Befehl von oben
querfeldein in der Wüste? Nenn's so tausend Meilen, vielleicht ebbes weniger.«
Tatsächlich, die zwei Sofas in der vorderen Kabine von Air Force One ließen sich zu Betten aus falten. Ryan entließ den Stab, hängte die Kleider auf und legte sich hin. Saubere Laken und alles, und er war müde genug, daß es ihm nichts ausmachte, im Flugzeug zu sein. Bis Washington waren es viereinhalb Stunden, und dann könnte er in seinem eigenen Bett weiterschlafen.
In der großen Kabine taten die Reporter es ihm nach, da sie entschieden hatten, die erstaunliche Plumber-Enthüllung dem nächsten Tag zu überlassen. Viel zu sagen hatten sie eh nicht: Eine so dicke Story wurde mindestens auf der Ebene eines Assistant Managing Editor abgewickelt.
Die Journaille träumte von erscheinenden Editorials, die Fernsehleute unterdrückten ihr Schaudern darüber, was dies ihrer Glaubwürdigkeit antun würde.
Mittendrin war der Stab. Alle beim Lächeln, oder fast.
»Nu, jetzt hat er mir sein Temperament gezeigt«, sagte Arnie zu Callie Weston. »Wow.«
»Möchte wetten, er kennt jetzt auch Ihres.«
»Und meins hat gewonnen.« Arnie nippte an seinem Drink. »Wissen Sie, ich glaub', wir haben hier einen recht ordentlichen Präsidenten.«
»Er haßt es.«
Arnie van Damm war das gleich: »Fabelhafte Reden, Callie.«
»Es ist so einnehmend, wie er sie vorträgt«, meinte sie. »Jedesmal beginnt er verkrampft, mit Verlegenheit, dann übernimmt der Lehrer in ihm, und er legt richtig los. Er weiß es nicht mal.«
»Ehrlichkeit. Kommt echt rüber, gell?« Arnie hielt inne. »Es wird ein Gedenkgottesdienst für die gefallenen Agenten geben.«
»Bin schon am Überlegen«, versicherte ihm Weston. »Was werden Sie mit Kealty machen?«
»Den Bastard werden wir ein für allemal versenken.«
*
Badrayn war wieder an seinem Rechner, prüfte die entsprechenden Internet-Sites. Noch immer nichts. Ein Tag noch, und er würde vielleicht anfangen, sich zu sorgen, aber sein Problem war das eigentlich nicht, wenn nichts geschah, oder? Was er tat, hatte ja perfekt geklappt.
Alle merkten auf, als Patientin null die Augen öffnete. Ihr Fieber war jetzt auf 38,7 gesunken, nur wegen der Kältepackungen, die ihren Körper umhüllten wie einen Fisch auf dem Markt. Ihr Gesicht war eine Studie aus Schmerz und Erschöpfung. Insofern sah sie aus wie Patienten mit fortgeschrittenem AIDS, einer Krankheit, die ihr Arzt allzugut kannte.
»Hallo. Ich bin Dr. Klein«, sagte ihr der Professor von hinter der Maske. »Sie haben uns da für einen Moment Sorgen gemacht, aber jetzt ist alles unter Kontrolle.«
»Tut weh«, sagte sie.
»Weiß ich, und wir werden Ihnen damit helfen, aber vorher muß ich Ihnen ein paar Fragen stellen. Können Sie mir antworten?« fragte Klein.
»Okay.«
»Sind Sie in letzter Zeit gereist?«
»Wie meinen Sie das?« jedes Wort kostete Energiereserven.
»Haben Sie das Land verlassen?«
»Nein. Flog nach Kansas City … vor zehn Tagen, sonst nichts. Tagesfahrt.«
»Okay.« Das war's nicht. »Hatten Sie Kontakt mit jemandem, der außer Landes war?«
»Nein.« Sie versuchte ein Kopfschütteln. Er bewegte sich vielleicht fünf Millimeter.
»Vergeben Sie mir, dies muß ich aber fragen. Haben Sie ein sexuelles Verhältnis im Moment?«
Die Frage erschütterte sie. »AIDS?« japste sie. Dachte, das war's Schlimmste, das sie haben könnte.
Klein schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, definitiv nicht. Machen Sie sich darüber bitte keine Sorgen.«
»Geschieden«, sagte die Patientin. »Nur ein paar Monate. Noch keine … neuen Männer in meinem Leben.«
»Na, so hübsch, wie Sie sind, hält das nicht lange an«, meinte Klein, der sie zum Lächeln ermuntern wollte. »Was machen Sie bei Sears?«
»Weiße Ware, Einkäuferin. Gerade … große Show … McCormick Center … Menge Papierkram … Bestellungen un' Zeugs.«
Dies führte nirgendwohin. Klein versuchte ein paar weitere Fragen.
Sie führten auch nirgendwohin. Er drehte sich um und zeigte zur Schwester.
»Okay, wir tun jetzt was gegen den Schmerz«, sagte der Professor.
Die Schwester startete die Morphiumzufuhr am IV-Ständer. »Dies wird in ein paar Sekunden wirken, okay? Bin bald wieder da.«
Quinn wartete draußen im Gang mit einem uniformierten Polizeioffizier.
»Doc, worum geht's denn?« fragte der Cop.
»Diese Patientin hat etwas sehr Ernstes, möglicherweise sehr Ansteckendes. Ich muß ihr Apartment ansehen.«
»Das ist nicht legal, wissen Sie. Normal müssen Sie
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