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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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paramilitärische Seite des DO reingerutscht waren, wo sie Sachen erledigten, die den reinen Gespenstern zu aufregend waren. Aber oft befriedigend, sagte sich Chavez. Sehr befriedigend.
    Langsam lernte er, sein Temperament zu zügeln, das hielt ihn aber nicht davon ab, darüber nachzudenken, den zu finden, der sein Land attackiert hatte, und wie ein Soldat mit ihm zu verfahren.
    »Sie kennen ihn besser als ich, John. Was wird er tun?«
    »Jack?« Clark zuckte mit den Schultern. »Hängt davon ab, was wir für ihn finden, Domingo. Das ist unser Job, weißt du's noch?«
    »Ja, Sir«, sagte der Jüngere ernst.
    *
    Der Präsident schlief in der Nacht nicht gut, obwohl er sich sagte, daß Schlaf eine Vorbedingung fürs Fällen guter Entscheidungen war – und das, betonten alle, war ja seine einzige echte Aufgabe. Am Vortag hatte er nur rund sechs Stunden gehabt, nach dem ermüdenden Zeitplan für Reisen und Reden, und jetzt fiel's Einschlafen schwer. Sein Stab und die Stäbe manch anderer Bundesbehörden schliefen weniger, denn die Exekutivbefehle mußten in der praktischen Welt umgesetzt werden. Das hieß Auslegung der Befehle im Kontext einer lebendigen Nation.
    Schließlich kam noch die Komplikation hinzu, daß es mit den beiden Chinas ein Problem gab, dreizehn Stunden gegenüber Washington voraus; ein weiteres potentielles Problem mit Indien, zehn Stunden voraus; und im Persischen Golf, acht Stunden voraus; zusätzlich zur schweren Krise in den USA, die sich alleine schon über sieben Zeitzonen erstreckten – mehr, wenn man verbleibende Pazifik-Besitzungen mitzählte. Auf seinem Bett im Wohntrakt des White House, als Ryans Gedanken rund um die Welt tanzten, fragte er sich schließlich, um welchen Erdteil man sich keine Sorgen machen mußte. Um drei herum gab er es auf und stand auf, um in Freizeitkleidung im West Wing die Funkzentrale aufzusuchen, Mitglieder des Detail im Schlepptau.
    »Was passiert?« fragte er den Befehlshabenden. Es war Major Charles Canon vom USMC, der ihn seinerzeit übers Attentat im Irak informiert hatte … womit, im Rückblick, anscheinend alles begonnen hatte.
    Leute wollten aus ihren Sesseln aufspringen, er winkte sie aber zurück.
    »Weitermachen.«
    »Geschäftige Nacht, Sir«, sagte der Major. »Wir sind jetzt mit den Nachrichtenleitungen von CDC und USAMRIID gekoppelt und bekommen deren Daten alle mit. Dort auf der Karte sind alle Fälle markiert.« Canon zeigte hin. Jemand hatte eine große, neue Karte der USA auf Korkplatte aufgezogen. Rote Nadeln bedeuteten offenbar Ebola-Fälle. Es gab auch einen Nadelvorrat in Schwarz, dessen Zweck allzu offensichtlich war, obwohl davon noch keine gesteckt waren. Die Nadeln waren einzeln und in Paaren um achtzehn auf der ganzen Karte verteilte Städte gruppiert. Noch waren einige Staaten unberührt. Idaho, Alabama, beide Dakotas, sogar seltsamerweise Minnesota, mit seiner Mayo Clinic, gehörten zu den Staaten, die Ryans Exekutivbefehl bisher schützte – oder der Zufall, und wie konnte man das unterscheiden? Es gab mehrere Stapel bedrucktes Endlospapier – die Drucker waren jetzt alle im Einsatz. Ryan hob einen auf. Die Opfer waren nach Namen, Staaten, Städten und Beruf aufgelistet. Rund fünfzehn Prozent kamen aus der Sparte Raumpflege/Wartung, die größte Kategorie neben Verkauf/Marketing. Diese Daten kamen von FBI und CDC, wo gemeinsam Infektionsmustern nachgegangen wurde. Ein weiterer Ausdruck zeigte vermutete Infektionsorte und bestätigte die Aussage General Picketts, daß man Handelsmessen als Ziel ausgewählt hatte.
    In seiner ganzen Zeit beim CIA hatte Ryan alle möglichen theoretischen Angriffe gegen sein Land studiert. Irgendwie war diese Art nie auf seinen Schreibtisch gelangt. Biologische Kriegsführung war einfach nicht statthaft. Er hatte Tausende Stunden über Angriffe mit Kernwaffen nachgedacht: Was haben wir, was haben sie, welche Ziele, wie viele Opfer, Ziel-Optionen zu Hunderten, ausgesucht nach Aspekten von Politik, Militär oder Wirtschaft, und für jede Option das Spektrum möglicher Resultate, abhängig von Wetter, Jahreszeit, Tageszeit und anderen Variablen, bis sich nur Computer mit den Ergebnissen befassen konnten und diese schließlich nur Ausdrücke der Wahrscheinlichkeitsrechnung darstellten. Jeden Moment davon hatte er gehaßt und gejubelt beim Ende des Kalten Krieges und der dauernden Androhung vom Megatod.
    Er hatte sogar eine Krise durchlebt, die dazu hätte führen können. Die Alpträume danach; er

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