Befehl von oben
rechts. Cathy schnappte sich den Plastikmülleimer – Nierenschalen waren zu klein und konnten überlaufen – und hielt ihn vor. Galle und Blut, sah sie. Schwarzes Blut.
Totes Blut. Blut voller kleiner Kristallblöcke aus Ebola-Viren. Als er fertig war, half sie ihm mit einer Schnabeltasse, der Art, bei der Quetschen eine kleine Portion Wasser abgab. Gerade genug, um ihm den Mund zu befeuchten.
»Danke«, stöhnte der Patient. Seine Haut war blaß, wo sie nicht von Unterhautblutung verfärbt war. Petechien. Wohl Lateinisch, dachte Cathy. Worte einer toten Sprache, um die Anzeichen kommenden Todes zu beschreiben. Er sah sie an, und er wußte es. Er mußte es wissen. Der Schmerz drückte gegen die Schranken der gegenwärtigen Morphiumdosierung, erreichte in Wellen sein Bewußtsein, wie die Flut gegen einen Seewall anbrandet.
»Wie mach' ich mich?« fragte er.
»Nun, Sie sind recht krank«, führte Cathy aus. »Aber Sie setzen sich sehr gut zur Wehr. Wenn Sie sich lang genug halten, kann Ihr Immunsystem mit dieser Geschichte fertig werden, aber dazu müssen Sie für uns mächtig antreten.« Und das war nicht ganz eine Lüge.
»Sie kenn' ich nicht, 'ne Schwester?«
»Nein, eigentlich bin ich Professor.« Durch die Sichtscheibe lächelte sie ihn an.
»Seien Sie vorsichtig«, sagte er. »Dies würde Ihnen nicht gefallen, glauben Sie mir.« Er schaffte sogar, so zurückzulächeln, wie es Schwerkranke manchmal tun. Das riß Cathy fast das Herz aus der Brust.
»Wir sind vorsichtig. Tut mir leid wegen des Anzugs.« Sie brauchte es so, ihn zu berühren, zu zeigen, daß sie für ihn einstand, und durch Gummi und Plastik ging's einfach nicht, verdammt!
»Tut echt weh, Doc.«
»Legen Sie sich zurück, schlafen Sie, soviel Sie können. Ich stelle Ihnen das Morphium nach.« Sie ging auf die andere Seite, um die Tropfzahl zu erhöhen und wartete kurz, bis sich seine Augen schlossen. Dann ging sie zum Eimer zurück und sprühte ihn mit starkem aus. Der Behälter war schon getränkt damit, das Plastik damit imprägniert, und was lebend hineinfiel, würde rasch ausgelöscht.
Das Besprühen der dreißig Kubik, die er hochgebracht hatte, war wohl überflüssig, aber jetzt war Übervorsichtigkeit ein Fremdwort. Eine Schwester kam rein und gab ihr die neueste Serologie. Seine Leberwerte waren fast außerhalb des Meßbereichs. Ebola hatte für dieses Organ eine üble Affinität. Andere chemische Indikatoren zeigten systemische Nekrose. Die inneren Organe hatten angefangen, abzusterben, die Gewebe zu verrotten, von den winzigen Virensträngen aufgefressen.
Theoretisch war es noch möglich, daß sein Immunsystem die Energie zu einem Gegenschlag aufbrachte, aber nur theoretisch – eins zu mehreren hundert. Manche Patienten konnten dies besiegen. Es war in der Literatur, die sie mit ihren Kollegen in den letzten zwölf Stunden studierte, und dann, spekulierten sie bereits, wenn sie die Antikörper isolieren konnten, hätten sie möglicherweise therapeutisch was Brauchbares.
Falls – vielleicht – hätte – könnte – eventuell.
Dies war nicht Medizin, wie sie sie kannte. Wieder dachte sie an ihre Entscheidung, in die Ophthalmologie zu gehen. Einer ihrer Professoren hatte ihr sehr nahe gelegt, in die Onkologie zu gehen: mit ihrem Hirn, ihrer Neugier, ihrer Gabe, Dinge zu verbinden, hatte er gesagt. Aber im Hinabschauen auf diesen schlafenden sterbenden Patienten wußte sie, daß nein, sie hätte nicht das Herz, jeden Tag so was zu tun. Nicht so viele zu verlieren. Machte das sie zum Versager? fragte sich Cathy. Bei diesem Patienten, mußte sie zugeben, war das so.
*
»Verdammt«, sagte Chavez. »Es ist wie Kolumbien.«
»Oder Vietnam«, stimmte Clark zu, bei der Begrüßung durch tropische Hitze. Da war ein Botschaftsangehöriger und ein Repräsentant der Regierung Zaires. Letzterer trug eine Uniform und salutierte den ankommenden ›Offizieren‹; diese Höflichkeit erwiderte Clark.
»Hier entlang bitte, Colonel.« Der Helikopter erwies sich als französisch, und die Bedienung war ausgezeichnet. Amerika hatte über dieses Land gewaltige Geldmengen ausgeschüttet. Jetzt war es Zeit zum Abstottern.
Clark sah hinab. Drei-Ebenen-Dschungel. Den kannte er von mehr als einem Land. In seiner Jugend war er da unten gewesen, auf der Suche nach Feinden und mit Feinden auf der Suche nach ihm – kleine Männer in schwarzen Pyjamas oder Khaki-Uniformen, die AK-47 trugen, Leute, die ihm das Leben nehmen wollten. Jetzt mußte
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