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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Krapfen.
    »Hi, John«, sagte Holtzman und schaute zum Ort des Geschehens über die Straße.
    »Bob«, Plumber nickte ihm zu. Die Gegend wimmelte vor Dia- und Videokameras, welche die Szene für die Nachwelt festhielten.
    »Bist für einen Samstag früh auf – und das als TV-Typ«, bemerkte der Post-Reporter mit einem Lächeln. »Was hältst du davon?«
    »Wirklich eine furchtbare Geschichte.« Plumber war selbst mehrfacher Großvater. »War's Ma'alot oder so was in Israel, damals in – wann war's, 1975?« Allmählich schienen sie ineinander überzulaufen, all diese Terroranschläge.
    Holtzman war sich da auch nicht sicher. »Glaub' schon. Ich lass' es von einem nachprüfen, bei uns in der Zentrale.«
    Der Tatort war nun fast steril. Die Leichen waren fort. Die Obduktionen, vermuteten sie beide, müßten abgeschlossen sein. Aber alles andere war noch intakt oder fast. Da waren die Wagen, und als die Reporter zusahen, spannten Ballistikexperten Schnüre auf, um Schüsse zu simulieren auf Schaufensterpuppen aus einem nahe gelegenen Kaufhaus, bemüht, jedes Detail zu rekonstruieren. Der Schwarze in der Secret-Service-Windjacke war Norman Jeffers, einer der Helden des Tages; er führte vor, wie er vom Haus auf der anderen Seite der Straße runtergekommen war. Inspektor Patrick O'Day war im Kindergarten. Einige Agenten simulierten die Bewegungen der Terroristen. Ein Mann lag vor dem Eingang auf der Erde und zielte mit einer Spielzeugwaffe aus rotem Plastik in der Gegend herum. Bei kriminologischen Untersuchungen kam die Generalprobe immer nach der Premiere.
    »Sein Name war Don Russel?« fragte Plumber.
    »Einer der ältesten Leute im Service«, bestätigte Holtzman.
    »Verdammich.« Plumber schüttelte den Kopf. »Horatius an der Brücke, wie aus einem Film. ›Heroisch‹ ist ein Wort, das wir kaum noch benützen, oder?«
    »Nein, das ist ein Begriff, an den wir wohl nicht mehr glauben sollen. Wir wissen's besser. Jeder hat seinen Preis, richtig?« Holtzman trank seinen Kaffee aus und warf die Tasse in den Müll. »Stell' dir vor, dein Leben zum Schutz anderer Leute Kinder herzugeben.«
    Die Sprache mancher Berichte war wie aus einem Western. Mit »Gunfight at Kiddy Corral« hatte ein lokaler TV-Reporter gestern Nacht den Oscar für schlechten Geschmack abgeräumt. Die Hunderte geharnischter Protestanrufe hatten dem Manager bestätigt, daß 'sein Sender einen soliden Stock nächtlicher Zuschauer hatte. Keiner war zorniger aufgetreten als Plumber, erinnerte sich Bob Holtzman. Der meinte wohl doch noch, es sei von Bedeutung, dieses Nachrichtengeschäft, das sie miteinander verband.
    »Gibt's irgendwas über Ryan?« fragte Bob.
    »Nur die Pressemitteilung, die Callie Weston schrieb und Arnie vortrug. Kann ihm nicht verübeln, daß er seine Familie weggebracht hat. Er verdient's nicht, daß alle auf ihm rumhacken, John.«
    »Bob, wenn ich mich recht entsinne …«
    »Ich weiß. Ich wurde reingelegt. Elizabeth Elliot hat mir eine Geschichte untergejubelt, als Ryan noch Deputy beim CIA war.« Er sah seinen älteren Kollegen an. »Es war alles gelogen. Hab' mich persönlich bei ihm entschuldigt. Weißt du, worum es ging?«
    »Nein«, gab Plumber zu.
    »Die Mission in Kolumbien. Er war echt dort. Auf dem Wege sind einige gefallen. Einer war ein Air Force Sergeant. Ryan kümmert sich um die Familie. Er allein schickt sie alle durchs College.«
    »Das hast du nie geschrieben«, protestierte der Fernsehreporter.
    »Nein, hab' ich nicht. Die Familie – nun, sie sind keine Figuren der Öffentlichkeit, gell? Bis ich's erfuhr, war die Nachricht veraltet. Ich hielt's nicht für nachrichtenwürdig.« Der Schlüsselbegriff ihres Gewerbes.
    Nachrichtenleute entschieden, was dem öffentlichen Auge vorgesetzt wurde und was nicht, und mit der Wahl, was rauskam oder nicht, kontrollierten sie die Nachrichten und entschieden, was die Öffentlichkeit zu erfahren hatte. Und durch die Auswahl ließ sich jeder erheben oder zerbrechen, denn nicht jede Geschichte war anfangs groß genug, aufzufallen. Vor allem in der Politik.
    »Vielleicht hast du dich damit geirrt.«
    Schulterzucken. »Mag sein, aber ich hab' genausowenig wie Ryan erwartet, daß er Präsident wird. Er hat ehrbar gehandelt – verdammt, viel mehr als das. John, es gibt manches über die Kolumbiengeschichte, das nie ans Tageslicht geraten darf. Ich glaub', ich hab's jetzt alles, kann es aber nicht schreiben. Es würde dem Land schaden und niemandem den geringsten Dienst

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