Befehl von oben
erweisen.«
»Was hat Ryan getan, Bob?«
»Er unterband einen internationalen Vorfall. Sorgte dafür, daß die Schuldigen auf die eine oder andere Weise bestraft wurden …«
»Jim Cutter?« hakte Plumber nach.
»Nein, das war wirklich Selbstmord. Inspektor O'Day, der FBI-Typ, der gerade dort gegenüber war?«
»Was ist mit ihm?«
»Er hat Cutter damals verfolgt, sah ihn vor den Bus springen.«
»Du bist dir bei dem hier ganz sicher?«
»Absolut. Ryan weiß gar nicht, daß ich eingeweiht bin. Ich hab' einige verdammt gute Quellen. Entweder ist's die Wahrheit oder die raffinierteste Lüge aller Zeiten. Weißt du, was wir im White House haben, John?«
»Was denn?«
»Einen ehrlichen Mann. Nicht ›relativ ehrlich‹, nicht ›noch nie erwischt worden‹. Ehrlich. Ich glaube nicht, daß er im ganzen Leben auch nur ein krummes Ding gedreht hat.«
»Er ist aber trotzdem ein blutiger Anfänger«, antwortete Plumber.
Fast mit Empörung, wenn nicht Unglauben, denn langsam begann sich, sein Gewissen zu melden.
»Das mag sein. Aber wer hat behauptet, daß wir Wölfe sein müssen. Nein, falsch – wir sollen die Bösewichte jagen, haben es aber schon so lange und gründlich getan, daß wir vergessen, daß mancher im Dienst der Regierung keiner ist.« Wieder sah er zu seinem Kollegen hinüber.
»Und so spielen wir einen gegen den anderen aus, bekommen so unsere Geschichten und werden dabei auch selbst korrumpiert. Was tun wir dagegen, John?«
»Ich weiß genau, was du willst. Die Antwort ist nein.«
»Im Zeitalter relativer Werte ist ein absoluter ganz nett, Mr. Plumber.
Auch wenn's der falsche ist«, schob Holtzman nach, der diese Reaktion erhofft hatte.
»Bob, du bist gut. Sogar sehr gut, aber mich kannst du nicht übertölpeln, okay?« Der Kommentator schaffte gerade noch ein Lächeln. Ein gekonnter Versuch war's, das mußte er bewundern. Holtzman war ein Exemplar aus Zeiten, an die Plumber gerne zurückdachte.
»Was ist, wenn ich's beweisen kann?«
»Warum hast du die Geschichte dann nicht geschrieben?« verlangte Plumber. Kein echter Reporter hätte diese hier ausgeschlagen.
»Ich hab's nicht gedruckt. Das heißt nicht, ich hätt's nicht geschrieben«, wies Bob seinen Freund zurecht.
»Dafür hätte dich dein Redakteur doch …«
»Sag, hast du nie von etwas abgelassen, obwohl du alles hattest, was du brauchtest?«
Plumber lenkte ab: »Du hast von Beweisen gesprochen.«
»Dreißig Minuten von hier. Aber diese Geschichte darf nie rauskommen.«
»Wie kann ich dir darin vertrauen?«
»Wie kann ich dir vertrauen, John? Was kommt bei uns an erster Stelle? Die Story muß raus, nicht? Was ist mit dem Land, mit den Leuten? Wo geht professionelle Verantwortung in öffentliche Verantwortung über? Ich hielt diese zurück, weil eine Familie den Vater verlor. Die Regierung konnte nichts zugeben, deshalb ist Jack Ryan in die Bresche gesprungen. Er tat's mit seinem eigenen Geld, erwartete nie, daß es jemand herausfindet. Was sollte ich also tun? Die Familie an die Öffentlichkeit zerren? Wofür, John? Um eine Geschichte zu bringen, die dem Land schadet – nein, die eine Familie verletzt, die weiß Gott keine Verletzung mehr braucht. Die Ausbildung der Kinder wäre in Gefahr. Es gibt genug Nachrichten, die wir ohne so was bringen könnten. Aber ich sage dir eins, John: Du hast einem Unschuldigen geschadet, und dein Freund mit dem breiten Lächeln hat zu diesem Zweck die Öffentlichkeit angelogen. Das soll uns angeblich etwas bedeuten.«
»Warum schreibste dann nicht darüber?«
Holtzman ließ ihn auf die Antwort einige Sekunden warten. »Weil ich dir die Chance einräume, die Sache richtigzustellen. Deshalb. Du bist ja beteiligt. Aber du mußt mir dein Wort geben. Deinem Wort kann ich vertrauen.«
Da steckte mehr dahinter. Mußte sein. Für Plumber war es gleich eine doppelte Beleidigung der beruflichen Ehre. Erstens hatte er sich von seinem jüngeren Mitarbeiter bei NBC überrollen lassen, einem aus der neuen Generation, die Journalismus für das hielten, wie man vor der Kamera aussah. Zweitens hatte ihn Ed Kealty übertölpelt – benützt … um einem Unschuldigen zu schaden? Er mußte es rausfinden. Er mußte, sonst würde er künftig sehr viel unangenehme Zeit vor dem Spiegel verbringen.
Der Fernsehkommentator nahm Holtzman sein Handdiktiergerät aus den Fingern und drückte die Aufnahmetaste.
»Hier spricht John Plumber, es ist 7.50 am Samstag morgen, und wir stehen gegenüber der
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