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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Generaladjutanten – üblicher Titel für den obersten Offizier der National Guard eines Bundesstaates –, ihren Gehorsam dem Präsidentenbefehl zu verweigern. Drei davon wankten, bis der SecDef sie anrief und den Befehl klar und persönlich machte, unter Androhung von sofortiger Ablösung, Arrest und Kriegsgericht. Manche sprachen vom Aufbau eines Protests, das aber brauchte Zeit, und die grünen Fahrzeuge bewegten sich schon mit bereits modifizierter Order. Lokale Radio- und TV-Sender gaben Bescheid, daß Pendler bis 21.00 Uhr ohne Behinderung nach Hause durften, bis Mitternacht bei entsprechender Prüfung der Personalien. Wenn es ging, würden die Leute heimgelassen. Das gelang meistens, aber Motels in ganz Amerika füllten sich schnell.
    In Pittsburgh verspätete sich merkwürdigerweise die Benachrichtigung der Agenten, die den bevorstehenden Besuch des Präsidenten dort vorbereiteten. Während das Vorauskommando mehrheitlich in die Bar hetzte, um die Ansprache des Präsidenten zu sehen, rief Raman bei sich zu Hause an. Als der Anrufbeantworter sich einschaltete, gab er den Kode zum Abhören seiner Nachrichten ein. Wieder hatte sich einer verwählt, gab die Ankunft eines nicht bestellten Teppichs durch und einen Preis, den er nicht bezahlen würde. Raman fröstelte. Jetzt war er für seine Mission freigegeben. Das hieß bald, da erwartet wurde, daß er beim Versuch das Leben verlor. Dazu war er auch bereit, doch meinte er nun, eine Überlebenschance zu haben. Er ging zur Bar. Die anderen drei standen vor dem Fernseher.
    »Heilige Scheiße!« Der dienstälteste vom Pittsburgh-Büro sprach für die übrigen. »Was machen wir jetzt?«
    Mit internationalen Flügen war es eine kitzlige Sache. Die Sache drang bei den Botschaften in Washington nur langsam durch. Ihren Regierungen berichteten sie von der Art Notstand, der vorlag, aber in Europa waren Offizielle daheim, als die Anrufe kamen. Sie mußten in ihre Büros, eigene Konferenzen halten; meist ließ die Dauer transozeanischer Flüge aber dafür genug Zeit. Bald war entschieden, daß alle Passagiere von Flügen aus Amerika in Quarantäne kamen – wie lange, stand noch nicht fest. Dringende Anrufe zur amerikanischen Federal Aviation Administration erreichten, daß Flüge nach Amerika noch landen durften, um frisch aufgetankt zu ihren Ursprungsorten zurückzufliegen. Diese Flieger wurden als unkontaminiert klassifiziert, ihre Passagiere durften nach Hause.
    Daß die Finanzmärkte schließen mußten, wurde durch die Ebola-Erkrankung eines Warentermin-Händlers des Chicago Board of Trade klar, und die Nachricht machte schnell die Runde. Die Geschäfts- und Finanzgemeinden überlegten besorgt, welche Auswirkungen dies auf ihre Tätigkeiten haben würde. Meistens aber sahen die Leute fern. Die Sendernetze trieben ihre medizinischen Experten auf und gaben ihm oder ihr jeweils freie Hand zur Verdeutlichung des Problems, meistens zu detailliert. Kabelprogramme brachten Wissenschaftsfeatures zu Ebola-Ausbrüchen in Zaire, die zeigten, wie weit Grippesymptome führen konnten. Es kam zu einer ruhigen, privaten Art landesweiter Panik: Leute blieben zu Hause, prüften die Bestände in ihren Speisekammern, hockten ängstlich vor dem TV, gleichzeitig bemüht, zu verdrängen.
    Wenn sich Nachbarn unterhielten, hielten sie Abstand.
    Die Fallzahl erreichte die Fünfhundert kurz vor 20.00 Uhr in Atlanta.
    *
    Für Gus Lorenz war der Tag lang gewesen, mit Pendeln zwischen Labor und Büro. Es gab für ihn und den Stab Gefahr. Ermüdung schafft Fehler und Unfälle. Sonst war dies eine gesetzte Einrichtung, eine der weitbesten Forschungslabors, und die Menschen hier waren ruhige, geordnete Arbeitsabläufe gewohnt. Jetzt drehte alles durch. Die von Kurieren gebrachten Blutproben mußten etikettiert und getestet, die Ergebnisse an die Ursprungskliniken gefaxt werden. Lorenz kämpfte den ganzen Tag lang, um einen 24-Stunden-Dienstplan aufzustellen, aber keine Übermüdung einzelner zuzulassen. Das galt natürlich auch für ihn selbst, und als er sich für ein Nickerchen in sein Büro zurückziehen wollte, wartete dort bereits jemand auf ihn.
    »FBI«, sagte der Mann und zeigte seine Marke. Eigentlich war es der örtliche SAC, ein hochrangiger Agent, der sein Büro über Mobiltelefon regierte. Er war groß, ein ruhiger Mann, den nichts so leicht aufregen konnte. In Krisenlagen, das schärfte er seinen Agenten ein, galt es erst, nachzudenken. Um Dinge zu verbocken reicht die Zeit immer, da

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