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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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meinem Job und Ihrem. Wenn Sie sich irren, ist eine Richtigstellung möglich. Das sahen wir ja gestern bei einem Ihrer Kollegen, nicht? Aber, Barry, wenn ich mich in einer Lage wie dieser täusche, dann sterben Tausende und Abertausende. Falls sich herausstellt, daß ich im Unrecht bin, dürfen Sie gerne gegen mich vom Leder ziehen. Auch das gehört zu meinem Job, und ich gewöhne mich langsam daran. Vielleicht bin ich feige. Vielleicht fürchte ich nur, Menschen ohne Grund sterben zu lassen, wenn es in meiner Macht steht, das zu verhindern.«
    »Sie wissen es aber nicht sicher, oder?«
    »Nein«, gab Jack zu, »das weiß keiner von uns wirklich. Ich wünschte, ich könnte mit größerer Zuversicht reden. Ich kann es aber nicht und werde darüber nicht lügen.«
    »Wer war es, Mr. President?« fragte ein anderer Reporter.
    »Wir wissen es nicht, und gegenwärtig möchte ich nicht über den Ursprung dieser Epidemie spekulieren.« Das war eine Lüge, wußte Ryan, wo er doch gerade gesagt hatte, er würde nicht lügen. Denn das erforderte die Situation ebenfalls. Was für eine beschissen verrückte Welt es war.
    *
    Es war das schlimmste Interview ihres Lebens. Die Frau, die man Index-Fall nannte, das konnte sie sehen, war attraktiv oder war es bis vor ein, zwei Tagen gewesen. Jetzt war die Haut, der man zuvor einen Pfirsich- und-Milch-Teint attestiert hätte, fahl und rotpurpurn gefleckt. Schlimmer noch, sie wußte es. Sie mußte es wissen, dachte die hinter ihrer Maske versteckte Agentin, in den Gummihandschuhen ein Filzschreiber (nichts Spitzes hier, das dem dünnen Latex schaden könnte), mit dem sie das wenige, das sie erfuhr, notierte. Sie mußte wissen, daß solche medizinischen Maßnahmen aus dem Rahmen fielen, daß das Personal fürchtete, sie zu berühren, und jetzt wollte eine Spezialagentin des Federal Bureau of Investigation nicht einmal näher an ihr Krankenbett treten.
    »Nichts, wirklich«, antwortete die Stimme wie vom Boden eines Grabes. »Arbeitete an meinem Platz, die Herbstbestellungen vorbereiten. Ging zwei Tage zur Messe für Haushaltswaren im McCormick-Center.«
    Es gab noch weitere Fragen, die auch keine unmittelbar nützliche Information aufdeckten. Die Frau in der Agentin wollte hinüberreichen, die Hand berühren, ihr ein bißchen Trost und Sympathie spenden – aber nein. Die Agentin hatte vorige Woche erfahren, daß sie ihr erstes Kind erwartete. Sie hatte jetzt zwei Leben in ihrer Obhut, nicht nur ihr eigenes, und sie hatte große Mühe, ein Zittern ihrer Hand zu unterdrücken.
    »Ich danke Ihnen«, sagte die Agentin, stand vom Stuhl auf und ging zur Tür. Beim Öffnen zog sie die Schultern ein, um den Rahmen nicht zu berühren, und ging den Gang herab zum nächsten Zimmer für das folgende Interview. Klein stand im Korridor, besprach sich mit jemandem vom Stab – Doc oder Schwester, das konnte die Agentin nicht erkennen.
    »Wie ist es gelaufen?« fragte der Professor.
    »Wie stehen ihre Chancen?« fragte die Agentin.
    »Im wesentlichen null«, antwortete Klein. Für Krankheiten dieser Art traf der Ausdruck ›Patient null‹ genau zu.
    *
    »Wiedergutmachung? Die wollen von uns Wiedergutmachung!« wütete der Verteidigungsminister, noch bevor der Außenminister sprechen konnte.
    »Minister, ich übermittle lediglich die Worte anderer«, betonte Adler.
    »Wir haben zwei Offiziere Ihrer Air Force die Raketenfragmente untersuchen lassen. Die stimmen unserer Beurteilung zu. Es ist ein Pen-Lung-13, der neue Hitzesucher großer Reichweite, den die PRC aus einer russischen Waffe weiterentwickelt hat. Das ist jetzt definitiv, ganz abgesehen von Radarbeweisen Ihrer Marine«, fügte Verteidigung hinzu. »Der Abschuß der Linienmaschine war eine vorsätzliche Handlung.
    Sie wissen es. Wir auch. Also sagen Sie mir, Mr. Adler, wo steht Amerika bei diesem Disput?«
    »Wir wünschen nichts mehr als die Wiederherstellung von Frieden«, sagte SecState in Erfüllung seiner Vorhersagen. »Ich darf auch darauf hinweisen, daß die PRC, mit der Erlaubnis direkter Flüge zwischen deren Hauptstadt und Ihrer, einiges an Entgegenkommen aufzeigt.«
    »Genau«, erwiderte der Außenminister, »beziehungsweise, so scheint es für einen unbedarften Beobachter zu sein. Aber sagen Sie mir, Mr. Adler, was wollen die wirklich?«
    Soviel zur Beruhigung der Lage, sagte sich Scott Adler. Die beiden waren so schlau wie er und erheblich zorniger. Das änderte sich abrupt.
    Ein Sekretär klopfte und kam rein, sehr zum Mißmut

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