Befehl von oben
ihn: »Sie auf TV!«
»Da haben Sie recht«, gab der Kommentator mit einem Lächeln zu.
Der Älteste – sein Namensschild sagte Laurence – kam mit einem weniger freundlichen Ausdruck näher. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
Seine Stimme war akzentfrei, die Augen wach und mißtrauisch.
»Ich würde gerne mit Ihnen sprechen«, bat Plumber höflich.
»Worüber, Sir?«
»Sie kennen doch den Präsidenten?«
»Drüben ist die Kaffeemaschine, die Krapfen sehen Sie ohnehin.«
Der junge Mann kehrte ihm den Rücken zu. Seine Größe hatte er vom Vater, sah Plumber, und Bildung hatte er auch.
»Warten Sie eine Sekunde!« sagte Plumber.
»Larry, sei nett zum Mann.«
»Mom, ich hab' dir doch gesagt, was der getan hat, weißt du noch?«
Als Laurence die Reporter wieder ansah, erzählten die Augen alles.
Plumber fühlte sich beschämt wie lange nicht mehr.
»Bitte«, sagte der Kommentator, »ich möchte Sie nur sprechen. Ich habe keine Kameras dabei.«
»Studieren Sie schon Medizin, Laurence?« fragte Holtzman.
»Woher wissen Sie das? Wer zum Teufel sind Sie?«
»Laurence!« protestierte seine Mutter.
»Bitte, warten Sie einen Moment.« Plumber hielt die Hände hoch.
»Ich möchte bloß ein Gespräch. Keine Kameras, keine Bandgeräte, keine Aufzeichnung.«
»Ja, sicher. Und dafür haben wir Ihr Wort?«
»Laurence!«
»Mom, laß mich bloß machen!« bellte der Student und entschuldigte sich sofort bei ihr: »Tut mir leid, Mom, aber du weißt nicht, worum es hier geht.«
»Ich versuche bloß, herauszubekommen …«
»Ich hab' gesehen, was Sie getan haben, Mr. Plumber. Wenn Sie auf den Präsidenten spucken, spucken Sie auch auf meinen Vater. Kaufen Sie sich, was Sie brauchen, und trollen Sie sich.« Dann wieder der Rücken.
»Ich wußte es nicht«, protestierte John. »Können Sie meinen Fehler nicht korrigieren? Ich versprech's: Ich tue nichts, das Sie oder Ihre Familie verletzt. Aber wenn ich was falsch gemacht habe, sagen Sie's mir bitte.«
»Warum Sie Mr. Ryan verletzen?« fragte Carol Zimmer. »Er guter Mann. Er sorgt für uns. Er …«
»Mom, bitte! Diese Leute kümmert das nicht!« Laurence mußte zurückkommen und dies in die Hand nehmen. Seine Mom war einfach zu naiv.
»Laurence, ich heiße Bob Holtzman. Ich bin bei der Washington Post. Über Ihre Familie weiß ich schon mehrere Jahre Bescheid, habe aber nichts gedruckt, weil ich Ihre Privatsphäre nicht verletzen wollte. Ich weiß, was Präsident Ryan für Sie tut. John soll es von Ihnen hören. Es wird nicht publik gemacht. Hätt' ich das gewollt, hätte ich's selbst gemacht.«
»Warum sollte ich Ihnen trauen?« verlangte Laurence Zimmer. »Sie sind Reporter.« Das durchbrach Plumbers Schutzschale hart genug, um ihn physisch zu schmerzen. War sein Berufsstand etwa so tief gesunken?
»Sie studieren Medizin?« fragte Plumber, wieder bei der Ausgangsstellung beginnend.
»Zweites Jahr in Georgetown. Ein Bruder ist im letzten Jahr am MIT, eine Schwester hat gerade an der UVA in Charlottesville begonnen.«
»Das ist teuer. Zuviel für das, was dieser Laden abwirft. Ich weiß es. Habe meine Kinder auch ausbilden lassen.«
»Wir arbeiten alle hier. Ich arbeite jedes Wochenende.«
»Sie studieren, um Arzt zu werden. Das ist eine ehrbarer Beruf«, sagte Plumber. »Und wenn Sie Fehler machen, versuchen Sie daraus zu lernen. Ich auch, Laurence.«
»Schöne Reden können Sie schwingen, Mr. Plumber. Das ist nicht neu.«
»Der Präsident hilft Ihnen, nicht wahr?«
»Wenn Ihnen etwas ›off the record‹ erzählt wird, darf es nie berichtet werden?«
»Nein, ›off the record‹ hat nicht genau die Bedeutung. Aber wenn ich Ihnen hier und jetzt sage, daß ich's nie verwenden werde – und das vor anderen Anwesenden –, und wenn ich dann mein Wort breche, können Sie meine Karriere zerschmettern. Leute in meinem Beruf dürfen sich manche Freiheit herausnehmen, vielleicht zu viele«, gab Plumber zu, »aber lügen dürfen wir nicht.« Und das war eigentlich der Punkt, oder?
Laurence sah zu seiner Mutter hinüber. Ihr schwaches Englisch bedeutete nicht einen schwachen Geist. Sie nickte ihm zu.
»Er war bei meinem Vater, als er fiel«, teilte der Junge mit. »Ihm hat er versprochen, sich um uns zu kümmern. Das tut er, jawohl, bezahlt die Studiengebühren und manches andere, er und seine Freunde beim CIA.«
»Es gab hier Schwierigkeiten mit einigen Rowdies«, fügte Holtzman hinzu. »Einer, den ich in Langley kenne, kam hier rüber
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