Befehl von oben
Fahreigenschaften dieses Biests gewöhnen und kamen selten auf mehr als achtzig Stundenkilometer. Das trug ihnen giftige Blicke von sämtlichen anderen Fahrern auf der I-90 ein, vor allem von den Eignern der K-Whopper mit ihren Cowboyhüten; die fanden es ganz toll, daß es in Montanas Osten keine Geschwindigkeitsbeschränkung gab.
Sie fanden es auch harte Arbeit. Die ganzen Vorbereitungen hatten beide Männer ermüdet. Die mühevollen Wochen, den Laster vorzubereiten, Sprengstoff zu mischen, Kugeln zu gießen und einzubetten, hatten für wenig Schlaf gesorgt, und nichts könnte einen besser einschläfern als eine Fahrt auf einer Interstate im Westen. Die erste Nachtpause nahmen sie in einem Motel in Sheridan, gleich nach der Grenze zu Wyoming. Allein dorthin zu kommen, ihre erste Tagesfahrt mit dem verdammten Ding, führte sie fast ins Verderben, besonders auf dem Dreieck I-90/I-94 in Billings. Sicher hatten sie geahnt, daß der Zementlaster in etwa die Kurvenlage einer Sau auf der Eisbahn hatte, aber die Erfahrung selbst überstieg dann ihre schlimmsten Ängste. Sie schliefen schließlich bis nach acht Uhr am nächsten Morgen.
Das Motel war eigentlich eine Art Truck-Stop mit einer Kundschaft aus Privatleuten und Langstrecken-Spediteuren. Das kräftige Frühstück im Speiseraum wurde verschlungen von dem Rudel rauhbeiniger, unabhängiger Männer und auch einigen ähnlich eingestellten Frauen. In den Frühstücksgesprächen ging es, vorhersagbar, um die Nachrichten.
»Die Hundesöhne müssen Vollidioten sein«, gab ein bierbäuchiger Trucker mit Tätowierungen auf seinen massigen Unterarmen zum besten.
»Meinste?« fragte Ernie Brown in der Hoffnung, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie diese verwandten Seelen das alles aufnahmen.
»Wer sonst macht sich an die Kleinen ran? Hundesöhne.« Der Fahrer wandte sich wieder seinen Blaubeerpfannkuchen zu.
»Wenn's Fernsehen stimmt, haben's die zwei Cops echt gekonnt«, gab ein Milch-Fahrer bekannt. »Fünf Kopfschüsse. Huuiiii!«
»Und der eine Typ, den's erwischte, gegen sechs Gewehrschützen mit 'ner Pistole! Hat drei davon umgelegt, 'n echter amerikanischer Mann des Gesetzes.« Er sah wieder von den Pfannkuchen auf. Seine Ladung waren Rinder. »Der hat seinen Platz in Valhalla verdient, verflucht sicher.«
»Hey, das waren Feds, Mann«, sagte Holbrook um sein Toast herum.
»Das sind keine Helden. Was ist mit …«
»In deinen, lieber Freund«, warnte ihn der Milchmann. »Will ich nich' hören. Da war'n zwanzig, dreißig Kinder drinnen.«
Ein weiterer Fahrer schaltete sich ein. »Und der schwarze Typ, der mit seiner M-16 reinrollte. Verdammt, wie in der Cav auf meiner zweiten Tour im Tal der Glücklichen. Dem Jungen kauf' ich gern ein Bier, sag' ich.«
»Du warst AirCav?« fragte der Rinder-Schlepper.
»Cäsar, Erste des Siebten.« Er drehte sich mit dem übergroßen, roten Aufnäher der First Air Cavalry Division auf der Lederjacke nach vorn.
»Gary Owen, Bruder! Delta, Zweite des Siebten.« Er ging rüber, um dem Mann die Hand zu schütteln. »Wo kommste her?«
»Seattle. Das ist meiner da draußen mit Maschinenteilen, ab nach Saint Louie. Gary Owen. Mensch, tut's gut, das wieder zu hören.«
»Jedesmal, wenn ich hier durchfahre …«
»Voll drauf. Da bei Little Big Horn ha'm wir Brüder im Grab. Hab' immer Zeit für ein kurzes Gebet auf der Durchfahrt.«
»Schiet, Mann!« Die beiden gaben sich wieder die Hand. »Mike Fallon.«
»Tim Yaeger.«
Die zwei Mountain Men waren nicht nur zum Frühstück hergekommen. Dies waren doch ihre Art Leute. Sollten's jedenfalls sein. Rauhe Individualisten. Bundespolizisten als Helden? Was zum Teufel war hier los?
»Junge, wenn wir wissen, wer die Knete für diese Geschichte raustat, hoff' ich, daß dieser Ryan damit was anzufangen weiß«, sagte Maschinenteile.
»Exmarine«, antwortete Rinder. »Keiner von denen, sondern einer von uns. Endlich.«
»Hast vielleicht recht. Jemand muß dafür blechen, und ich hoffe, die Richtigen wer'n zu Vollstreckern gemacht.«
»Verdammt recht«, stimmte der Milchmann von seinem Platz an der Theke zu.
»Nun.« Ernie Brown stand auf. »Zeit für uns, wieder loszuziehen.«
Die übrigen blickten nur flüchtig auf und wandten sich wieder ihrer informellen Meinungsumfrage unter Truckern zu.
»Wenn du dich morgen noch nicht besser fühlst, geht's ab zum Arzt, mein letztes Wort!« sagte sie.
»Ach, mir wird's schon gutgehen.« Aber der Protest kam als Stöhnen raus. Er fragte sich,
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