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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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aber's ist nicht über die Anfangserscheinungen hinausgekommen.«
    »Wir brauchen Gus' Arbeit zu Umwelteinflüssen. Da müßte er schon was haben.«
    »Einverstanden. Rufen Sie ihn an.«
    Der Richter war ein alter Freund Kealtys. Martin war sich nicht sicher, wie dieser die Zuteilung am Bezirksgericht gedeichselt hatte, aber das war jetzt unerheblich. Es war, wie Kealty gesagt und der Solicitor General zugestimmt hatte, eine grundlegend einfache Rechtsfrage, wenn auch die praktische Auslegung in alle möglichen Komplikationen führte. Es war auch eine Sache hoher Dringlichkeit, weshalb der Richter bereits nach einer Bedenkstunde wiederkehrte. Er würde seine Entscheidung von den Notizvermerken ablesen, und das Urteil später am Tage schriftlich fixieren lassen.
    »Das Gericht«, sagte er, »ist sich der schweren Gefahr bewußt, mit der sich das Land konfrontiert sieht, und kann die ernsthaft empfundene Pflicht von Präsident Ryan nachvollziehen, die Leben von Amerikanern neben ihren Rechten zu schützten. Jedoch muß das Gericht anerkennen, daß die Verfassung das oberste Recht im Lande ist und bleibt. Dieses rechtliche Bollwerk zu stürmen wäre ein Schritt, der potentiell einen Präzedenzfall aufstellt, mit so schweren Konsequenzen, daß sie über die gegenwärtige Krise hinausreichen, und wenn auch der Präsident sicherlich aus den besten Absichten heraus handelt, muß dieses Gericht den Exekutivbefehl aufheben im Vertrauen darauf, daß unsere Bürger intelligent und klug vorgehen in ihrem Streben nach Sicherheit. So geurteilt …«
    »Hohes Gericht.« Der Solicitor General stand auf. »Die Regierung will und muß, gegen Ihr Urteil beim vierten Bezirksgericht Einspruch einlegen. Wir beantragen Aussetzung bis zur Bewältigung der Schreibarbeiten später am heutigen Tag.«
    »Antrag abgelehnt. Gericht vertagt sich.« Der Richter erhob sich und verließ die Bank ohne weiteres Wort. Im Raum brach natürlich Tumult aus.
    »Was bedeutet das?« sagte der Korrespondent von Court TV – selbst ein Anwalt, der es sehr wohl wußte – zu Ed Kealty und streckte sein Mikrofon aus, wie es Reporter in solchen Momenten tun.
    »Es heißt, daß der sogenannte Präsident Ryan das Gesetz nicht brechen darf. Ich meine, hier aufgezeigt zu haben, daß die Herrschaft des Gesetzes in diesem Lande noch besteht«, erwiderte der Politiker. Er wollte nicht übermäßig selbstgefällig erscheinen.
    »Was sagt die Regierung dazu?« wurde der Solicitor General gefragt.
    »Nicht viel. Wir werden Berufungsantrag beim vierten US-Bezirksgericht eingereicht haben, noch bevor Richter Venable seine Begründung niedergeschrieben hat. Das Gerichtsurteil ist vor der Niederschrift, Unterschrift und korrekten Ablage noch nicht bindend. Vorher wird unser Berufungsantrag bereits fertig sein. Das vierte Bezirksgericht wird das Urteil aussetzen …«
    »Und wenn nicht?«
    Martin übernahm. »In dem Fall, Sir, wird der Exekutivbefehl im Interesse öffentlicher Sicherheit aufrechterhalten bleiben, bis der Fall in besser strukturiertem Umfeld argumentiert werden kann. Doch gibt es Grund genug, anzunehmen, daß das vierte Bezirksgericht dieses Urteil aussetzen wird. Richter sind Menschen der Wirklichkeit, nicht nur des geschriebenen Wortes. Eins gibt es allerdings noch.«
    »Ja?« hakte der Reporter nach. Kealty sah aus der Entfernung von drei Metern zu.
    »Das Gericht hat eine andere, wichtige verfassungsrechtliche Grundfrage hier geklärt. Durch die Benennung von Präsident Ryan in Namen und Titel seines Amtes hat das Gericht die Nachfolgefrage beantwortet, die der ehemalige Vizepräsident Kealty gestellt hatte. Zudem hat das Gericht entschieden, daß der Exekutivbefehl aufgehoben würde. Wenn Mr. Ryan nicht der Präsident wäre, könnte der Befehl nie gültig oder rechtlich bindend gewesen sein, und das Gericht hätte das feststellen müssen. Statt dessen hat das Gericht zur Sache unrichtig, zum Verfahren aber richtig geurteilt. Wenn Sie mich entschuldigen wollen – der Solicitor General und ich haben jetzt einige Schreibarbeit zu erledigen.«
    Es kam nicht oft vor, daß es Reportern die Sprache verschlug. Bei Politikern fiel das noch schwerer.
    »Nun warten Sie mal!« rief Kealty.
    »Sie waren nie ein besonders guter Anwalt, Ed«, sagte Martin, als er vorbeiging.
    »Ich glaub', er hat recht«, sagte Lorenz. »Gott, ich hoff, daß er recht hat.«
    Die CDC-Labors waren von Anbeginn an verzweifelt bemüht, festzustellen, wie haltbar der Virus an der Luft

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