der Mann von der Spionageabwehr fort, womit er allen aus der Seele sprach. »Hier geht's um Profis.«
»Das ist etwas spekulativ«, wandte der Direktor ein.
»Wann hab' ich das letztemal unrecht gehabt, Danny?« fragte der stellvertretende Direktor.
»Nicht in letzter Zeit. Mach weiter.«
»Vielleicht können die Laborfritzen was gerichtsmedizinisch Verwertbares ermitteln, aber auch dann wird das, was wir ermitteln, keinen Richter überzeugen, es sei denn, wir haben Mordsglück und schnappen den Käufer oder andere Beteiligte dieser Operation.«
»Fluglisten und Reisepässe«, schaltete sich die Verbrechensbekämpfung ein. »Erst mal bis zwei Wochen zurück. Nach Wiederholungen suchen. Jemand hat den Ort ausgekundschaftet. Das muß er schon getan haben, seit Ryan Präsident ist. Das ist ein Anfang.« Na sicher, nur etwa zehn Millionen Listen durchzusehen. Aber so sahen polizeiliche Ermittlungen aus.
»Herrgott, hoffentlich hast du dich bei dem schlummernden Agenten geirrt«, sagte Murray nach einer kurzen Denkpause.
»Ich hoff's auch, Dan«, erwiderte die Spionageabwehr. »Aber das wird nicht anders sein. Wir werden Zeit brauchen, um das Haus zu identifizieren, den Treffpunkt, was noch alles, seine Nachbarn befragen, die Grundbucheintragungen überprüfen, um wahrscheinlich auf einen Decknamen zu stoßen, und von da weiterforschen. Er ist wahrscheinlich schon wieder weg, aber das ist nicht so erschreckend. Mindestens elf Jahre ist er schon hier. Er hatte viel Geld zur Verfügung. Er war ausgebildet. Er hat sich bis heute den Glauben bewahrt, um bei diesem Unternehmen mitzuhelfen. Die ganze Zeit, und dabei hat er noch so stark geglaubt, daß er
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