Befehl von oben
muß es auch Zeit dafür geben, sie richtig zu machen.
»Was kann ich für Sie tun?« fragte Lorenz, als er sich setzte.
»Sir, schildern Sie mir bitte kurz die Lage. Das Bureau arbeitet mit anderen Dienststellen daran, die Ursache für all dies herauszufinden.
Wir befragen alle Opfer, um festzustellen, wo sie es sich holten. Wir meinen, Sie sind der Experte für die allgemeine Situation. Wo hat das Ganze begonnen?«
Das Militär wußte nicht, wo es begonnen hatte, aber es wurde schnell ersichtlich, wie weit es gelangt war. Fort Stewart in Georgia war bloß der Anfang. Fast jeder große Army-Standort lag in der Nähe irgendeiner Großstadt. Das Personal bewohnte hauptsächlich Baracken, mit Gemeinschaftsduschen und -toiletten, und an den Standorten waren die leitenden Sanitätsoffiziere außer sich vor Angst. Am beengtesten lebte das Marinepersonal. Ein Schiff war eine abgeschlossene Umgebung.
Den Schiffen auf See befahl man, dort zu verharren, während die Lage an Land geklärt wurde. Bald stand fest, daß fast jeder größere Standort gefährdet war, und wenn auch einige Einheiten – hauptsächlich Infanterie und Militärpolizei – sich zur Unterstützung der Nationalgarde verteilten, hielten die Sanitäter jeden Soldaten oder Seemann im Auge.
Bald fanden sie Männer und Frauen mit Grippesymptomen. Diese wurden augenblicklich isoliert, in MOPP-Zeug gesteckt und mit Hubschraubern zur nächsten Klinik geflogen, das Ebola-Fälle aufnahm. Bis Mitternacht war klar, daß das US-Militär bis auf weiteres ein kontaminiertes Instrument war. Blitzgespräche nach NMCC berichteten, bei welchen Einheiten Fälle auftauchten, und auf dieser Grundlage wurden ganze Bataillone streng abgesondert. Deren Mannschaften aßen Marschverpflegung, da ihre Messen geschlossen waren, und dachten an den Feind, den sie nicht sehen konnten.
»Jesus, John«, sagte Chavez in dessen Büro.
Clark nickte still. Seine Frau Sandy war Lehrschwester an einem akademischen Krankenhaus, und ihr Leben, wußte er, könnte gefährdet sein. Sie führte eine internistische Station. Kamen Opfer, dann zu ihrer Station, und Sandy würde an vorderster Front ihren Studenten zeigen, wie solche Patienten sicher zu behandeln waren.
Sicher? fragte er sich. Denkste! Der Gedanke weckte dunkle Erinnerungen und die Art Angst, die er seit Jahren nicht mehr kannte. Dieser Angriff auf sein Land – gesagt hatte man ihm nichts, aber Clark hatte nie gelernt, an Zufälligkeiten zu glauben – brachte nicht ihn, sondern seine Frau in Gefahr.
»Wer, meinste, hat's getan?« Es war eine dumme Frage, und sie brachte eine noch dümmere Antwort.
»Jemand, der uns nicht besonders mag«, antwortete John böse.
»'tschuldigung.« Chavez sah zum Fenster raus und dachte einige Sekunden nach. »Es ist ein verteufeltes Glücksspiel, John.«
»Wenn wir's rausfinden … und Geheimhaltung ist bei solchen Operationen verflucht schwierig …«
»Roger, Mr. C. Die Typen, denen wir schon auf die Finger schauen?«
»Das wäre eine Möglichkeit. Andere auch, schätz' ich.« Er sah auf seine Uhr. Direktor Foley müßte schon von Washington zurück sein, und sie sollten zu seinem Büro rauf. Das dauerte nur ein paar Minuten.
»Hi, John«, sagte der DCI von seinem Schreibtisch. Mary Pat war auch da.
»Kein Versehen, dies hier, oder?« fragte Clark.
»Nein, ist es nicht. Wir stellen eine vereinigte Task-Force zusammen. FBI redet mit den Leuten im Inland. Gibt's Hinweise, verfolgen wir die außerhalb der Landesgrenzen. Sie beide stehen dafür auf Abruf. Ich bastle irgendwas, um Leute nach Übersee zu bekommen.«
»Das SNIE?« fragte Ding.
»Alles andere kommt auf dem Herd ganz nach hinten. Jack gab mir sogar Vollmacht, NSA und DIA herumzuschubsen.« Obwohl der DCI das von Rechts wegen schon durfte, hielten sich die anderen Geheimdienste bislang für unabhängige Imperien. Das war einmal.
»Wie geht's den Kindern, Leute?« fragte Clark.
»Zu Hause«, antwortete Mary Pat. Spook-Königin hin oder her, sie war immer noch eine sorgende Mutter. »Sie sagen, es geht ihnen gut.«
»Massenvernichtungswaffen«, sagte Chavez. Mehr war nicht nötig.
»Yeah.« Der DCI nickte. Jemand übersah oder ignorierte einfach die Tatsache, daß die US-Politik diesbezüglich seit Jahren mehr als deutlich war. Nuklear entsprach bakteriell entsprach chemisch, und die Antwort auf bakteriell oder chemisch war nuklear, da die USA diese, nicht aber jene Waffen hatten. Das Telefon auf dem Tisch läutete.
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