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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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er sich vergegenwärtigen, daß es da unten etwas noch Kleineres gab, das keine Waffe trug und das nicht nur auf ihn, sondern aufs Herz seines Landes gezielt war. Es schien so verflucht irreal. John Clark war ein Geschöpf seines Landes. Auf Kampfoperationen war er verwundet und rasch wiederhergestellt worden. Da gab es das eine Mal, als er einen A-6-Piloten aus irgendeinem Fluß in Vietnam rausgeholt hatte. Er bekam eine Schnittwunde, und der verseuchte Fluß hatte ihn infiziert, aber Zeit und Medikamente hatten es wieder hingebogen. All diese Erlebnisse hatten in ihm den festen Glauben genährt, daß in seinem Land Ärzte fast alles reparieren konnten – nicht Alter und noch nicht Krebs, aber daran wurde gearbeitet, und im Laufe der Dinge würden sie ihre Schlachten gewinnen wie meistens er seinerzeit. Das war eine Illusion.
    Das mußte er jetzt zugeben. Ein kleines Dschungelvirus hatte das bewirkt. Aber es war nicht der Dschungel, der Amerika angriff. Menschen hatten das getan.
    *
    Die vier RoRo-Schiffe formierten sich 600 Meilen Nordnordwest von Diego Garcia. Es war eine Kastenformation: ein Kilometer seitlicher, ein Kilometer Längsabstand. Der Zerstörer O'Bannon nahm fünf Kilometer voraus Stellung ein, die Kidd war zehn Kilometer Nordost vom ASW-Schiff. Anzio fuhr den anderen Schiffen zwanzig Meilen voraus.
    Die Tankerflotte lag mit ihren zwei Fregatten westwärts und würde gegen Abend auf schließen.
    Die Gelegenheit war für eine Übung gut. Sechs P-3C-Orion-Maschinen waren auf Diego Garcia stationiert, und eine davon patrouillierte vorm Mini-Konvoi, warf Sonarbojen ab, was für eine schnellfahrende Formation recht kompliziert war, und horchte nach möglichen U-Boot-Kontakten. Eine weitere Orion flog weit voraus, spürte Indiens Zwei-Träger-Schlachtflotte an ihren Radaremissionen nach und blieb, soweit möglich, außer Reichweite. Die führende Orion hatte nur Waffen zur U-Boot-Abwehr an Bord zur Zeit, und ihre Mission war lediglich Routineüberwachung.
    »Ja, Mr. President«, sagte der J-3. Warum schläfst du denn nicht, Jack? durfte er nicht sagen.
    »Robby, hast du diese Sache von Botschafter Williams gesehen?«
    »Hat mich aufhorchen lassen«, bestätigte Admiral Jackson.
    David Williams hatte sich beim Aufsetzen des Communiqués Zeit gelassen. Das hatte Leute im Außenamt geärgert, und sie hatten zwei Nachfragen geschickt, die er ignorierte. Der ehemalige Gouverneur zog alle politischen Register, um die Worte der Premierministerin zu werten: ihren Ton, ihre Körpersprache – vor allem den Ausdruck in ihren Augen. Dafür gab es keinen Ersatz, eine Lektion, die Dave Williams mehrmals gelernt hatte. Was er nicht gelernt hatte, war diplomatische Wortwahl. Sein Bericht kam direkt aus der Schulter, die Schußfolgerung: Indien hatte was vor. Er vermerkte außerdem, daß die Ebola-Krise in Amerika nicht erwähnt wurde. Kein Wort der Sympathie. Das war, schrieb er, in einer Hinsicht ein Fehler, in der anderen pure Absicht.
    Indien hätte besorgt sein oder Besorgnis ausdrücken müssen. Statt dessen wurde es ignoriert, und sie hatte darauf herumgeritten, von Amerika genötigt worden zu sein, ihn an die ›Attacke‹ auf ihre Navy nicht ein-, sondern zweimal erinnert, es dann auf die Benennung als ›unfreundlichen Akt‹ ausgedehnt. Diesen Ausdruck diplomatisch zu gebrauchen kam gleich vor der Handbewegung zum Halfter. Er schloß daraus, daß Indiens Marineübung garantiert kein Versehen war. Die Nachricht, die er erhalten hatte, lautete: Ins Gesicht!
    »Also, was denkst du, Rob?«
    »Ich glaube, Botschafter Williams ist ein verdammt gerissener Hund, Sir. Das einzige, was er nicht sagte, konnte er nicht wissen: Wir haben dort keinen Träger. Nun haben uns die Inder auf keine Weise aufspüren können, aber's ist öffentlich, daß sich Ike gen China bewegt. Und wenn ihre Nachrichten-Offiziere halbwegs auf Zack sind, wissen sie's sicher. Darauf sticht ihre Navy in See. Und jetzt erhalten wir dies von unserem Botschafter. Sir …«
    »Laß gut sein, Robby«, sagte ihm Ryan. »Für einen Tag hast du oft genug Sir gesagt.«
    »Gut. Jack, wir haben jeden Grund zu Annahme, daß China und Indien schon vorher zusammengearbeitet haben. Was also passiert jetzt? China inszeniert einen Vorfall. Er wird ärger. Wir bewegen einen Träger. Die Inder stechen in See. Ihre Flotte ist direkt im Weg für die Passage von Diego Garcia zum Persischen Golf. Der Persische Golf heizt sich auf.«
    »Und wir haben eine Seuche«,

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