Befehl von oben
seines Chefs, bis sie einige Worte auf Mandarin wechselten. Ein Telex wurde überreicht und gelesen. Ein anderes wurde dem Amerikaner direkt übergeben.
»Es scheint, es gibt in Ihrem Land ein schwerwiegendes Problem, Mr. Secretary.«
Die Pressekonferenz wurde kurzerhand beendet. Ryan verließ den Raum, kehrte ins Oval Office zurück und setzte sich auf die Couch zu seiner Frau.
»Wie ist es gelaufen?«
»Hast du nicht zugeschaut?« fragte Jack.
»Wir haben gerade einiges besprochen«, erklärte Cathy. Dann kam Arnie.
»Nicht schlecht, Boß«, meinte der Stabschef. »Sie müssen sich heut abend mit den Leuten vom Senat treffen. Das habe ich gerade mit den Fraktionsführern beider Parteien ausgeknobelt. Es macht die heutigen Wahlen einigermaßen interessant, und …«
»Arnie, bis auf weiteres wird in diesem Gebäude nichts Politisches besprochen. Politik handelt von Ideologie und Theorie. Jetzt geht es um eiskalte Tatsachen«, sagte SWORDSMAN.
»Sie können dem nicht entfliehen, Jack. Politik ist real, und wenn dies der vom General geschilderte vorsätzliche Angriff ist, dann ist Krieg, und Krieg ist ein politischer Akt. Sie führen die Regierung an. Sie haben den Kongreß politisch anzuführen. Sie sind kein Philosophenkönig. Sie sind Präsident eines demokratischen Landes«, erinnerte ihn van Damm.
»Ist gut«, seufzte Ryan ergeben. »Was sonst?«
»Bretano rief an. Der Plan wird gegenwärtig implementiert. Gleich befehlen die Luftverkehrs-Controller allen Maschinen, zu landen. An den Flughäfen gibt wohl es gerade das reinste Chaos.«
»Möcht' ich wetten.« Jack rieb sich seine Augen.
»Sir, Sie haben kaum eine Wahl«, sagte General Pickett dem Präsidenten.
»Wie komme ich nach Hopkins zurück?« fragte Alexandre. »Ich habe eine Abteilung zu führen und Patienten zu behandeln.«
»Ich habe Bretano gesagt, daß die Bürger Washington verlassen dürfen«, führte van Damm für die anderen im Raum aus. »Das trifft für alle grenznahen Großstädte zu. New York, Philadelphia usw. Wir müssen die Leute nach Hause lassen, nicht wahr?«
Pickett nickte. »Ja, dort sind sie sicherer. Es wäre unrealistisch anzunehmen, der Plan werde etwa vor Mitternacht korrekt implementiert.«
Dann sprach Cathy: »Alex, Sie kommen wohl mit mir.«
»Was?« Ryans Augen gingen auf.
»Jack, ich bin eine Ärztin, weißt du noch?«
»Du bist ein Augendoktor, Cathy.«
»Bei der Stabskonferenz heute stimmten wir darin überein, daß jeder beitragen muß. Es geht nicht an, daß nur die Schwestern und Assistenzärzte diese Patienten behandeln. Ich bin Kliniker. Wir sind hier alle mal dran, Schatz«, sagte SURGEON ihrem Mann.
»Nein! Nein, Cathy, es ist zu gefährlich.« Jack sah sie an. »Ich erlaub' es dir nicht.«
»Jack, sooft du weg warst; die Dinge, die du mir nie sagtest, die gefährlichen Sachen. Du machtest deinen Job«, sagte sie vernünftig. »Ich bin Ärztin, auch ich habe meinen Job.«
»So gefährlich ist es nicht, Mr. President«, warf Alexandre ein. »Man muß nur die Richtlinien einhalten. Ich arbeite täglich mit AIDS-Fällen, und …«
»Nein, Gottverflucht noch mal!«
»Weil ich eine Frau bin?« fragte Caroline Ryan zärtlich. »Auch ich bin besorgt, Jack, bin aber Professorin an einer Medizinischen Fakultät. Die Studenten lernen von mir, Ärzte zu werden und wo ihre berufliche Verantwortung liegt. Eine der Verantwortungen ist es, für die Patienten dazusein. Ich kann meiner Verantwortung genausowenig entfliehen wie du, Jack.«
»Ich würde gerne die von Ihnen aufgestellten Richtlinien sehen, Alex«, sagte Pickett.
»Sie sind mein Gast, John.«
Jack sah seiner Frau weiter ins Gesicht. Er wußte, sie war stark und daß sie auch Patienten mit ansteckenden Krankheiten behandelte – manche Augenkomplikationen brachte AIDS mit sich. Bisher hatte er sich nur wenig Gedanken darüber gemacht. Das mußte er jetzt. »Was ist denn, wenn …«
»Wird es nicht. Ich muß vorsichtig sein. Ich glaube, du hast bei mir wieder getroffen.« Sie küßte ihn vor all den anderen. »Es ist einfach bemerkenswert, wie mein Mann immer den richtigen Zeitpunkt erwischt«, sagte sie dem Publikum.
Das war Ryan zuviel. Seine Hände begannen zu zittern, und seine Augen füllten sich. Er blinzelte die Tränen weg. »Bitte, Cathy …«
»Hättest du mir auf dem Weg zu diesem U-Boot zugehört, Jack?« Sie küßte ihn nochmals und stand auf.
Es gab Widerstand, aber nicht viel. Vier Gouverneure befahlen ihren
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